Heute beginnt das Freiburger Festival– Ganter feiert 20 Jahre Freiburger Pilsner STADTGEPLAUDER | 21.04.2016

Die Brauerei Ganter zählt in Freiburg zu den ältesten Unternehmen. Im vergangenen Jahr feierte der Familienbetrieb sein 150-jähriges Bestehen. Und jetzt gibt es gleich wieder was zu feiern: Das Freiburger Pilsner wird 20 Jahre alt. Der Anteil der kultigen 0,3-Liter-Flasche am Pilsverkauf lag im vergangenen Braujahr schon bei 45 Prozent. Tendenz steigend. „Das hätten wir damals nicht gedacht“, sagt der Urheber, Braumeister Leopold Thamm, beim Besuch in der chilli-Redaktion.
 
Der Mann, der es gebraut hat: Leopold Thamm beim Redaktionsbesuch mit Pils.
 
Die ersten Gespräche um ein neues Ganter-Pils gab es bereits 1992, erinnert sich Ernst-Ludwig Ganter: „Der Ansatz war, dass wir ein Pils mit einem Alleinstellungsmerkmal haben wollten, eines, das aus der Produktpalette rausfällt.“ 1993 begann Braumeister Thamm dann zu experimentieren. 1994 gab es ein erstes Freiburg Premium, das als SC-Bier in kleiner Charge produziert wurde. 1996 war das erste Freiburger Pilsner am Markt. Die Freiburger Werbeschmiede Münchrath hatte das Etikett kreiert, eine Düsseldorfer Agentur das stilisierte Münster, den Schriftzug entwickelte der Markendesigner Roman Klis.
 
Wichtiger aber war der Geschmack. „Das war nicht so einfach“, erinnert sich der heute 82-jährige Thamm, der 1973 zu Ganter gekommen war. Jeder Versuch dauerte fünf, sechs Wochen, verschiedene Hefe- und Hopfensorten wurden probiert, 18.000 Liter waren in einer Charge, ein bisschen „Muffensausen“ habe er schon gehabt. Am Anfang war das kühle Nass dann „zu eckig, nicht harmonisch genug“. Irgendwann gab es mal betriebsintern eine Blindverkostung mit anderen Bieren, und irgendwann war dann die Rezeptur fürs neue Freiburger Pilsner fertig. Nicht so bitter wie ein handelsübliches Pils, aber trotzdem sehr aromatisch. „Das hat vor allem auch Frauen gut geschmeckt, die sonst kein Pils getrunken haben.“ Thamms Frau Eleonore nickt.
 
Dass das Freiburger im Verkauf so „hochgeht, hätte ich damals aber nicht für möglich gehalten.“ Auch die kleinere Flasche sei gut angekommen. „Das Freiburger war vom Geschmack her völlig neu, vom Preis, von der Werbung (siehe unten), das ist bis heute eine eigene Welt“, sagt Ganter. Was wohl die Ganter-Pils-Klientel gesagt hätte, wenn für die Vermarktung ihres Bieres plötzlich Models in die Innenstadt-Kneipen gekommen wären?
 
Am Anfang wuchs der Absatz nur langsam, im Juni 2003 spielte der Sportclub Freiburg bei Wacker Burghausen und machte dort mit einem 2:1-Sieg den
direkten Wiederaufstieg in die erste Liga klar. Schon auf der Hinfahrt im Sonderzug war das Bier zur Neige gegangen. Ganter rief nach dem Schlusspfiff in Freiburg an, es machte sich sofort ein Laster voller Freiburger-Kisten auf den Weg nach München. Am Bahnhof strömten dann zig Fans an die mobile Quelle – die Rückfahrt war gerettet. „Das war eine grandiose Aktion, die bei den Fans nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat“, erzählt Ganter. Heute wird im Stadion dennoch eine andere Sorte feilgeboten. Es ging – allein ums Geld.
 
Auch die ersten großen Universale-Partys gaben dem Freiburger weiter Vortrieb. „Der typische Ganter-Trinker war damals eher Ü50, mit dem Freiburger haben wir dann auch die 20- bis 30-Jährigen erreicht“, sagt die heutige Geschäftsführerin Katharina Ganter-Fraschetti. Wie viele Flaschen jährlich verkauft werden, will sie indes nicht preisgeben. „Wir machen unseren Erfolg nicht von Hektolitern abhängig.“ Thamm zieht sich seine Jacke an. Zu Hause wartet noch ein Freiburger auf ihn. Er schmunzelt: „Ich werde ja als Braumeister oft gefragt, welches Bier das Beste ist. Dann sag ich immer: das Freibier.“
 
Text: Lars Bargmann / Foto: © Till Neumann