Steinerne Giganten: Wanderung zur Heidenkirche beim Löcherberg Freizeit in der Regio | 27.11.2020 | Arwen Stock

Wald Der Weg dorthin ist gut gangbar.

Ein beeindruckendes Naturdenkmal ist die sogenannte Heidenkirche oberhalb des Harmersbachtals. Das Meer aus gigantischen Sandsteinen ist über einen breiten Querweg auch mit Kinderwagen gut zu erreichen – und ein tolles Ausflugsziel für die ganze Familie.

Wo Autos und Motorradfahrer auf der L94 über die Passhöhe zwischen Oberharmersbach und Bad Peterstal-Griesbach brausen, steht der Wegweiser zur Heidenkirche, gleich am Eingang zum Parkplatz neben der Hütte, die im Sommer auch bewirtschaftet ist. Links von der Hütte geht der ebene Wirtschaftsweg in den Wald hinein, quer am Steilhang entlang.

Schon bald bleiben die Straßengeräusche zurück, und die ersten großen Felsblöcke im Hang geben einen kleinen Vorgeschmack auf die imposante Steinlandschaft der Heidenkirche: Links unterhalb des Weges krallt sich ein kahles Nadelbäumlein auf einen Felsquader, Höhlen tun sich zwischen mehreren Sandsteinscheiben rechts oben am Hang auf.

Steinfelsen

Moose, Farne und Bäume wuchern auf den verwitterten Felsen der Heidenkirche.

„Lieber Wald, wie schön bist du, der Weg dient dir als Zierde nur, er wurde gebaut bei großer Hitz’, wir haben manches Hemd verschwitzt, und Durst gelitten noch dazu, o Wandrer bedenk, wie schön hast du’s, drum lasset auch den Stein da stehn, damit wir nicht verloren gehn“, verweist die gemeißelte Schrift in einem pfeilförmigen Felsen auf die Erbauer des Weges im Jahr 1928. Etwas weiter dienen ein paar gemauerte Ziegelsteine einem großen Felsblock als Stütze, wenig entfernt tut sich unter einem Felsbrocken eine Höhle auf.

Licht und Schatten

Sonnenlicht bricht durch die Bäume. Im stimmungsvollen Spiel von Licht und Schatten auf den Steinschichten wird das Alter der bemoosten, verwitterten Sandsteinblöcke deutlich. Links des Weges strebt majestätisch eine vielstämmige Buche mit ihren kahlen Ästen zum Himmel. Nach einer leichten Rechtskurve lädt oberhalb eines Mäuerchens eine Holzbank zur Rast ein.

Ein Sandsteinblock mit Inschrift verweist auf die Erbauer des Weges.

Durchs Dickicht der Nadelbäume tut sich der Blick auf das Harmersbachtal und den 945 Meter hohen Brandenkopf auf. Seinen Namen hat der majestätischste Berggipfel zwischen Wolfs-, Kinzig- und Harmersbachtal nach einem großen Waldbrand im Jahre 1730 erhalten. Auf dem Gipfel haben 1929 die Himmelsstürmer vom Schwarzwaldverein Oberharmersbach den steinernen Brandenkopfturm errichtet. Von dessen Plattform genießt der Besucher eine herrliche Rundumsicht. Doch auch vom Weg zur Heidenkirche tun sich Blicke bis zu fernen Schwarzwaldhöhen auf.

Die Sonne leuchtet durch die Kronen der Nadelbäume, strahlt auf den Weg, der bequem weiter geradeaus verläuft. Rechter Hand klammern sich die Wurzeln eines Baumriesen in den Südhang. Es geht noch ein Stück geradeaus, flankiert von bemoosten Steinblöcken. Dann wird eine Kreuzung zwischen den Stämmen sichtbar, an der sich zwei gut ausgebaute Wirtschaftswege treffen.

Steilhang voller Steine

„Durchgehender Weg“ steht auf einem Schild an der Hangseite der Kreuzung. Wer den rechts ansteigenden Weg nimmt, sieht bereits wenige Meter weiter ein Holzschild, auf dem mit grünen Lettern „Heidenkirche“ zu lesen ist.

Nun geht es steil bergan, immer mehr Felsbrocken liegen zur Rechten des Weges, voller Moos und von der Witterung gezeichnet. Eine Buche windet ihre nackten Wurzeln gleich Tentakeln, bildet eine kleine Höhle unter dem Baum, nur, um sich dann doch noch in den Hang zu bohren. Hinter ihr verläuft ein Forstweg, der wenige Meter weiter auf den gut ausgebauten Wirtschaftsweg stößt.

Steinfelsen mit Mooso

Die Formen der gigantischen Felsen beflügeln die Fantasie.

Zur Heidenkirche geht es aber weiter geradeaus, wie auch ein weißes Schild mit schwarzer Aufschrift verrät. Eine Natursteinmauer, Buchten im Hang und urige Bäume säumen den Weg. Es riecht nach frisch eingeschlagenem Holz. Durch die Bäume wird bergan eine Jagdhütte sichtbar. Hier macht der Hauptweg eine scharfe Rechtskurve um die Hütte, und geradeaus zweigt ein anderer Weg zur Heidenkirche ab. Weiße Schilder künden von den Entfernungen zu unterschiedlichen Zielen: Die mythische Sandsteinlandschaft ist nur noch 200 Meter entfernt, und wieder weist ein Holzschild mit grünen Lettern die Richtung.

Es geht zunehmend steiler bergauf. Die Vegetation am Wegesrand wird wilder, bemooste Steine liegen im Hang wie ausgesät. Dann strahlt die Sonne um die scharfe Rechtskurve, zu der die Steigung abflacht. Voraus wird nun ein zwei Mann hoher Felsblock sichtbar, der aus drei gigantischen Steinen aufgeschichtet scheint. Gleich einem Tor flankiert zur Rechten eine noch höhere Steinwand den „Eingang“ zur Heidenkirche – wie eine riesige Tigerschnauze steht der Fels heraus. Oben, in vier Metern Höhe, krönen zwei große, übereinander liegende Steine den massiven Block.

Wie geschaffen für heidnische Rituale

Nun können alle nach Herzenslust die teils labyrinthartige Felslandschaft erkunden; der Wirtschaftsweg führt weiter Richtung Nordrach und Vesperstube Mühlstein (siehe Einkehrtipp). Zur Linken liegt unter dem dreiteiligen Felsblock ein großer, ebener Stein auf der Erde. Er könnte einst als Tisch für heidnische Rituale gedient haben. Allerdings gibt es für solche Fantasien oder den Mythos, dass die Heidenkirche einst als Kultplatz diente, keine Belege. Auf der Kuppe links weitere beeindruckende Felsen: Einer ist in seiner Größe mit einer kleinen Tanzfläche vergleichbar und fast genauso eben. Findlinge und Pfade laden dazu ein, die Steinlandschaft hangabwärts zu erkunden. 

Baumrinde

Ebenso wie bizarr geformte Baumwurzelhöhlen.

Zur Rechten des Weges geht zwischen zwei majestätischen Sandsteinwänden ein Gang hinein ins Felslabyrinth: Für sicher kletternde größere Kinder und Erwachsene gibt es hier zwischen den Findlingen, Felstreppen, Höhlen, Steinterrassen, steilen Vorsprüngen und Bäumen, die auf Felsen wachsen, unendlich viel zu entdecken. Doch Vorsicht ist geboten – man kann sich leicht verirren oder verlieren zwischen den Felsformationen, und kleinere Kinder sollten unbedingt unter Aufsicht bleiben.

Nach einem ausgiebigen Streifzug zwischen den steinernen Giganten bieten sich zwei Holzbänke und ein Tisch am Wegesrand als stimmungsvoller Picknickplatz an. Gestärkt geht es den gleichen Weg zurück zum Parkplatz am Löcherbergwasen – beeindruckt von der mythischen Steinlandschaft.

Info
Dauer: ca. 1–2 Stunden
Länge: 4 Kilometer
Auf- und Abstieg: 200 Meter

Einkehr Tipp

Vesper bei der Heidenkirche

Vogt auf Mühlstein

Die Vesperstube befindet sich nach der Heidenkirche noch 5,3 Kilometer weiter des Weges – immer der blauen Raute auf gelbem Feld nach. Wer also die Tour ausdehnen möchte, kann in der urigen Gaststube auf 550 Höhenmeter Kaffee und frische Kuchen, Suppen, kalte sowie warme Vesper und Würste genießen. Dazu gibt es Heiß- und Kaltgetränke, Most, Bier, Wein und Brände. Die entsprechende Wanderzeit zurück zum Löcherbergwasen – insbesondere in der dunklen Jahreszeit – sollte entsprechend eingeplant werden.

Info

Vogt auf Mühlstein
Mühlstein 1
77787 Nordrach
Tel.: 0 78 38/9 55 94 10
www.vogt-auf-muehlstein.de

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag ab 11 Uhr

Fotos: © Arwen Stock