Handwerkskammer Freiburg: Keine Einigung im Streit mit Burger STADTGEPLAUDER | 17.04.2016

Das Handwerk in Südbaden gibt sich robust: Die Beschäftigungs- und Ausbildungszahlen waren im vergangenen Jahr stabil, der Umsatz der 15.537 Mitgliedsbetriebe der Freiburger Handwerkskammer (HWK) legte um zwei Prozent auf neun Milliarden Euro zu. Rustikal geht es indes hinter den Kulissen zu: Die letzte Frist für eine gütliche Einigung mit dem geschassten ehemaligen Hauptgeschäftsführer Johannes Burger ist ergebnislos verstrichen.
 
Robuste Geschäftslage: Das Handwerk ist gut beschäftigt - die Wartezeiten werden länger.
 
Die Betriebe im Kammerbezirk haben aktuell rund 101.000 Beschäftigte, darunter sind 6330 Azubis. Das ist zwar ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr, vor 15 Jahren waren es aber noch rund 15.000 junge Leute, die Handwerker werden wollten. Stark gewachsen ist der Anteil der Azubis mit Abi: Lag der vor zehn Jahren noch bei nur 4 Prozent, sind es nun 11,6 Prozent. Die Kammer fordert von der Politik mehr Kontinuität in der Bildungspolitik und eine Stärkung der beruflichen Ausbildung: „Es ist gang und gäbe, dass immer noch Schulversager produziert werden“, so Kammerpräsident
Johannes Ullrich.
 
Wenn die Betriebe beim Wachstum weiter zulegen wollten, „brauchen wir mehr Leute“, sagt Ullrich. Schon heute müssten die Kunden lange auf Handwerker warten. „Es gibt Architekten, die schon Aufträge ausschreiben, die erst in einem Jahr abgearbeitet werden müssen.“ Die Zuwanderung werde hier kurzfristig nicht helfen. Mittelfristig aber schon, deswegen habe die Kammer selber fünf neue Mitarbeiter eingestellt, um ihren Betrieben hier einen sehr guten Service bieten zu können.
 
Das diesjährige Schwerpunktthema der HWK ist Handwerk 4.0. „Wir möchten für mehr Klarheit sorgen, für uns und für unsere Betriebe“, so HWK-Geschäftsführer Wolfram Seitz-Schüle. Die Digitalisierung löse einen „beinahe revolutionären Transformationsprozess“ aus. Es gehe um die Frage nach dem Einsatz digitaler Werkzeuge. Die Kammer will diese etwa mit Informationsveranstaltungen zu Social-Media-Marketing, digitaler Zeiterfassung oder zur Klärung neuer Anforderungen an die Mitarbeiterqualifizierung beantworten.
 
Nichts Neues gibt es hingegen beim seit Monaten schwelenden Streit mit dem geschassten Burger (wir berichteten). „Bis zum Ablauf des Ultimatums kam von Burgers Seite nichts mehr“, so HWK-Sprecher Martin Düpper. Der Ball liege bei Burger. Das sieht dessen Anwalt Wolfgang Meyer-Rudolph völlig anders: „Bis zum 26. April muss die Kammer irgendwas verkünden. Der Ball liegt bei denen.“
 
Der Fall ist verworren: Auf der einen Seite geht es um eine Abfindung, Burger, 62, dem laut Meyer-Rudolph gar nicht gekündigt wurde und schon seit September monatlich nur noch 860 Euro von der Kammer bekomme, fordert wohl mindestens 200.000 Euro. Im September 2019 wäre er in Rente gegangen. Auf der anderen Seite stehen Beschuldigungen bezüglich seiner Eingruppierung in die B7-Besoldungsgruppe (rund 9500 Euro brutto) im Raum, was indes schon seit sechs Jahren Bestand hat; und ein von der Kammer geforderter Maulkorb, den Burger sich nicht umhängen lassen will.
 
Genau daran war eine erste Einigung schon vor Monaten gescheitert. Eine neue Einigung könne, so Meyer-Rudolph, nur so aussehen, dass die Kammer die B7-Besoldung akzeptiert, Burger mit einer sechsmonatigen Frist ordentlich kündigt und eine Abfindung zahlt, die ihn rentenmäßig so stellt, als ob er bis zum Rentenalter gearbeitet hätte. Es sei denn, man fände eine Altersteilzeitregelung. Und Burger müsste weiter frei äußern dürfen, was er zu den Vorgängen zu sagen hat. Die HWK will dazu aktuell keine weiteren Angaben machen.
 
Text: Lars Bargmann / Foto: Neithard Schleier