Schnee-Erlebnisse mit Abstand: Sportlich durch die Krise Freizeit in der Regio | 26.01.2021 | Liliane Herzberg

Schwarzwald

Der Winter ist da, so schneereich wie lange nicht, die Menschen zieht es nach draußen. Dabei ist das oberste Gebot, Gedränge zu vermeiden. Wie das gehen kann, berichtet Adrian Probst, Bürgermeister von St. Blasien und Vorsitzender des Liftverbunds Feldberg.

Traumhaft schönes Sonntagswetter im Südschwarzwald. Familien, Zweiergruppen, Einzelpersonen – viele pilgern in Richtung Berge. „Momentan sind alle Skilifte für den Publikumsverkehr geschlossen“, nimmt Probst jedoch den Wind aus den Segeln. Dafür können im Liftverbund Feldberg in den kleinen Skigebieten, Todtnauberg etwa, Familien oder einzelne Hausstände den Lift stundenweise mieten. Ansonsten stehe der Skitourismus still. „Was aber möglich ist, sind alle anderen Sportangebote, für die man keine Sportaufstiegsanlagen braucht. Das heißt Skitouren, Winterwandern, Schneeschuhgehen – diese Angebote bestehen.“

Abwechslung statt Absperrung

Denn dass es für die meisten Menschen schwierig ist, sich bis April im Wohnzimmer aufzuhalten, davon geht Probst aus. „Das wäre im Blick auf die Pandemiebekämpfung wünschenswert, ist aber in der Praxis nicht realistisch.“ Deshalb ist er als Bürgermeister von St. Blasien gemeinsam mit anderen Gemeinden dafür, dass Outdoor-Möglichkeiten bereitgestellt werden. „In Bernau gibt es ein großes Loipennetz, in Menzenschwand Skitouren, in Todtmoos ein großes Winterwandernetz, der Feldberg bietet vielfältige Möglichkeiten.“ Wenn die Menschen alle Schwarzwälder Regionen aufsuchten, verteile sich die Sache auch, so Probst. „Wenn man die Regeln beachtet, gibt es kaum was Besseres, als sich an der frischen Luft sportlich zu betätigen.“ Und da gehöre eben dazu, den einen oder anderen Winterwanderweg mehr zu präparieren, Parkplätze freizuräumen, statt sie zu schließen. „Wir machen auf dieser Linie weiter, weil bisher alles sehr gut funktioniert hat. Bei uns kann von Überfüllung überhaupt nicht die Rede sein.“

Schwarzwlad, Ski

Nicht immer nur lieblich: Der Schwarzwald birgt im Winter alpine Gefahren…

Auch die Einsätze der Bergwacht halten sich bislang in Grenzen. „In einem normalen Winter auf dem Feldberg hatten wir etwa 500 Einsätze. Bisher waren es aber vielleicht zehn bis fünfzehn“, so Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht. Die Einsätze seien aber in der Regel etwas aufwendiger. Normalerweise passieren Unfälle auf Skipisten, dort versorgt die Bergwacht die Verletzten, bringt sie zum Rettungswagen, und der Einsatz ist beendet. „Jetzt sind es Wanderer, die sich vielleicht in der Dunkelheit verirren, unterkühlt und erschöpft sind, die müssen erst mal gesucht und dann aus dem Gelände gerettet werden, das dauert länger und braucht mehr Personal.“

Achtung, Lawinen!

Momentan herrscht im Schwarzwald starke Lawinengefahr. Erst Mitte Januar löste sich eine am Zastler Loch und verschüttete einen Skifahrer, der sich glücklicherweise wieder selbst befreien konnte. Einen besonderen Zusatzaufwand bedeute das für die Bergwacht nicht, erklärt Probst, da sie sowieso immer 24 Stunden am Tag einsatzbereit sei. „Es gibt regelmäßig Lawinenabgänge, da ist aber in der Regel niemand betroffen. Lawineneinsätze mit Verschütteten sind recht selten, grob einer pro Jahr, vielleicht auch zwei.“ Dennoch ist für Outdoor-Freunde besondere Vorsicht und entsprechende Ausrüstung geboten. Wer im Schwarzwald unterwegs sei, dem kämen meist keine Lawinen in den Sinn. „Man denkt an sanfte Hügel, schöne Wälder, liebliche Landschaft, dass es aber alpine Gefahren und Lawinen gibt, ist bei vielen Menschen trotz umfangreicher Aufklärungsarbeit, nicht bekannt“, so der Bergwacht-Vorsitzende.

Schwarzwald, Bergrettung

…die Bergwacht ist aber rund um die Uhr zur Rettung bereit.

Lawinen entstehen dann, wenn starker Schneefall und Wind aufeinandertreffen. „Im Normalfall verhaken sich die Schneekristalle und bleiben liegen. Wenn der Wind aber den Schnee wegtransportiert, wird er erst in der Luft umhergewirbelt und kommt dann unsanft auf dem Boden auf; dann brechen Teile der Schneekristalle ab, die Zacken werden teilweise rund geschliffen“, so der 31-Jährige. Diese instabile Schneedecke kann sich lösen und als Lawine niedergehen. 2015 sei der schlimmste anzunehmende Fall eingetreten. „Da gab es zwei Lawineneinsätze gleichzeitig, einer am Zastler Loch und einen anderen am Herzogenhorn. Bei beiden Einsätzen kamen Menschen ums Leben. Das war noch mal ein ganz dunkles Ausrufezeichen bei dieser Thematik.“

Fotos: © Jakob Steiner, Probst-Winter