Wie zu Omas Zeiten: Putzen und waschen mit Hausmitteln Haus & Garten | 24.01.2022 | Tanja Senn

Badezimmerschränke, die vor lauter Flaschen und Tuben überquellen – dieses Problem kennt Melanie Göppert nicht. Die Schwarzwälder Seifensiederin ist sich sicher: Zum Waschen, Spülen und Putzen reichen eine gute Seife und ein paar altbewährte Hausmittel, die sich direkt in der Natur finden lassen.

In den Supermärkten füllen Waschpulver, Spülseifen und Putzmittel ganze Regale. Deren Zutatenlisten sind meist lang: Duftstoffe, die im Klärwerk nicht abgebaut werden können, Biozide, die Mikrolebewesen in den Gewässern schädigen, oder Füllstoffe, die dazu beitragen können, dass Gewässer versalzen.

Dabei muss das alles gar nicht sein, weiß Melanie Göppert vom Fixenaturhof im Schuttertal. Ihr Putzschrank enthält gerade einmal vier Mittel: Kernseife, Natron, Essig und Zitronensäure. Egal ob zum Fensterputzen, Wäschewaschen, für fettige Pfannen oder verkalkte Toiletten – die Bio-Landwirtin ist sicher: Diese Hausmittel reinigen ebenso gut wie jede Chemiekeule und schonen dazu noch die Umwelt. Und falls diese Grundmittel doch einmal an ihre Grenzen stoßen sollten, lassen sich Verstärker wie Efeu oder Rosskastanien ganz einfach in der Natur finden.

Für Fenster, Badewannen oder Geschirr – Melanie Göppert schwört auf die Kombination von Rosskastanien und Kernseife.

Zum natürlichen Reinigen kam die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin schon vor knapp 20 Jahren. Eine Landwirtin hatte ihr gezeigt, wie man Naturseife herstellt, und Göppert war gleich Feuer und Flamme. Was als Hobby begonnen hat, ist mittlerweile zu einem florierenden Unternehmen geworden, in dem fünf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mitwirken. Rund 1000 bis 1500 Stück Seife stellen sie pro Woche her. Sie alle werden von Hand gerührt, geschnitten und dürfen danach noch rund sechs Wochen auf dem Schwarzwaldbauernhof reifen. Heute hat Göppert mehr als 20 Sorten im Angebot – zum Spülen und Waschen, aber auch für Gesicht und Hände oder Haut und Haare.

Erdbeeren & Eselmilch

Vor einer jeden neuen Seife heißt es: tüfteln und ausprobieren. Ideen holt sich die 49-Jährige bei anderen Kräuterkundigen, Landfrauen oder im eigenen Garten. Ein großes Angebot ist ihr wichtig, denn jede ihrer Seifen hat je nach Inhaltsstoffen unterschiedliche Eigenschaften: Erdbeeren für trockene Haare, Eselmilch für beanspruchte Haut, salzhaltiges Quellwasser zum Abschminken oder ätherisches Bergamotteöl zum Rasieren. Göppert selbst ist – nicht nur bei der Köperpflege – Puristin, mag ihre Seife am liebsten ohne jegliche Zusatzstoffe. Ab und zu gönnt sie sich eine Gesichtspflege mit ihrer Wein-Schokoladen-Seife. Ein natürliches Anti-Aging-Mittel dank der Antioxidantien der Weintrauben und des Traubenkernöls.

Mehr als 20 Sorten Naturseifen für jeden Bedarf.

Göppert war begeistert, als sie merkte, dass sich durch die natürlich fettenden Naturseifen auch das „lästige Eincremen“ vermeiden ließ. Duschgel, Shampoo, Cremes, Schaumbäder, Zahnpasta oder Deodorant – in ihrem Bad findet sich heutzutage nichts mehr davon. Schnell wurde der passionierten Seifensiederin klar: Diese Einsparung an Plastikmüll und Geld wollte sie auch im Haushalt. So entstand ihre „echte, reine Kernseife“.

Die Basis dafür bilden natives Kokos- und Rapsöl, anders als in industrieller Kernseife, die auf Rindertalg basiert. Auf die Qualität zu achten sei wichtig, sagt Göppert, mit Billig-Kernseife würden die Mischungen oft geleeartig statt flüssig ausfallen. Ihre Kernseife, der in einem Aussalzungsverfahren Glycerin und Fette entzogen werden, ist theoretisch bis zu hundert Jahre lang haltbar. Ohne die pflegenden Inhaltsstoffe ist sie nicht für die Hautpflege geeignet – aber ein echter Allrounder zum Reinigen von Fliesen, Waschbecken und Toiletten, zum Geschirrspülen und Wäschewaschen. „Mit der wasche ich einfach alles“, zeigt sich die Seifenkennerin begeistert. „Es gibt nichts, das man damit nicht sauber kriegt.“

Melanie Göppert

Für die meisten Anwendungen im Haushalt bevorzugt Göppert ein flüssiges Mittel, dessen Herstellung sehr simpel ist: Kernseife hobeln, mit heißem Wasser aufgießen, fertig. Die Seifenlauge hält sich ein paar Wochen lang. Wer ihre Wirkung noch verstärken möchte, der greift zu Efeu oder Rosskastanien. Beides lässt sich ganz einfach in der Natur sammeln.

Nachwachsendes Waschmittel

Für das Efeu-Mittel wird eine Handvoll unzerkleinerter Blätter mit einem bis anderthalb Liter Wasser kurz aufgekocht. Dann sollte die Mischung mindestens zwei Stunden ziehen, bis sie dunkelgrün ist. Sie alleine eigne sich durch die darin enthaltenen Seifenstoffe, sogenannte Saponine, bereits sehr gut zum Waschen und Putzen, erklärt Göppert, halte sich aber nur zwei bis drei Tage. Wer rund zehn Gramm gehobelte Kernseife darin auflöst, macht die Lösung mehrere Wochen lang haltbar.

Sie selbst habe jahrelang mit dieser Mischung die Kleidung der Familie gewaschen, sagt die vierfache Mutter. Die Wäsche werde dadurch auch ohne Trockner und Weichspüler wunderbar weich. Zudem nehme die Haut die Inhaltsstoffe des Waschmittels auf und werde dadurch robuster und weicher. Selbst der früher oft hartnäckige Husten ihrer Söhne sei dadurch verschwunden. Da Efeu in großen Mengen giftig ist, sollte das Waschmittel für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden, zudem sollten Menschen, die zu Allergien neigen, erst testen, ob sie das Mittel vertragen. Wer damit sein Geschirr spülen will, sollte darauf achten, Teller & Co. danach gut abzubrausen. Für die Kleidung reichen 30 bis 50 Milliliter pro Waschladung, die man einfach ins Waschmittelfach gibt, so die Expertin.

Eine Alternative zum Efeu sind Rosskastanien. Diese werden klein gehackt und mehrere Tage lang an einem warmen Ort getrocknet. Dann werden sie entweder in einem Säckchen direkt in die Waschtrommel gegeben oder man stellt auch hier wieder ein Flüssigwasch- und -putzmittel her: Dafür eine Handvoll Kastanien mit einem Liter Wasser aufkochen und für eine längere Haltbarkeit mit Kernseife mischen. Ob Kastanien oder Efeu, das sei „Liebhabersache“, schmunzelt Göppert, funktionieren würde beides gleich gut.

Wer mit dem Ergebnis nicht sofort zufrieden ist, dem rät sie, einfach auszuprobieren, was für einen persönlich passt – seien es in paar Tropfen reines ätherisches Öl für einen feinen Duft, Zitronensäure oder Essig bei sehr kalkhaltigem Wasser oder ein Esslöffel Natron bei stark riechenden Textilien. Für eine persönliche Beratung sind Besucher bei ihr auf dem Fixenaturhof nach Anmeldung willkommen, viele Tipps und Rezepte – von selbst gemachter Rasiercreme bis zur Badeschokolade – findet man auch auf ihrem Blog oder in ihrem Buch „Zero Waste Kosmetik“.

Für Göppert sind die schönsten Momente, wenn ihre Seifen zum wahren Problemlöser werden. So wie ihre Honigseife, die bei Menschen mit Neurodermitis die Hautprobleme deutlich verbessern kann. „Ich will, dass die Menschen und die Umwelt einen Nutzen haben, von dem was ich tue“, macht die Seifensiederin deutlich, „das ist meine Leidenschaft.“

Info

Fixenaturhof
In der Steg 6, 77978 Schuttertal
Tel.: 07826/97863
Online-Shop & Blog: www.fixenaturhof.de
Öffnungszeiten: Mo.-Sa. 8.30 – 13.30 Uhr
Weitere Termine nach telefonischer Absprache

Fotos: © Fixenaturhof