Säen, pflanzen, staunen: Gärtnern mit Kindern Haus & Garten | 06.03.2021 | Heide Bergmann

Kartoffel Pflanze

Kinder sind fasziniert zu erleben, wie die Natur sprießt und gedeiht. Heide Bergmann gibt Anregungen, wie Eltern und Großeltern bei den Jüngsten die Freude am Selbergärtnern wecken können. Platz zum Gärtnern ist auf kleinstem Raum.

Sie lassen sich ganz einfach fürs Gärtnern begeistern: In der Erde graben, ein Samenkorn hineinstecken, das machen die meisten Kinder gerne. Wenn später Tomaten, Möhren oder gar Zucchini reifen, sind die kleinen Gärtnerinnen und Gärtner mächtig stolz, und die eigene Ernte wird meist bis zum letzten Krümel verputzt.

Selbstständigkeit ist Trumpf, wenn wir die jungen Gartenfreunde bei ihrem Start begleiten wollen: Ein kleines Beet, einen Kasten oder einen Kübel dürfen sie in Eigenregie beackern. Bei den ersten Schritten brauchen sie natürlich Unterstützung. Und auch dann, wenn nach der anfänglichen Pflanz-Euphorie Frust aufkommt. Die Kinder erleben, wie unkalkulierbar die Natur ist. Schneckenfraß oder Starkregen beispielsweise können Schaden anrichten. Da ist Trösten angesagt, moralische und tatkräftige Unterstützung der Erwachsenen: gelassen bleiben. Wenn nötig, wird einfach neu gesät oder gepflanzt.

Kürbiskern in Topf

Eine Zeitung, etwas Anzuchterde, ein Kürbiskern – und dann braucht es vor allem Geduld, bis endlich geerntet werden kann.

Ganz am Anfang brauchen die Jung-Gärtner und -Gärtnerinnen natürlich optimale Voraussetzungen, damit der Anbau gelingt. Wichtig ist eine gute Qualität der Erde, torffrei und möglichst in Bioqualität. Für die Aussaat drinnen wird Anzuchterde benötigt. Viel Licht und ein sonniges Plätzchen sind weitere Voraussetzungen, damit der Obst- und Gemüseanbau Früchte trägt.

Um Nahrungspflanzen zu ziehen, ist nicht unbedingt ein Garten vonnöten. Gemüse gedeiht auch auf begrenztem Platz, wie zahlreiche Urban-Gardening-Beispiele zeigen: Da grünt und blüht es in Lebensmittelkisten, Pflanzsäcken, Paletten oder Hochbeeten. Auch ausrangierte Gefäße, Säcke, Taschen, Kisten, Zinkwannen oder Schubladen lassen sich kinderleicht in Minigärten umfunktionieren. Für Kinder ist das Gärtnern in Gefäßen optimal, so können sie die Pflanzen auf Augenhöhe beobachten.

Pflanzenanzucht in Paper Pots

Wenn es draußen noch kalt ist, kann die Pflanzenanzucht am Fenster beginnen. Hierfür eignen sich kleine Papiertöpfchen, die Kinder und Erwachsene aus Zeitungspapier rollen. Mit dem Paper Potter geht das ganz leicht. Das ist eine Art Stempel aus Holz, mit dem sich das Papier in eine stabile Form pressen lässt. Die Töpfchen werden mit Anzuchterde gefüllt. Jeweils ein Samenkorn passt hinein, von kleinen Samen auch mehrere. Die Aussaaten in den nächsten Tagen mit der Sprühflasche gleichmäßig feucht halten. Wenn die Setzlinge gewachsen sind, brauchen sie mehr Platz. Dann werden sie in größere Gefäße verpflanzt oder direkt nach draußen. Die Paper Pots wandern einfach mit. Das Papier verrottet in der Erde.

Kind pflanzt

Es ist verlockend, jetzt schon vieles auszusäen. Aber die Kinder lernen: Gartenzeit ist Wartezeit. Das Tageslicht ist noch spärlich, die Pflänzchen können schwächeln. Mitte März geht’s dann aber richtig los. Zunächst mit Tomaten, Paprika und Andenbeere. Im April folgen Radieschen, Salat, Kräuter, Kürbisse und anderes, im Mai sind dann Basilikum, Gurken, Zucchini und Mais am Start.

Kartoffelanbau im Sack

Die Kartoffel ist die ideale Einsteigerpflanze für kleine Gärtner. Nicht einmal ein Beet braucht es dazu. Ein Sack genügt, z. B. aus Jute. Oder ein Kunststoffsack, bei dem unten einfach Löcher für den Wasserabzug hineingeschnitten werden. Am besten geeignet ist eine frühe Sorte Bio-Setzkartoffeln. Die müssen zwei bis drei Wochen vorkeimen; Ende April geht’s dann ans Pflanzen: Zunächst eine Schicht zerkleinerter Äste in den Sack füllen und mit Vlies oder Jute abdecken. Das ist die Drainage. Darauf kommen etwa zehn Zentimeter Erde und – je nach Größe des Sacks – ein bis drei Setzkartoffeln. Das Ganze mit etwa zehn Zentimeter Erde bedecken – und dann heißt es: abwarten. Bald treiben die ersten Blätter. Jetzt kommt wieder Erde dazu, bis nur noch die Blattspitzen hervorschauen. In den nächsten Wochen wird dies mehrfach wiederholt, sodass der Pflanzsack immer höher wird. Der Trick dabei: Die Kartoffelpflanze wird durch immer neue Erde zu mehr Wachstum angeregt und setzt viele Knollen an.

Samenbomben

Mit Blumensamen gefüllte kleine Tonkugeln sind die „Waffen“ der sogenannten Guerillagärtner, die damit in Städten öde Brachflächen begrünen.

Eine faszinierende Idee, die zum Nachmachen einlädt. Wichtig ist: nur in Städten, nicht auf landwirtschaftlich genutzten Flächen oder in Naturschutzgebieten dürfen die Sprühblüher zum Einsatz kommen.

Kind gießt

Die Samen sind in der „Verpackung“ aus Ton bestens vor der Witterung und vor Fraßfeinden geschützt, bis der Moment gekommen ist, an dem Feuchtigkeit und Temperatur stimmen. Dann beginnen sie zu keimen, und aus der Tonkugel quillt mit etwas Glück eine bunte Artenvielfalt hervor. Kugeln abwerfen und bobachten, was passiert: eine faszinierende Erfahrung für Kinder.

Lieblingspflanzen von Kindern

Keimen schnell: Radieschen, Gurken, Kohlrabi, Kresse
Gelingen immer: Kartoffeln, Wildtomaten
Pflanzen mit gigantischem Wuchs: Kürbis, Feuerbohne, Sonnenblume, Zuckermais
Buntes Gemüse: Roter Salat, bunter Mangold, gelbe Zucchini, geringelte rote Beete, blaue Bohnen
Süß: Erdbeeren, Himbeeren, Andenbeeren (Physalis), Zuckererbsen, Möhren, Cocktailtomaten
Sauer: Garten-Sauerampfer, Schildampfer
Aromatisch: Zitronenmelisse, Basilikum, Schokominze, Zitronenverbene, Colastrauch, Lavendel
Essbare Blüten: Kapuzinerkresse, Borretsch, Schnittlauch

Rezept für 4–6 Samenbomben

Samenbombe

5 EL Erde
5 EL Tonpulver, z. B. Heilerde aus der Drogerie
1 TL Samenmischung, z. B. aus Ringelblumen, Sonnenblumen, Löwenzahn, Kapuzinerkresse, Tagetes oder eine Wildblumenmischung
Wasser nach Bedarf

So geht’s:
Die Erde, das Tonpulver und den Samen in einer Schüssel gut vermischen. Nach und nach Wasser dazugeben. Durchkneten, bis ein glatter Teig entsteht, und Kugeln daraus formen. Auf Küchenkrepp oder in Eierkartons legen und trocknen lassen.

Fotos: © Heide Bergmann