Joints im Aschenbecher: Warum in Freiburger Bars nicht gekifft werden darf Szene | 18.06.2025 | David Pister

Joint in Hand

Vor mehr als einem Jahr wurde Cannabis in Deutschland teillegalisiert. Auch in Raucherkneipen könnte man seitdem kiffen. Darüber entscheiden die Inhaber und Besitzerinnen. In Freiburg wollen sie mehrheitlich keine Joints im Aschenbecher sehen. Eines der wenigen Angebote für Kifferinnen und Kiffer wurde kürzlich eingestellt.

„Weedy Wednesday“

Wo geraucht werden darf, darf auch gekifft werden. So einfach ist das. Nur wollen das viele Freiburger Gastronominnen und Gastronomen nicht. Weil sie Gebrauch vom Hausrecht machen, gibt es in Freiburg kaum eine Raucherkneipe, in der offiziell ein Joint im Innenraum geraucht werden darf.

Mit dem Ende des Weedy Wednesday im Swamp fällt die letzte Bastion. Nicht mal ein Jahr lang durfte in der vom Verein Sumpfkultur getragenen Kneipe jeden ersten Mittwoch im Monat gekifft werden. Anfang Mai fand der Weedy Wednesday zum letzten Mal statt.

„Sind eine Bierkneipe“

„Es gibt Leute, die wollten nicht in der verkifften Kneipe stehen“, sagt Vereins­vize Harry R. Die Nachfrage sei aber auch nicht riesig gewesen – nur vereinzelt hätten Gäste eine Tüte geraucht. Und jetzt? Die armen Kiffer. „Mein Gott, die müssen dann eben vor die Tür“, sagt er. Außerdem: „Wir sind eine Bierkneipe. Damit machen wir unser Geschäft. Wenn alle kiffen, dann könnten wir auch gleich Milch­shakes anbieten.“

Kiffen verboten: Während Zigaretten in Raucherkneipen dazugehören, sind Joints in Freiburger Bars gar nicht gerne gesehen. Auch in einem Biergarten wird am Zigaretten-Automaten darauf hingewiesen.

Kiffen verboten: Während Zigaretten in Raucherkneipen dazugehören, sind Joints in Freiburger Bars gar nicht gerne gesehen.

Und obwohl es in Freiburg einige Raucherkneipen gibt, scheint es keine zu geben, für die der Joint ins Kneipenbild passt. Ein Kopfschütteln an der Tür der Beat Bar Butzemann. Kiffen? „Nicht erlaubt.“ Im Litfass nicht, im Cafe Atlantik nicht, im Piccolino nicht, im Café Movie nicht, im Alten Simon nicht. Auch in der Bar am Funkeneck nicht. „Der Geruch ist sehr intensiv und überlagert den ohnehin schon präsenten Tabakrauch deutlich – was sowohl für Gäste als auch für Mitarbeitende störend sein kann“, sagt Inhaber Thomas De Ridder. Er sei zudem überzeugt, dass es in Baden-Württemberg nur eine Frage der Zeit ist, bis ein generelles Rauchverbot – auch für Tabak – in Innenräumen eingeführt wird. Im Außenbereich hat De Ridder kein Problem mit Gästen, die Joints rauchen – solange es im Rahmen bleibt. So halten es auch einige andere Freiburger Kneipen mit Außenbereich.

„Entweder Cannabis oder Alkohol“

Dass es auch anders geht, zeigt ein Blick nach Stuttgart. Man muss nicht unbedingt nach Hamburg oder Berlin. Denn auch das Ländle kifft. Theodor Sheichani hat in Stuttgart vor ein paar Wochen schon die zweite cannabisfreundliche Bar eröffnet: Tropicana. „Es kommt sehr gut an. Die Atmosphäre ist entspannt. Keine Menschen, die die Laune oder die Atmosphäre kaputt machen, wie es bei Alkohol meistens der Fall ist. Die Gäste fühlen sich wohl, sind entspannt, und jeder hat seine Ruhe“, sagt der Betreiber.

Er erlaube den Konsum von Canna­bis, weil Gras seiner Meinung nach keine schlimme Droge und legal sei. Sheichani achte allerdings darauf, dass der Misch-Konsum nicht überhandnehme: „Gegen ein, zwei Bierchen habe ich nichts, aber es gilt: entweder Cannabis oder Alkohol.“ Ins Tropicana kämen 21-Jährige sowie 75-Jährige, viele Pärchen, aber auch größere Gruppen. Es gab schon Gäste, die sich durch den Geruch oder den Rauch gestört fühlten. „Jeder hat ja so sein Ding“, sagt Sheichani.

Fotos: © iStock.com/urbazon; David Pister

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