Wintersemester im Hörsaal? Studierende protestieren, Uni Freiburg plant „hybrides Angebot“ Hochschule | 03.08.2021 | Maja Bruder

Derzeit unmöglich: Volle Hörsäle an der Uni Freiburg.

Die Studierenden der Uni Freiburg sitzen seit mehr als einem Jahr zuhause. Besonders ärgert viele, dass Schulen die Maskenpflicht ausgesetzt haben. Mit einem offenen Brief haben sich die Studierenden Anfang Juli ans Rektorat gewandt. Mittlerweile lassen die Inzidenzwerte auf ein Wintersemester mit Vor-Ort-Veranstaltungen hoffen. Sicher ist das allerdings nicht.

„So viel digitale Lehre wie nötig“

Seit Anfang Juni sind an der Uni Freiburg laut Pressestelle teilweise wieder Präsenzformate insbesondere für Studienanfänger*innen und Studierende in ihrer Abschlussphase geboten. Das Wintersemester macht jedoch vielen Studierenden Sorgen. “Wir wollen so viel Präsenz wie möglich und so viel digitale Lehre wie nötig“, teilt Uni-Sprecherin Rimma Gerrenstein mit. Wunsch sei, dass kein Hörsaal im Wintersemester leersteht. Somit könne zwar teilweise mit Präsenzlehre gerechnet werden, jedoch mit Einschränkungen.

Auf der Uni-Homepage prangert der Slogan: „Im Wintersemester wird kein Hörsaal leer stehen“. Weiter heißt es dort: „Die rechtlichen Regelungen und niedrigen Inzidenzwerte eröffnen mehr Möglichkeiten für Präsenzlehre.“ Ab Oktober soll es ein „hybrides Studienangebot“ geben. Wichtig dafür sei, dass viele Studierende geschützt sind. „Wir bitten daher alle, Studierende wie Lehrende, von den zahlreichen kostenlosen Impfangeboten Gebrauch zu machen“, schreibt Prorektor Michael Schwarze. Es sei noch nie so einfach und unkompliziert wie jetzt, einen Termin zu bekommen.

Studierende leiden

Laut Pressestelle sind Präsenzveranstaltungen gemäß der Hygieneordnung zu gestalten – unter Einhaltung der AHA-Regeln. Vorlesungen sollen möglichst vorab aufgezeichnet und digital angeboten werden. Besonderen Vorrang sollen Studierende des 1. und 2. Semesters und Klausuren haben. Praxisveranstaltungen, die spezielle Labor- beziehungsweise Arbeitsräume erfordern (Laborpraktika, Präparierkurse), und Exkursionen können in Präsenz unter Einhaltung der einschlägigen Regelungen und der Hygieneordnung durchgeführt werden.

Gut geht es den Studierenden beim Online-Studium nicht. In einer zentralen Evaluation hat die Uni Freiburg Studierende zu ihrer derzeitigen Situation befragt. Als besonders psychisch belastende Faktoren nannten 52 Prozent fehlende soziale Kontakte, 36 Prozent mangelnde Selbststrukturierung und 30 Prozent das Empfinden von Stress. Vor allem der Austausch mit Studierenden und Lehrenden bleibt zurzeit ziemlich auf der Strecke.

Offener Brief mit Vorwürfen

Um Druck zu machen, hat die Studierendenschaft am 5. Juli einen offenen Brief an das Rektorat geschrieben. Die Studierenden beschreiben den Eindruck, die “Universität habe kein Konzept für kontrollierte und schrittweise Öffnungen parat und versuche dies mit einer langfristig harten Schließungslinie zu überspielen”. Sie fordert daher verantwortungsvolle Öffnungsschritte und will, dass die Befürfnisse der Studierenden nicht mehr von Politik und Universität übersehen werden.

Auch Baden-Württembergs Bildungsministerin Theresia Bauer hat sich in einem offenen Brief geäußert. Sie wendet sich damit an die Studierenden und fordert sie auf, sich impfen zu lassen. „Das Impfen ist letztlich der zentrale Schlüssel beim Kampf gegen die Pandemie und für die Rückkehr zur Normalität an den Hochschulen und in der gesamten Gesellschaft.“

Ministerin verweist auf neue Verordnung

Bauer erklärt im Brief, dass die Corona-Verordnung Studienbetrieb vom 30. Juni den Hochschulleitungen die Möglichkeiten einräume, weitere Lehrveranstaltungen in Präsenz zuzulassen. Neu sei, dass Veranstaltungen „auch mit Unterschreitung des Mindestabstands durchgeführt werden können“. Das gelte auch für Veranstaltungen mit bis zu 35 Teilnehmer·innen. Auch mittelgroße Vorlesungen könnten in Präsenz ermöglicht werden, „wenn es gelingt, hierfür entsprechende Räume zu nutzen, die bis zu 60 Prozent belegt werden dürfen“. Bei bei 7-Tages-Inzidenzen unter 50 seien auch 75 Auslastung möglich.

Foto: © Baschi Bender

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