Geschichte geschrieben: Freiburger gewinnen 1. Deutsche Breakdance-Liga STADTGEPLAUDER | 21.06.2018 | Till Neumann

Breakdance-Battles gibt es viele. Ein echtes Liga-System in Deutschland bisher nicht. Das hat sich nun geändert: Im Mai hat die Freiburger Crew „Directors Cut“ die erste Deutsche Break-Liga gewonnen. Deren Tänzer Astrit Berisha erzählt beim Training im Haus der Jugend, wie es zum Erfolg kam. Liga-Organisator Alexander Pusch hat große Pläne – auch im Breisgau.

Basse dröhnen, Breaker schwitzen, der Boden quietscht. Beim offenen Training im Haus der Jugend sind rund 15 Tänzer am Üben. Astrit Berisha kann an diesem Dienstagabend nur bedingt mitmachen. Sein linkes Bein ist geschient. „Die Achillessehne ist gerissen, schon eine Woche vorm Finale“, erzählt der 28-jährige VWL-Student. Tanzen tut er dennoch fast täglich, aber eben mit nur einem Bein.

Berisha hat in der Liga mit seiner Crew „Directors Cut“ kein einziges Battle verloren. Insgesamt acht Teams waren am Start. Über drei Monate trafen sie sich drei Mal zum Wettstreit Fünf gegen Fünf. Immer ein Tänzer trat dabei gegen einen anderen an – der Bessere bekam einen Punkt. Die Crew, die zuerst acht Punkte hatte, gewann. Beim Finale in Backnang war das Anfang Mai Directors Cut.

Es war uns eine Ehre, Teil des Projekts zu sein“, postete Berisha mit einem Bild seiner jubelnden Crew auf Facebook. Das Ganze ist Pionierarbeit, das Format des Stuttgarter Breakers Alexander Pusch für Deutschland eine Neuheit. „Bisher gibt es in der Form keine Liga“, sagt Pusch, der in Backnang lebt.

Breakdancer aus Freiburg gewinnen Battle

1. Deutscher Meister: Astrit Berisha (oben, Zweiter von links) und seine Crew Directors Cut.

Gerade für junge Breaker sei die fehlende Struktur ein Problem, da sie bei Turnieren in der Regel früh ausscheiden und somit bei gleichem Startgeld wenig tanzen dürfen. „Ich kenne viele, die auf der Strecke bleiben“, sagt der 30-jährige Physiotherapeut. Deutschland sei im internationalen Vergleich nur mäßig aufgestellt. „Allein Moskau hat doppelt so viele Breaker wie ganz Deutschland“, sagt Pusch. In den 90ern habe man noch zur Weltspitze gehört.

Die fehlenden Strukturen sind für Berisha erklärbar: „Die Szene ist schwierig.“ Vor allem Unzuverlässigkeit mache Events schwer planbar. Immer wieder würden angemeldete Tänzer nicht erscheinen. Auch deswegen hat Pusch den Test nur mit ihm bekannten Crews gemacht: „Er hat Leute ausgewählt, die zuverlässig sind“, sagt Berisha. Das habe sich ausgezahlt: „Das System hat definitiv Zukunft.“ Er möchte ab kommendem Jahr mithelfen, das Ligasystem zu etablieren.

Liga-Chef Alexander Pusch

„Astrit war der MVB, der Most Valuable Breaker“, lobt Pusch. Also der wertvollste Tänzer – eine Anspielung auf den Most Valuable Player (MVP) der NBA. Berisha gibt sich bescheiden: „Breakdance ist ein Ventil für mich.“ Es sei und bleibe Hobby. Auch wenn er seit seinem 13. Lebensjahr tanzt und schon bei zahlreichen Battles und Showtänzen am Start war. Vor einigen Jahren rockte er beim internationalen Turnfest in der SAP Arena vor 12.000 Zuschauern. Jährlich ist er auf der ZMF-Bühne zu sehen.

Die Liga soll wachsen: Pusch will sie von acht auf zehn Teams erweitern. Außerdem sollen eine zweite und drei dritte Ligen hinzukommen. Eine davon im badischen Raum mit dem Fixpunkt in Freiburg. „Für den Nachwuchs ist das Motivation.“ Denn bisher gebe es wenig Förderung – und damit wenig Ansporn für gezieltes Training. Sogar eine Champions League mit internationalen Topteams könnte er sich vorstellen. Im Januar soll’s wieder losgehen.

Der Erfolg der Erstauflage weckt Interesse. Pusch und Berisha berichten von Anfragen aus der ganzen Republik. Investoren wollen einsteigen, TV-Sender Battles übertragen. Doch bisher ist Pusch vorsichtig: „Denen geht es um Unterhaltung, sie sind meist nicht szenekundig.“ Die Liga soll nach den Wünschen den Breaker ausgerichtet werden, nicht nach Kommerz.

„Das Finale steigt nächstes Jahr in Freiburg“, sagt Pusch. Dann wollen sich seine Backnanger Jungs die Krone vom Titelverteidiger zurückholen.

Mehr Infos auf Facebook: Deutsche.Break.Liga

chilli-Bildergalerie

Fotos: © Phi Dang