Kinostart „Finsteres Glück“: Wir verlosen 3 x 2 Freikarten Kinonews | 15.08.2018 | Erika Weisser

Als Jesus am Nachmittag seiner Kreuzigung als verlassener Gottessohn und Menschenbruder jämmerlich verstarb, da verfinsterte sich die Sonne, heißt es in der Überlieferung. Mathias Grünewald, der geniale Renaissance-Maler, hat die Überlieferung bei der Gestaltung des zentralen Bildes seines weltberühmten Isenheimer Altars aufgenommen: Der Hintergrund der erschütternden Darstellung des gerade verstorbenen Christus ist so tiefdunkel, dass die Landschaft kaum zu erkennen ist. Wie bei einer Sonnenfinsternis eben.

Der Isenheimer Altar ist auch einer der zentralen Protagonisten in Stefan Haupts Film: Er ist einerseits das Lieblings-Forschungsobjekt der Zürcher Psychologin und Traumatherapeutin Eliane; zu Beginn des Film blättert sie zufrieden in den drei schmalen Kunstbänden, die sie selbst verfasst und gerade druckfrisch vom Verlag erhalten hat – am Abend nach einer nachmittäglichen kurzen Sonnenfinsternis. Kurz darauf wird sie ins Spital gerufen: Dort ist ein etwa 11-jähriger Junge eingeliefert worden. Yves heißt er und er ist der einzige Überlebende eines Verkehrsunfalls, bei dem seine Eltern und die beiden Geschwister starben.

Er scheint verwirrt, fasst aber bald Vertrauen zu Eliane, die sich ihm behutsam nähert: Er erzählt von einem Ausflug ins Elsass, wo die Familie in der Nähe von Colmar auf eine Aussichtsplattform gestiegen war, um die Sonnenfinsternis besser beobachten zu können. Und auf dem Rückweg sie das Auto dann in einem Tunnel an die Wand gerast. Eliane versucht, Yves in seine Erinnerung an den Unfall zurückzubringen, doch er sperrt sich, wird nervös. Noch nervöser wird er, als seine Großmutter und eine Tante aufkreuzen, um ihn mit Mitleid zu überschütten und jeweilige Besitzansprüche geltend machen. Yves will zu keiner von beiden, und da nur Eliane ihn beruhigen kann, nimmt sie ihn erst einmal in ihrer Familie auf. In der es aber auch nicht eben zum Besten bestellt ist: Die beiden fast erwachsenen Töchter scheinen an tiefen Störungen zu leiden, deren Ursache, so stellt sich nach und nach heraus, in unbewältigten und gegenüber den Töchtern nie erwähnten Kränkungen liegt, die die jeweiligen Väter der Mutter zugefügt haben.

Der Junge, der selbst oft Zeuge von Gewaltausübung seines Vaters gegenüber seiner Mutter wurde, wird zu einer Art Integrations- und Versöhnungsfigur: Beide Töchter wenden sich ihm zu, kommen, wenn auch zögernd, über ihn, wieder miteinander und der Mutter ins Gespräch. Selbst der Vater der jüngeren Tochter (der der ersten starb kurz nach ihrer Geburt) wird mit einbezogen, freundet sic mit Yves an. Doc als sich das Familienleben gerade ein wenig zu entspannen scheint, bekommt Yves’ Tante das Sorgerecht zugesprochen und holt ihn ab.

Er hält es indessen nicht lange aus, verweigert das Essen, hört auf zu sprechen, kapselt sich vollkommen ab – bis die Tante Eliane bittet, ihn doch wieder zu sich zu nehmen. Sie tut es gerne, will aber dennoch weiterhin ergründen, was bei dem Unfall geschah – Yves’ Vater wird inzwischen nämlich verdächtigt, einen „erweiterten Suizid“ begangen zu haben, weil seine misshandelte Frau ihn verlassen wollte. Zusammen fahren sie nach Colmar, besuchen dort das Unterlinden-Museum und den Isenheimer Altar. Und dann setzen die Bilder den von der Sonnenfinsternis schemenhaft beschienenen blutüberströmten Jesus die Erinnerung an den Unfall in der Finsternis frei.

Eine großartige Verfilmung des gleichnamigen Romans von Lukas Hartmann, eine drastische und dennoch einfühlsame Geschichte über keimende Gefühle und deren Verletzlichket. In Szene gesetzt von ausgezeichneten Schauspielern, allen voran Noé Ricklin als Yves. Und: Bestes und unverfälschtes Schweizerdeutsch (mit Untertiteln). Rundherum stimmig!

Regisseur Stefan Haupt kommt zur Premiere in den Friedrichsbau: Donnerstag, 16. August, 20.30 Uhr

Wir verlosen 3 x 2 Kinofreikarten für eine beliebige Vorstellung. Einfach eine Email mit dem Stichwort „Sonnenfinsternis“ an gewinnspiel{at}chilli-freiburg.de schicken und mit etwas Glück gewinnen.

Finsteres Glück
Schweiz 2017
Regie: Stefan Haupt
Mit: Eleni Haupt, Noé Ricklin u.a.
Verleih: W-Film
Laufzeit: 114 Minuten
Kinostart: 16. August 2018

Bilder: © W-Film