Frisch saniert: das Freiburger Schloss-Café STADTGEPLAUDER | 10.08.2019 | Tanja Senn

Schlosscafe-Freiburg

Hoch über den Dächern Freiburgs in den Tag starten – das kann man im Schloss-Café auf dem Lorettoberg. Nicht nur die Aussicht ist sehenswert, auch die Jugendstilvilla ist nach 15-jähriger Sanierung einen zweiten Blick wert.

Die Sonne strahlt vom Himmel, die weißen Hussen flattern im Wind, Kellner reichen Flammkuchen in verschiedenen Variationen. Der Breisgauer Katholische Religionsfonds, Eigentümer des Gebäudes, hat sich einen guten Tag ausgesucht, um den – zumindest vorläufigen – Abschluss der Bauarbeiten zu feiern. Mit Blick auf das Haus aus den Jahren 1903 bis 1905 erinnert Stiftungsvorstand Johannes Baumgartner an die „sehr aufwändige Sanierung von innen und außen“ – zuerst das Dach, dann ab 2014 die Fassade und die Modernisierungen im Inneren, von den Toiletten bis zu den Kühlhäusern. 1,1 Millionen Euro hat die Stiftung dafür in die Hand genommen. Dass das Café und die angrenzende Lorettokapelle seit elf Jahren unter Denkmalschutz stehen, hat die Arbeiten nicht vereinfacht. „Es war nötig, jeden Schritt ausgiebig mit dem Denkmalamt abzugesprechen“, so Baumgartner.

Auch für Wirt und Gäste waren die Bauarbeiten teilweise anstrengend, schließlich wurden sie bei laufendem Betrieb durchgeführt. „Wir hatten ein Gerüst vor der Tür, es wurde gehämmert und geklopft“, sagt Antonio Fernandez, seit 31 Jahren Betreiber des Schloss-Cafés, „da gab es schon anstrengende Phasen.“ Die Abstimmung sei jedoch reibungslos gewesen, oftmals waren die Handwerker mit den lauten Arbeiten bereits fertig, wenn um zehn Uhr morgens die ersten Gäste kamen.

Die dürfen sich nun nicht nur über ein moderneres Interieur freuen, sondern vor allem über einen besseren Ausblick. Denn auch die meisten Nachbarn haben tatkräftig mitgeholfen. In ihren Gärten sind einige der großen und teilweise kaputten Bäume der Kettensäge zum Opfer gefallen. Schade findet das Christoph Rosset nicht: „Da hat man schon weniger Laub im Herbst.“ Über sein 3000 Quadratmeter großes Grundstück kann man nun ungehindert von der Caféterrasse aus nach Freiburg schauen.

Schlosscafe in Freiburg

Frische Fassade und unverstellte Blicke: Für 1,1 Millionen Euro hat der Breisgauer Katholische Religionsfonds das Café auf dem Lorettoberg saniert.

Nur an Heiligabend ist geschlossen

Mit dem Blick, den die Menschen hier im 19. Jahrhundert hatten, bevor die Jugendstilvilla auf das ehemalige Bruderhaus und Pilgerhospiz folgte, ist er nicht zu vergleichen. Damals war der Hang noch komplett mit Reben bewachsen. Das heutige kleine Wäldchen, in dem auch mal Füchse und Rehe zu sehen sind, wie Rosset weiß, entrückt den Lorettoberg aber auch ein Stückchen der Stadt. „Dieser Platz ist etwas ganz Besonderes“, sagt Fernandez, „er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus.“

Diese Ruhe, gepaart mit dem Ausblick und einer guten Küche, ist es, die dafür sorgt, dass die 110 Sitzplätze auf der Terrasse – im Winter die 120 Plätze im Gastraum – so gerne genutzt werden. Vom Frühstück über den Mittagstisch bis zum Abendessen, den ganzen Tag über wird hier bewirtet. Und das an 364 Tagen im Jahr: Nur am 24. Dezember ist geschlossen. Im Sommer arbeiten nicht weniger als 55 Menschen, darunter viele Aushilfen, im Service und der Küche. Täglich gibt es zwei Schichten.

Um zehn Uhr beginnt der Tag im Schloss-Café mit dem beliebten Frühstück. Das besteht sogar im nationalen Vergleich: Vom Varta-Führer wurde das Schloss-Café gerade unter die Top-10-Frühstücksadressen in Deutschland gewählt. Wer richtig schlemmen möchte, bestellt das „König Ludwig XV“-Frühstück für zwei Personen, Gesundheitsbewusste werden mit Chia-Pudding, Gojibeeren-Granola, Acai Bowl oder dem Vollkorn-Frühstück verwöhnt. Am beliebtesten, so Fernandez, sei jedoch „The Avocado“ (Rezept rechts), ein Guacamole-Brot, wahlweise getoppt mit Spiegeleiern, Bacon oder Räucherlachs. Brunch oder ein Frühstücksbuffet bietet Fernandez aus Prinzip nicht an: „Das ist immer mit Hektik verbunden. Wer hierherkommt, soll bedient werden.“

Bei der Auswahl der Zutaten legt der 58-Jährige großen Wert auf Produkte aus der Region. So stammt etwa das Fleisch aus der Metzgerei Lehmann in Merzhausen oder von Uhl in Schallstadt, die Kuchen werden bei Petite Sophie gebacken, zudem steht Stefans Käsekuchen auf der Karte. Auch das Bioangebot hat das Küchenteam in den vergangenen zwei, drei Jahren stetig ausgebaut. „Die Freiburger legen Wert auf gute Qualität“, ist Fernandez überzeugt. „Dafür zahlen die Leute gerne ein bisschen mehr.“ Einen reinen Bio-Betrieb könnte er sich trotzdem nicht vorstellen: „Wir wollen bei unserem breiten Angebot bleiben.“ Schließlich sollen seine Gäste auch weiterhin verhältnismäßig günstige Speisen auf der Karte finden.

Schlosscafe-Freiburg

Die Besucher schätzen nicht nur das Ambiente der Jugendstilvilla, sondern auch die Karte mit vielen biologischen, vegetarischen und regionalen Gerichten.

So gibt es etwa den Mittagstisch in der vegetarischen Variante für sieben Euro, mit Fleisch kostet er neun Euro. Obwohl es auf dem Berg selbst keinerlei Bürogebäude gibt, sei das Restaurant auch unter der Woche gut gefüllt. „Die Leute kommen extra in ihrer Mittagspause her“, freut sich Fernandez. Wenn es nach ihm ginge, würde gleich mit Vollgas weitergebaut. Die Pläne liegen bereits in der Schublade. „Für die Terrasse haben wir bereits erste Entwürfe gemacht“, sagt Architekt Michael Gerspacher und meint damit auch seinen jüngeren Kollegen Arne Berndt. „Ein Glaspavillon nach englischem Vorbild, der zum Duktus des ausgehenden 19. Jahrhunderts passt.“ Auch die Wiese unter der Terrasse – momentan ungenutzt – könnte man mit eigener Theke zu einer Art Nebenraum für Sommerfeiern ausbauen.

Doch noch seien das „Zukunftspläne“, so Gerspacher. Wann sie realisiert werden, darüber entscheidet das Budget der Stiftung. „Wir sind noch nicht am Ende“, sagt Baumgartner, „die Terrasse steht auf der Agenda, aber für uns müssen sich solche Arbeiten auch immer wirtschaftlich darstellen. Wir gehen die Sanierung daher in kleinen Etappen an.“ Schließlich solle das Gebäude langfristig genutzt werden. Dass die Sanierung das möglich macht, davon ist der Stiftungsvorstand überzeugt: „Ich bin mir sicher, das hält jetzt ein paar Dekaden.“

Fotos: © Klaus Polkowski, Tanja Senn