Vorfreude Pflanzen – Frühling beginnt im Herbst: Zwiebelzeit Special for Homepage | 14.10.2025 | Frank von Berger

Herbstzeitlose (Colchicum) Die Blüten der Herbst-Zeitlose erinnern an Krokusse, sind aber botanisch mit den Frühlingsblühern nicht verwandt.

Der Herbst naht – und bei manchem macht sich leise Melancholie breit: Im Garten stehen die Zeichen auf Abschied. Doch gerade jetzt lässt sich dem etwas entgegensetzen. Wer Blumen­zwiebeln pflanzt, legt kleine Hoffnungsträger in die Erde und kann gelassener vom Sommer Abschied nehmen.

Zwischen September und November ist die beste Pflanzzeit für die meisten Blumenzwiebeln. Gerade jetzt finden sich viele schöne Arten und Sorten im Handel. Und wer rechtzeitig zulangt, findet das Gewünschte noch in ausreichender Auswahl, Menge und Qualität.

Tulpen, Krokusse und Narzissen – die kennen und können eigentlich alle. Diese Klassiker unter den Blumenzwiebeln gedeihen fast überall und mit wenig Mühe. Aber es gibt auch viele weitere schöne Zwiebel- und Knollenpflanzen, die jetzt in der Erde verbuddelt werden können, um einen Kredit fürs nächste Frühjahr zu verbuchen. Blaustern (Scilla), duftende Hyazinthen (Hyacinthus orientalis) und ihre charmanten kleinen Schwestern, die Traubenhyazinthen (Muscari-Arten), sowie Berg-Anemonen (Anemone blanda) und viele andere Zwiebel- und Knollenpflanzen bereichern nicht nur Steingärten, sondern auch Staudenbeete, deren Bewohner erst später im Frühjahr austreiben. Auch im Rasen verwildert sehen viele im Frühjahr blühende Zwiebel- und Knollenpflanzen hinreißend aus, etwa Krokusse, Schneeglöckchen und kleine Narzissen wie die Wildform der Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus).

Vorm ersten Frost ans Frühjahr denken

Bei den meisten Arten von Zwiebel- und Knollenpflanzen ist mit dem Einpflanzen keine Eile geboten. Sie können noch bis zum ersten Frost in die Erde gebracht werden. Anders bei den Zwiebeln von Lilien und Kaiserkronen, die nicht lange lagerfähig sind und deshalb oft in kleinen Säckchen mit feuchtem Sägemahl oder Torf gehandelt werden. Sie sollten möglichst direkt nach dem Kauf eingepflanzt werden, weil sie schnell austrocknen und alle späteren Wiederbelebungsversuche zwecklos sind. Einmal in der Erde vergraben sind sie aber erstaunlich robust und versagen nur bei „nassen Füßen“. Um das zu verhindern, wird eine Schicht Sand oder Feinkies auf dem Boden des Pflanzlochs ausgebracht. Das ist übrigens bei allen Zwiebel- und Knollenpflanzen ratsam, wenn der Boden wenig durchlässig, lehmig und im Winter sehr feucht ist. Auch die Zwiebeln von Schneeglöckchen (Galanthus) sollten nach dem Kauf sofort eingepflanzt werden, weil sie, einmal ausgetrocknet, kaum wiederzubeleben sind. Ähnlich kapriziös sind die Knollen der hübschen Winterlinge (Eranthis hyemalis), die oft schon Ende Januar die ersten zitronen­gelben Blüten zeigen. Die erbsengroßen Knollen dieser Hahnen­fußgewächse werden am besten zwischen September und November gepflanzt, jedoch möglichst nicht, ohne sie zuvor einige Stunden in Wasser einzuweichen.

Zierlauch (Allium-christophii)

Hingucker im Frühlingsgarten: Zierlauch (Allium) oder die Tulpe Queen of Sheba setzen intensive Farbakzente.

Tulpen Queen of Sheba

Im Trend liegen Zwiebelpflanzen mit Blickfang-Qualitäten wie Zierlauch (Allium-Arten), die sich wunderbar in Staudenbeeten machen und auch jetzt im Herbst gepflanzt werden. Vom Zierlauch gibt es eine große Arten- und Sortenvielfalt, darunter Sternkugel-Lauch (Allium christophii) mit großen Dolden sternförmiger Blüten oder den Riesen-Lauch (A. giganteum), dessen Blütenschäfte gut eineinhalb Meter emporragen. Ein echter Knaller im Beet sind die Blüten des Igelkopf-­Lauchs (A. schubertii), der bis 30 Zentimeter breite, luftige, kugelige Dolden mit sternförmigen Einzel­blüten hervorbringt. Der Blütenstand erinnert an ein Feuerwerk. Die handelsüblichen Zierlauch-Arten sind übrigens alle sehr pflegeleicht, solange sie im Herbst in gut durchlässigen, nährstoffreichen Böden gepflanzt werden. Etwas anspruchsvoller sind Steppenkerzen (Eremurus-Arten). Die auch unter dem poetischen Namen Kleopatra-Nadel oder Lilienschweif bekannten Gewächse lohnen aber wegen ihres phänomenalen „Wow-Effekts“. Die wie Seesterne aussehenden, fleischigen Wurzeln werden ebenfalls im Herbst gepflanzt. Weil die Wurzeln sehr leicht brechen, müssen sie mit besonderer Sorgfalt behandelt werden. Im Frühjahr erscheint nur eine Blattrosette, aber ab Ende Mai beeindrucken die bis zu zwei Meter hohen, kerzenförmigen Blütenstände mit zahlreichen kleinen, sternförmigen Einzelblüten, die je nach Art und Sorte in Weiß, Gelb oder Rosa blühen.

Blühende Herbstfreude

Zwiebelblüher sind zwar typisch für Frühlingsgefühle im Garten. Aber auch im Herbst gibt es einige Arten, die vor dem Winter nochmals für Farbe und einen Blickfang im Garten sorgen. Gewitterblumen (Sternbergia), Herbstkrokusse wie Echter Safran (Crocus sativus) und Rosen-Herbst-Krokus (C. pulchellus) sowie Herbst-Zeitlose (Colchicum) sind solche Kandidaten. Die Knollen von Safran, herbstblühenden Krokussen und Herbst-Zeitlosen finden sich zwar eher selten im Sortiment von Gartencentern, aber sie lohnen durchaus einen Versuch und die Suche danach. Am besten bestellt man sie bei Händlern von Zwiebelblumen per Katalog oder im Internet. Von den Herbst-Zeitlosen gibt es übrigens außer der reinen, zartviolett blühenden Art auch weitere aparte Sorten wie die weiß blühende, ungefüllte ,Album‘ und Hybriden, etwa ,Waterlily‘, Letztere mit großen, gefüllten, rosavioletten Blüten. Gepflanzt werden die Zwiebeln von Herbst-Krokussen und Herbst-Zeitlosen von August bis Anfang Oktober in fruchtbarem, humosem, gut durchlässigem Boden. Sie blühen dann oft schon wenige Wochen nach dem Einpflanzen, spätestens im folgenden Jahr.

Rein ins Pflanzvergnügen

Aber wie werden Blumenzwiebeln und -knollen am besten gepflanzt? Sie wirken grundsätzlich immer dann am Schönsten, wenn sie in Gruppen gesetzt werden. Als Faustregel für das Einpflanzen gilt: Je dicker eine Zwiebel oder Knolle ist, desto tiefer muss sie eingegraben werden. Ausnahmen bilden Madonnen-Lilien (Lilium candidum), die nur drei Zentimeter hoch mit Erde bedeckt werden. Beim Einpflanzen muss die Zwiebelspitze nach oben und der Zwiebelboden (wo die Wurzelansätze zu erkennen sind) nach unten weisen. Die Pflanztiefe und der Pflanzabstand zwischen den Zwiebeln sollte zwei- bis dreimal so tief und breit sein, wie die Zwiebelbreite beträgt. Bei besonders schweren Böden können die Zwiebeln etwas weniger tief, bei leichten Böden auch etwas tiefer eingepflanzt werden. Nach dem Einbuddeln sollte gründlich gewässert werden, damit sich Hohlräume im Erdboden schließen und die Zwiebeln gut anwachsen.

Tulpenzwiebel

Schlummerndes Versprechen: kleine Tulpenzwiebel mit großer Blütenpower

Fotos: © Frank von Berger