Bildung ist für alle: ArbeiterKind.de ermutigt zum Studium Ausbildung & Arbeit | 26.10.2022 | Pascal Lienhard

Junger Student lernt in der Bibliothek Fremde Welt: Studierende aus Familien ohne akademischen Background fühlen sich an der Universität schnell verloren.

Die Universität: Für viele ­Schulabgänger*innen ist sie eine fremde Welt. Proseminar, Erasmus, Übung, Studienleistung – da geht schon mal der Überblick verloren. Das gilt besonders für Menschen, die als Erste in der Familie eine Hochschule besuchen möchten. Unterstützung liefert die gemeinnützige und spendenfinanzierte Organisation ArbeiterKind.de – auch in Freiburg gibt es eine lokale Gruppe.

Der berufliche Aufstieg ist für Kinder aus Familien ohne akademischen Hintergrund oft besonders schwer. Fachleute sprechen vom „Bildungstrichter“. Sind schon an Gymnasien Schüler*innen aus nicht-akademischen Schichten in der Minderheit, sinkt die Zahl im Studium und erst recht unter Promovierenden. Wer solche Statistiken kennt, traut sich wo­möglich nicht, als Pionier*in der Familie die Hochschulbank zu drücken.

Derartige Ängste abbauen und Studierende über das gesamte Studium hinweg unterstützen – diese Aufgaben hat sich ArbeiterKind.de bei seiner Gründung 2008 auch in Nordrhein-Westfalen auf die Fahnen geschrieben. Es geht besonders darum, den Anteil der Studierenden der ersten Generation an Hochschulen zu erhöhen und die Zahl an Studienabbrecher*innen zu senken.

„Wer als Erste*r in der Familie studieren möchte, kann nicht auf Erfahrungen der Eltern zurückgreifen“, sagt Pressesprecher Pablo Ziller. Eltern ohne akademischen Background seien schnell überfragt oder skeptisch, ob ein Studium sinnvoll ist. Als größte derartige Organisation in Deutschland engagieren sich rund 6000 Ehrenamtliche in circa 80 deutschen Städten für ArbeiterKind.de. In der lokalen Gruppe in Freiburg sind aktuell neun Personen aktiv.

Um eigene Erfahrungen zu teilen, besuchen Ehrenamtliche der Organisation Schulen und zeigen, wie ein Studium auch ohne familiäre Tradition gelingen kann. „An den Schulen ist diese Form von Unterstützung kaum Thema“, sagt Ziller. „Das kann man ihnen aber auch nicht vorwerfen, selbst Unis sind oftmals nicht genügend sensibilisiert.“

Auch während des Studiums liefert ArbeiterKind.de Hilfeleistungen. Dazu zählen ein niedrigschwelliges Mentoring, Info-Telefone für Eltern, Schüler*innen und Studierende oder Erfahrungsaustausch zu Themen wie Studien­finanzierung oder Stipendien. Auch in der Zeit nach dem Studium will das Netzwerk unterstützen, wie Ziller erklärt. Laut einer aktuellen Studie haben es Absolvent*innen aus Familien ohne akademischen Hintergrund im Berufseinstieg schwerer. Im Gegensatz zu anderen Gruppen fehle ihnen oft das Netzwerk. In Form eines Mentorings werden Personen gematcht. „Wir haben da schon viele vermittelt, das ist sehr erfolgreich“, sagt Ziller.

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