Klein, aber fein!: Mini-Gemüse Haus & Garten | 19.07.2024 | Frank von Berger

Ein Bild der Paprika Ecuador Purple Paprika ,Ecuador Purple‘ zaubert ein Farbfeuer­werk auf den Balkon, da sich die Früchte während der Reife von Violett nach Rot verfärben.

Winzig kleine Gemüsearten sind ein vitaminreicher Happen für zwischendurch und gut geeignet für einen Anbau in Pflanzgefäßen. Von Natur aus kleinwüchsige Sorten sind ideal für alle, die auch ohne „richtigen“ Garten gärtnern möchten.

Salatgurken in Daumengröße, leckere Cocktailtomaten und kleine Vitaminbomben wie Radieschen und Paprika können problemlos auch in Töpfen auf dem Balkon sowie in Hochbeeten kultiviert werden. Große Erntemengen sind zwar nicht zu erwarten, dafür aber tagesfrischer Genuss und die Möglichkeit, die Vitaminspender „bio“ anzubauen. Gartenarbeit im Kleinformat macht kaum Mühe und verschafft Erfolgserlebnisse. Kinder können zudem spielerisch lernen, wo das Gemüse auf dem Teller herkommt. Ideal für die Kultur von Mini-Gemüse ist ein windgeschützer, überdachter, sonniger Südbalkon. Um den Platz optimal auszunutzen, können Pflanzgefäße auch in Regalen übereinander gestapelt werden. Eine weitere pfiffige Idee: rankende Gemüsearten wie Stangenbohnen und Gurken. Die können an Spalieren, gespannten Schnüren oder einfach am Balkongeländer gezogen werden. Und auch an schattigeren Standorten braucht niemand auf Mini-Gemüse zu verzichten. Hier gedeihen Rukola, Rote Bete und manche Kräuter, etwa Schnittlauch oder Sauerampfer.

Ein Bild von Mini-Gemüse

Im Hochbeet gedeiht ­Mini-Gemüse prächtig.

Kommerzielle Züchter von Gemüse für den Hobbygarten setzen in jüngster Zeit verstärkt auf kompakt wachsende, kleinfruchtige Sorten speziell für die Kultur auf Balkonen und in Kübeln. Neueste Züchtungen sind beispielsweise die Aubergine ‚Lea‘ mit nur 50 Zentimeter hohem Wuchs und rundlichen, violett-weiß geflammten Früchten. Gedrungen wachsende Zucchini-Sorten sind ‚Malachita‘ oder ‚Easy Pick Green‘. Bei Paprika eignet sich die Sorte ‚Liberty Belle‘ besonders gut für den Anbau auf dem Balkon. Die neue Hybride mit in reifem Zustand gelben Früchten wächst kompakt, ist aber ertragreich und zudem sehr hitzeresistent. Wer es richtig scharf mag, pflanzt Chilis. ‚Cayennetta‘ ist eine Zwerg-Sorte, die auf der Scoville-Skala der Schärfegrade die mittlere Marke von 20.000 erreicht. Ganz schön scharf, aber noch nicht waffenscheinpflichtig. Ein Snack auf dem Balkon muss ja nicht gleich zur Mutprobe werden!

Eine Mini-Aubergine im Garten.

Kleine Früchte, kompakter Wuchs: Auch Auberginen gibt’s in balkontauglicher Mini-Ausgabe.

Blattweise knackiger Nachschub

Bestens geeignet für Kübel und Hochbeete sind Buschtomaten. Bei diesen Tomatenzwergen müssen nicht einmal die Seitentriebe ausgebrochen werden. Sie wachsen kompakt und ohne Stütze einfach vor sich hin und liefern trotzdem kleine, aromatische Früchtchen. Pflegeleichter geht’s kaum! Bei Mini-­Salatgutgurken sind zurzeit Sorten wie ‚Green Fingers‘, ‚Iznik‘ oder ‚Mini Stars‘ die Favoriten. Und für alle, die sich von einem prallen Kopfsalat überfordert fühlen, weil sie eigentlich nur ein paar frische, grüne Blättchen ins Sandwich klemmen möchten, eignen sich Pflücksalate. Für Balkonkästen sind sie ideal, denn sie werden nicht als Ganzes geerntet. Abgezupft werden immer nur die äußeren Blättchen. Das Herz der Pflanze bleibt stehen und bildet ständig knackigen Nachschub. Beliebt ist beispielsweise die ‚Baby-­Leaf‘-Mischung. Asia-Salate, auch als Blattsenf bezeichnet, werden ähnlich wie Pflücksalate kultiviert und beerntet. Die Kohlgewächse punkten mit einer schärferen Note im Geschmack und reichlich Vitaminen. Am bekanntesten ist wohl die Sorte ‚Mizuna‘. Ausgesät und beerntet werden können Pflücksalate problemlos auch noch im Sommer.

Ein Hochbeet mit verschiedenem Gemüse.

Mangold und Kohlrabi gedeihen prächtig im Hochbeet und sorgen für tagesfrischen Gemüse-Genuss.

Tomaten, Auberginen, Zucchini und Gurken sind echte Vielfraße und brauchen reichlich Wasser und Nährstoffe, damit auch leckere Früchte geerntet werden können. Auf dem Balkon oder der Terrasse werden sie daher am besten in ausreichend große Gefäße gepflanzt. Bei einem Gefäßvolumen von mindestens fünf Litern (es darf auch gern mehr sein!) werden Feuchtigkeit und Nährstoffe länger gespeichert, was die Pflege enorm erleichtert. Denn dann muss seltener gewässert und gedüngt werden. Wenn nicht zu viele Pflanzen in einen Topf gezwängt werden und alle zwei Wochen eine Gabe Flüssigdünger verabreicht wird, sind die Pflanzen optimal versorgt. Alle, die lieber „öko“ gärtnern, düngen stattdessen mit Kompost oder ähnlichen natürlichen Wachstumshilfen. Als Substrat eignet sich normale Pflanz­erde aus dem Gartencenter. Aber wer reifen, mit normaler Garten­erde vermischten Kompost bekommen kann, ist fein raus. Denn die Mischung kostet meist nichts und ist zudem klima- und umweltfreundlicher als die häufig sehr torflastigen Erden aus dem Handel.

Auf dem Bild sind Mini-Rispentomaten.

Beliebt für den kleinen Snack zwischendurch: Mini-Rispentomaten.

Erntefreude bis in den Herbst

Für Fruchtgemüse wie Tomate, Paprika, Aubergine, Gurke und Zucchini ist es im Juli zu spät für eine Aussaat. Im Handel gibt es jedoch bis in die Sommermonate hinein vorgezogene Pflanzen im Container, die jetzt noch ausgepflanzt werden können. Bei anderen Vitaminspendern lohnt sich auch noch im Sommer eine Aussaat, wie etwa Rukola. Die auch Wilde Rauke genannte Salatpflanze wächst mehrjährig und kann schon nach wenigen Wochen blattweise geerntet werden. Ab Ende August kann zudem Feldsalat, in der Schweiz auch Nüsslisalat genannt, ausgesät werden. Die Ernte der kleinen, in Rosettenform sprießenden, frostharten Salatpflanzen erfolgt dann im Winterhalbjahr. Bis Mitte September lohnt sich zudem die Aussaat von Spinat. Das geht sogar im Balkonkasten problemlos. Werden schossfeste Sorten wie ‚Bloomsdale‘ gewählt, kann bis in den Herbst hinein geerntet werden. Von Natur aus „Mini“, lecker und gesund sind Radieschen. Die kleinen, scharfen Rüben aus der Familie der Kohlgewächse wachsen binnen weniger Wochen zur Genussreife heran. Es gibt im Handel Samen von Sorten, die vom Frühjahr bis in den Herbst hinein ausgesät und geerntet werden können. Wichtig zu wissen: Radieschen sollten nur einmal im selben Substrat kultiviert werden. Denn wenn Kohlgewächse mehrmals hintereinander im selben Boden wachsen, können sich artspezifische Krankheiten ausbreiten. Zu guter Letzt sei noch erwähnt: Mini-Gemüse sind nicht exklusiv für Balkongärten gedacht. Sie wachsen auch in normalen Gartenbeeten!

Eine Salatgurke im Hochbeet.

Wer seine Gurken „öko“ mag, düngt die Pflanzen mit Kompost oder anderen natürlichen Wachstumshilfen.

Fotos: © Frank von Berger