Bock zu zocken – Azubis werden zu Game-Entwicklern Ausbildung & Arbeit | 13.12.2022 | Pascal Lienhard

Sticky Stone Studio

Nur professionelle E-Sportler*innen verdienen mit Games Geld? Falsch gedacht. Irgendwer muss die zig Spiele, die jährlich auf den Markt kommen, schließlich entwerfen. Zu den Entwicklern von Games gehören Jan Hüls und Florian Schuhmann. Sie absolvieren die Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Ihr Einsatzort: das Freiburger Start-up Sticky Stone Studio.

34,3 Millionen – so viele Computerspieler*innen gibt es in Deutschland. Davon profitiert auch das Sticky Stone Studio. Vom ersten PC-Spiel „Memorrha“, das 2019 auf den Markt kam, hat das Unternehmen mehr als 10.000 Kopien in 70 Ländern verkauft. Das weckt Interesse – zumal das Start-up nach eigener Aussage in der Breisgaumetropole das Einzige seiner Art ist. „Allein 2021 landeten 60 Bewerbungen auf meinem Schreibtisch“, sagt Gründer Philipp Degasper. Kapazitäten hat das Studio für fünf Praktikanten und Azubis, insgesamt hat das Start-up zehn Mitarbeitende.

Jan Hüls und Florian Schuhmann sind die Ersten, die im Studio die Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung absolvieren. „Man lernt dabei etwa die Planung von Software und die Zeiteinteilung“, sagt Hüls. Danach geht es an Entwicklung und Umsetzung, zum Abschluss wird ein eigenes Projekt realisiert. In der Regel dauert die Ausbildung drei Jahre. Nicht so bei Hüls: Der 27-Jährige lässt sich Kurse seines abgebrochenen Medieninformatikstudiums anrechnen und geht direkt in die Abschlussprüfung. Schuhmann macht die Ausbildung als 21-monatige Umschulung. Der 37-Jährige hat zuvor schon zwei Semester Physik und drei Semester Informatik studiert.

Jan Hüls

Ein Leben für Computerspiele: Jan Hüls (oben) und Florian Schuhmann (unten) designen in Freiburg Games.

Florian Schuhmann

„Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn man Berufserfahrung hat, das ist aber kein Muss“, sagt Degasper. Für unersetzlich hält der 31-Jährige die Leidenschaft für Games – egal, ob man als Entwickler*in oder im Art-Bereich arbeiten will. Gerade bei der Spieleentwicklung sei man gut beraten, viele Spiele auszuprobieren. „Fürs Entwickeln braucht es auch ein gewisses Faible für Mathe“, erklärt Schuhmann. Hüls nennt zudem logisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen als wichtige Kompetenzen.

Die Azubis arbeiten am aktuellen Projekt des Start-ups mit: Der Action-Multi­player „M.O.O.D.S.“ entführt Nutzer*innen in eine chaotische post-apokalyptische Welt voller Roboter. „Wir sind ins Gamedesign eingebunden und bringen eigene Ideen ein“, berichtet Hüls. Auch an Aufträgen für Unternehmen sind sie beteiligt. „Die Games sind aber schon interessanter“, findet Hüls. „Da kann man kreativer arbeiten.“

Hüls wird nach seiner Ausbildung beim Unternehmen bleiben. Er ist dem Sticky Stone Studio schon lange verbunden, während des Studiums kümmerte er sich etwa um die IT-Infrastruktur. Auch Schuhmann kann sich gut vorstellen, weiter im Freiburger Stühlinger zu arbeiten. Was die Zukunft angeht, ist er optimistisch: „Anwendungsentwickler werden gesucht, da stehen einem fast alle Türen offen.“ 

Info
Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung
Wo: Sticky Stone Studio
Im Netz: https://www.stickystonestudio.de/

Fotos: @ Sticky Stone Studio

Exoten im Stühlinger – Freiburger Sticky Stone Studio werkelt an zweitem Videospiel