Polit-Krimi über zivilen Widerstand im Kino Kandelhof: Wackersdorf ist überall Kinonews | 24.09.2018 | Erika Weisser

Mitte der 1980er Jahre: Die Welt steht noch vor dem atomaren Supergau in Tschernobyl, von den Risiken der Kernenergie, wissen viele Menschen nichts – oder wollen nichts wissen. Die Gefahren, die auch die sogenannte friedliche Nutzung mit sich bringt, werden massiv unterschätzt und von den Betreibern natürlich auch heruntergespielt.

Zwar setzen sich immer mehr Leute damit auseinander und informieren darüber, doch werden sie oft nicht ernst genommen. Und da sie sich nicht einmal von dem Argument überzeugen lassen, dass die Kernenergie außer Strom auch Arbeitsplätze schaffe, werden sie kurzerhand als Fortschrittsbremser angesehen, ja, angefeindet.

So geschieht es auch in der bayerischen Gemeinde Wackersdorf im Landkreis Schwandorf, einem strukturschwachen Gebiet in der Oberpfalz. Hier soll nach den Plänen der Bayerischen Landesregierung eine Wiederaufbereitungsanlage (WAA)für von Kernbrennstoffen gebaut werden, die der ganzen Region einen wirtschaftlichen Aufschwung in Aussicht stellt. Landrat Hans Schuierer, der aufgrund steigender Arbeitslosen Zahlen und mangelnder Perspektiven für die Bevölkerung unter großem Druck – und betrachtet das Vorhaben zunächst als Segen.

Doch dann bildet sich eine Bürgerinitiative gegen diese Anlage und für den Erhalt der Natur – am schnell errichteten Bauzaun um das künftige Betriebsgelände formiert sich ein wachsender Widerstand. Und als der Freistaat ohne rechtliche Grundlage gewaltsam gegen die Gegner und deren Proteste vorgeht, da regen sich in Schuierer erste Zweifel an der Harmlosigkeit dieses Geschenks des Himmels und der Regierung. Er beginnt zu recherchieren, kommt nach und nach zu dem Schluss, dass die Widersacher des Projekts Recht haben. Er ändert seine Sichtweise, legt sich mit der bis dahin allmächtigen Strauß-Regierung an und stellt sich auf die Seite der Wackersdorfer, die die WAA inzwischen – gerade nach dem mittlerweile stattgefundenen Reaktorunfall in Tschernobyl – fast als ganze Dorfgemeinschaft ablehnen.

Womit sie, wie man weiß, ein Jahr anch dem Baubeginn schließlich Erfolg hatten. In seinem Tatsachen-Spielfilm setzt Oliver Haffner den couragierten Widerständlern von damals ein filmisches Denkmal. Und da er sich dabei konsequent auf die politischen Aspekte der Ereignisse konzentriert, wird daraus zugleich ein überzeugendes Plädoyer für Bürgerengagement und demokratische Werte.

Wackersdorf
Deutschland 2018
Regie: Oliver Haffner
Mit: Johannes Zeidler, Anna Maria Sturm, Peter Jordan u.a.
Verleih: Alamode
Laufzeit: 123 Minuten
Seit 20. September im Kino Kandelhof

Gewinnspiel: Wir verlosen 2 x 2 Eintrittskarten für das Filmgespräch mit Regisseur Oliver Haffner am Dienstag, 25. September, 20.30 Uhr im Kandelhof. Schickt eine E-Mail an gewinnspiel{at}chilli-freiburg.de mit dem Stichwort „Wackersdorf“.

Bilder: © Erik Mosoni