Heimspiel: Sie bringt den West Coast Swing nach Freiburg STADTGEPLAUDER | 18.11.2024 | David Pister

Der Hauptbestandteil ihres Lebens ist Tanzen: Jula Palenga

Jule Palenga ist die beste West-Coast-Swing-Tänzerin Deutschlands. Ende September trat die 25-jährige Freiburgerin bei einem Wettkampf in München auf, überzeugte die Jury und machte den dritten Platz. Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt kamen dort zusammen. Im Heimspiel erzählt sie, wie der Tanz ihre gesamte Familie infizierte:

„West Coast Swing sagt den wenigsten etwas. Die meisten denken an Lindy Hop, damit hat es aber wenig zu tun. Es kommt von den Swingtänzen, hat die Triolen im Rhythmus, ist aber stark modernisiert. Grundsätzlich gibt es eine Person, die führt, und eine, die folgt. Das Grundgerüst an Basics wird durch Improvisation und kreative Interpretation ergänzt. Das Ziel von West Coast Swing ist, die Musik so zu verkörpern, dass die Außenstehenden sehen, was man selbst hört. Die Musik ist dabei komplett unterschiedlich: was im Radio läuft, Blues, ganz egal. Je nachdem, was man selbst gerne hört. Hauptsache es hat einen Viervierteltakt.

Ich habe mit Solotänzen angefangen, als ich klein war und bin dann zum Paartanz gewechselt: Standard Latein und Salsa. Dann kam dieser neue Tanz in die Tanzschule Gutmann. Anders als bei anderen Paartänzen sind die Rollen nicht so starr. Auch als Person, die folgt, kann man Ideen reinbringen. Es geht nicht nur darum, Schrittfolgen und Figuren abzutanzen, sondern ist eher ein Ping-Pong-Spiel von Ideen, die sich an der Musik entlang hangeln.

Vor zehn Jahren habe ich damit angefangen. Damals in der Bar „Kölner Botschaft“ gab es zweimal im Monat eine Party, auf der man West Coast Swing tanzen konnte. Ich war zu jung, um alleine dort hinzugehen, deswegen musste ich meine Eltern mitnehmen. Irgendwann war es ihnen zu blöd, nur rumzusitzen und ein Bier zu trinken. Dann haben sie halt mitgemacht. Inzwischen ist meine ganze Familie vom West Coast Swing infiziert: meine Eltern, meine Oma, meine Schwester und deren Mann.

Ich hatte schon immer ein gutes Verständnis davon, wie mein Körper funktioniert. Ich habe früh mit Geräteturnen angefangen und mein Leben lang getanzt. Dadurch hat es sich nicht schwierig angefühlt, dort hinzukommen, wo ich jetzt bin. Natürlich musste ich viel Zeit und Geld reinstecken, aber ich bin immer entspannt an die Sachen herangegangen. Auch an Wettkämpfe. Wenn man Spaß daran hat, lernen möchte und kreativ sein will, dann kann man es ganz schön weit bringen.

Bei den Wettkämpfen meldet man sich entweder als Paar an oder bekommt einen Partner zugelost. Da muss man schon Glück haben. „Luck of the draw“, nennen wir das. Es ist also alles improvisiert, auch die Musik kennen wir nicht. In München habe ich PJ Turner gezogen – ein Star der West Coast Swing Szene aus den USA. Er ist einer der aktiven Champions. Davon gibt es vielleicht 40 weltweit. Und bin die einzige in Deutschland.

Die Szene ist im Vergleich zu anderen Tänzen noch relativ klein. Köln und Düsseldorf haben eine große Szene und auch Freiburg ist am Wachsen. Durch Social Media erreichen wir gerade sehr viele Menschen. Mich erreichen ständig Anfragen, ob ich Trainer in anderen Teilen Deutschlands kenne und empfehlen kann.

Tanzen ist Hauptbestandteil meines Lebens. Unter der Woche arbeite ich an einer Freiburger Grundschule und fördere Kinder im Mathematikbereich. Ich unterrichte außerdem viele Tänzerinnen und Tänzer. Donnerstags bis montags bin ich dann auf Events zum Tanzen unterwegs. Wenn man mal den Schlaf abzieht, beschäftige ich mich in der Woche vielleicht 10 bis 15 Stunden mal nicht mit Tanzen.“

Foto: © Tatia Nika