Tagebuch einer Pariser Affäre: Keine Luftschlösser Kinonews | 20.03.2023 | Erika Weisser

Charlotte und Simon bei einer Fahrradtour

Als Charlotte und Simon sich auf einer Party zum ersten Mal begegnen, finden sie sich sympathisch und machen ein erstes Date nur zu zweit aus. Und dort, im Gedränge einer vollbesetzten Bar, fällt Simon dann aus allen Wolken. Ohne Umschweife eröffnet Charlotte dem verheirateten Familienvater, dass sie unbedingt mit ihm schlafen will. Und dass sie großen Wert darauf legt, dass Liebe und Leidenschaft keine Rolle spielen sollten, falls es zu weiteren Treffen kommen sollte.

Der schüchterne Ehemann, der seit 20 Jahren von einer längeren, unverbindlichen Affäre träumt, die sein Familienleben nicht durcheinanderbringt, ist von dem sehr direkten Angebot der alleinerziehenden Mutter um die 50 erst einmal perplex. Doch er landet natürlich noch am selben Abend in ihrem Schlafzimmer. Nach der Feststellung, dass sie im Bett auf einer Wellenlänge sind und dass es für guten Sex keine altmodischen Gefühle braucht, schließen sie einen Pakt: Vergnügen sehr erwünscht, der Bau von Luftschlössern völlig verboten. Und nur, solange es allen Beteiligten dabei gutgeht und keine falschen Versprechungen kursieren.

Charlotte und Simon küssend unter einem Baum

Beide können ihr Glück kaum fassen. Die beziehungsgeschädigte und -überdrüssige Charlotte, die sich schon lange risikofreien Sex mit einem festen Partner wünscht, aber keine Lust auf klammernde oder eifersüchtige Liebhaber hat, glaubt, den perfekten Mann für ihre Pläne gefunden zu haben – schließlich ist er ja gebunden. Und Simon muss keine Schuldgefühle gegenüber seiner Frau hegen. Schließlich ist von der Frau, die so selbstbewusst und souverän darauf besteht, dass Legenden der Leidenschaft im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr haben, kein Scheidungsdruck oder andere Ansprüche zu befürchten. Sie versichern sich gegenseitig, dass sie sich immer an die Vereinbarungen halten wollen – und verabreden sich für ein nächstes Date in 14 Tagen.

Dort kommen sie sich dann doch näher als geplant und erwünscht; sie sprechen offen und ausführlich über die jeweiligen Lebenssituationen und spüren auch hier eine ähnliche Wellenlänge. Die Abstände zwischen ihren heimlichen Rendezvous – in Hotelzimmern oder vorübergehend unbewohnten Wohnungen – werden kürzer, die gemeinsamen Stunden länger, die Gespräche vertrauter. Der Sommer kommt und geht, die beiden werden mutiger, treffen sich nicht mehr nur zum Sex, sondern auch zu gemeinsamen Unternehmungen. Irgendwann wird ihnen klar, dass alles einmal ein Ende haben wird. Die Frage ist nur: welches Ende?

Tagebuch einer Pariser Affäre
Frankreich 2022
Regie: Emmanuel Mouret
Mit: Sandrine Kiberlain, Vincent Macaigne, Georgia Scalliet, Maxence Tual u. a.
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 100 Minuten
Start: 23. März 2023

Fotos: © Neue Visionen