Schluss mit Swipen – Zwei Freiburger wollen Tinder und Co. Konkurrenz machen Gesellschaft | 01.04.2025 | Philip Thomas

Dating made in Freiburg: Nova Meet von Laura Borsoi und Jonathan Köbelin Dating made in Freiburg: Nova Meet von Laura Borsoi und Jonathan Köbelin

Kalauer statt Knutschen, Beleidigungen statt Beisammensein. Jeder Zweite wurde beim Online-Dating schon einmal mit unangenehmem Verhalten konfrontiert. Ein Freiburger Start-up will das ändern und hat mit „Nova Meet“ eine Dating-App herausgebracht, die vieles besser machen und sich mit den ganz Großen anlegen will.

„Willst du dich auf mein Gesicht setzen?“ Die Freiburgerin Laura Borsoi musste nicht lange wischen, um auf einer Dating-App obszön angemacht zu werden. Und das ist kein Einzelfall: Das Internet ist voll mit negativen Erfahrungsberichten zu Tinder und Konsorten. Laut einer Auswertung des Portals YouGov hat sie jede∙r zweite Nutzer∙in gemacht.

Mehr als 630 Millionen Mal wurde der Branchenführer heruntergeladen. Knapp 100 Milliarden Matches wurden mit Tinder laut Konzern geswipt. Aktuell zählt die App rund 50 Millionen aktive Anwender∙innen. Konkurrent Bumble verzeichnete beim Börsengang im Jahr 2021 rund 42 Millionen User.

„Wir sind als Generation Dating-App aufgewachsen, wirklich zufrieden ist damit aber keiner“, erklärt Borsois Geschäftspartner und Mitbewohner Jonathan Köbelin. „Respekt und Ehrlichkeit auf diesen Portalen lassen arg zu wünschen übrig. Wir haben uns gedacht: Das muss besser gehen“, sagt der 31-Jährige. Anfang Dezember haben die beiden deshalb „Nova Meet“ veröffentlicht. Knapp 400 Nutzer∙innen, überwiegend aus dem Raum Freiburg, zählt die Software aktuell.

„Wir wollen damit weg vom Like“, erklärt Köbelin. Auch endloses Swipen soll es bei Nova nicht geben: Bei gegenseitigem Gefallen müssen Nutzer∙innen eine Nachricht mit einer Mindestanzahl von Zeichen schicken. Gesprächseröffnungen à la „Hey, alles klar?“ oder „Hi, wie geht’s?“ sollen damit der Vergangenheit angehören. „Man muss sich Gedanken machen“, erklärt Borsoi.

291 Matches braucht es im Schnitt auf Tinder und Co., bis eine Beziehung daraus entsteht, so das Deutsche Institut für Wirtschaft. „Es ist ein Konsumieren von Menschen, viele überfordert das und es führt zu Dating-Burnout“, betont Köbelin. Ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern sorge für weitere Frustration. „Es gibt mehr Männer auf Dating-Apps“, so Borsoi.

Auch das Nutzungsverhalten unterscheide sich nach Geschlecht: „Männer liken eher mal, Frauen selektieren mehr“, erklärt Borsoi. Um den Umgang auf der Plattform zu verbessern, wartet Nova mit einem kleinen Lexikon der Liebe auf. Darin werden Begriffe wie „Gaslighting“, „Ghosting“ oder „Lovebombing“ erklärt.

Ein ausgefeilter Algorithmus für die Partnersuche steckt derweil nicht in der App. Das spart Kosten – wohl aber auch Begegnungen. „Mir ist aufgefallen, dass immer nur eine bestimmte Gruppe von Menschen angezeigt wurde“, sagt Köbelin. Bestimmte Filter setzen können Nova-Nutzer∙innen aber trotzdem.

Knapp 40.000 Euro von ihrem Ersparten haben die beiden bisher in die Entwicklung der App gesteckt. Programmieren ließen Borsoi und Köbelin das Portal über zehn Monate hinweg in Indien. „Sonst hätten wir uns das nicht leisten können“, sagt die 27-jährige Projektmanagerin. Köbelin hat seinen Job bei einer Bank gekündigt und arbeitet mittlerweile Vollzeit an Nova Meet.

Wie viele Matches oder Beziehungen daraus hervorgegangen sind, wissen sie aus Datenschutzgründen nicht. Sicher ist für Köbelin nur: „Wir sind vom Projekt überzeugt.“ Und Borsoi bekräftigt: „Wir wollen Nova auch nicht verkaufen, niemals.“ 600 aktive Nutzer∙innen zählt die App Mitte Februar, viele davon stammen aus dem Raum Freiburg. Bis Ende des Jahres wollen Borsoi und Köbelin die 10.000-
Marke knacken. 

Fotos: © Philip Thomas