Pflegeberufe: Jetzt unter einem Dach Ausbildung & Arbeit | 06.07.2020 | Christoph Arens/KANN

Frau im Rollstuhl, Hände haltend mit anderer Hand

Seit Januar dieses Jahres gibt es nur noch eine einheitliche Ausbildung in der Pflege. Die Reform war lange umstritten. Sie soll den Pflegenotstand lindern.  Nach dem neuen Pflegeberufegesetz erhalten die bisher getrennt ausgebildeten Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger künftig eine gemeinsame Ausbildung – zumindest in den ersten beiden Jahren.Experten erhoffen sich davon eine neue Attraktivität des Pflegeberufs und damit ein Ende des Pflegenotstands.

Auch der Zugang zu pflegerischem Fachwissen ändert sich: Im Mittelpunkt stehen noch stärker als bisher die praktischen Kompetenzen. Pflegefachkräfte sind künftig für die Pflegeplanung, den Pflegeprozess und die Sicherung der pflegerischen Qualität allein zuständig. Es handelt sich um eine „quasi-duale Ausbildung“, die in Schule und Betrieb erfolgt.

Die Reform eröffnet darüber hinaus erstmals die Möglichkeit, den Berufsabschluss in einem dreijährigen Hochschulstudium zu erwerben. Die Akademisierung soll dafür sorgen, dass Wissen aus der Forschung möglichst schnell in die Praxis übernommen wird.

Experten sind sich einig, dass der demografische Wandel die Anforderungen an das Pflegepersonal stark erhöht. Ein Altenpfleger benötigt für seine tägliche Arbeit zunehmend mehr Fachwissen in der Krankenpflege – weil die Zahl schwerkranker Bewohner in den Heimen zunimmt. Und Krankenpfleger haben in den Kliniken immer häufiger mit Älteren und dementen Menschen zu tun.

Frau im Rollstuhl mit Pflegerin

Pflegefachkräfte üben eine wichtige Funktion in der Gesellschaft aus. Das neue Ausbildungsmodell soll ihre Qualifikation besser und den Beruf attraktiver machen.

Ziel der Reform ist es auch, die Pflegeausbildung attraktiver zu machen. Pfleger sollen künftig leichter zwischen den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen wechseln können und Aufstiegsmöglichkeiten erhalten. Auch eine Angleichung der Löhne ist beabsichtigt, für die bislang deutlich schlechter bezahlte Altenpflege eine gute Nachricht. Auch soll die Ausbildung EU-kompatibel werden; in Deutschland ausgebildete Pflegekräfte können künftig auch im europäischen Ausland arbeiten.

Das bislang teilweise noch erhobene Schulgeld wurde abgeschafft. Die Ausbildungswege werden über gemeinsame Ausbildungsfonds auf Länderebene finanziert. Einzahlen müssen Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Versicherer und Bundesländer. Träger der praktischen Ausbildung erhalten finanzielle Entlastungen.

Zuletzt absolvierten im Schuljahr 2018 bundesweit rund 139.424 Personen eine Ausbildung in der Pflege. Davon arbeiteten 68.236 im Bereich der Altenpflege, 63.707 in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie 7481 in der Kinderkrankenpflege.

Die Ausbildung lässt sich jetzt als 2-plus-1-Modell charakterisieren: So sollen alle Bewerber mit einer zweijährigen generalistischen Pflegeausbildung beginnen. Anschließend können die Auszubildenden dann entscheiden, ob sie die Ausbildung fortsetzen oder für das letzte Jahr einen spezialisierten Abschluss als Altenpfleger oder Kinderkrankenpfleger wählen. Einen Einzelabschluss in der Krankenpflege gibt es künftig nicht mehr.

2026, also sechs Jahre nach Beginn der neuen Pflegeausbildung, wird die Reform genau geprüft, und der Bundestag entscheidet, ob die generalistische Pflegeausbildung bleibt oder aufgehoben wird.

Fotos: © freepik, iStock.com/Dean Michell