Mehr als 10.000 Kaufgesuche – S-Immo präsentiert Wohnmarktbericht 2024 Immobilien | 22.06.2024 | Lars Bargmann
Anders als etwa in München oder Hamburg gibt es in Freiburg kaum Preiseinbrüche: Berichteten Oliver Kamenisch, Dorothea Müller, Lars Hopp und Marco Wölfle (v. l.).Die Preise für Wohnimmobilien im Großraum Freiburg sind – anders als in anderen Städten – trotz der Zinswende nicht eingebrochen. Im Umland hat das Angebot wieder angezogen, in Freiburg ist weiterhin kaum etwas zu haben. Zudem gewinnt die energetische Ausstattung beim Verkauf zunehmend an Gewicht. Das sind die Kernbotschaften des neuen Wohnmarktberichts, den Vertreter der Freiburger Sparkasse und des Center for Real Estate Studies (CRES) an der Deutschen Immobilien Akademie unlängst vorgestellt haben.
Der Wert der von der Immobiliengesellschaft der Sparkasse (S-Immo) vermittelten Immobilien ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent auf 55,1 Millionen Euro gestiegen, die Zahl der Verkäufe um 14 auf 127. Auch der Provisionsertrag legte um 9,6 Prozent auf 2,8 Millionen zu. Damit performt die Freiburger S-Immo deutlich über dem Markt: Landesweit sind die Immobilien-Provisionen aller Sparkassen gegenüber 2022 um 12,8 Prozent zurückgegangen.
Bei den Käufern dominieren sehr deutlich die Eigennutzer. Dorothea Müller, die Leiterin des S-Immobiliencenters, erzählte, dass der Kapitalanleger, der im vergangenen Jahrzehnt noch ein wichtiger Treiber des Marktes war, aktuell noch scheu wie ein Pferd ist. Wenn Anleger kaufen und zunächst vermieten, dann eher für die Kinder, die irgendwann zurück nach Freiburg kommen. Und denen, so Oliver Kamenisch, Geschäftsführer der S-Immo, „geht es nicht so sehr um die Rendite“.
Wer eine gute Rendite sucht, kann keine hohen Zinsen brauchen. Zur EZB und etwaigen Zinssenkungen wollte sich Sparkassen-Vorstand Lars Hopp auf Nachfrage nicht äußern. Wohl aber dazu, dass der Markt nicht mehr die Verkäufer bevorteilt. Bei denen sei vielmehr eine „gewisse Preisflexibilität“ zu beobachten. Im Klartext: Die Zeit der Mondpreise ist vorbei. Auf dem Immobilienmarkt sei es zu einer „Symmetrie von Verkäufern und Käufern“ gekommen, was Hopp als „gute Entwicklung“ erachtet.
Die Zeit der Mondpreise ist vorbei
„Wir sind in einer Welt von Preisnostalgie“, sagte Marco Wölfle, akademischer Leiter des CRES, der den Bericht für die Sparkasse erstellt hatte. Die ganz niedrigen Zinsen aber würden nicht mehr zurückkommen. Immer mehr spiele dagegen die energetische Verfassung der Häuser eine tragende Rolle beim Preis. Verkäufer mit Öl-Heizungen müssten kräftige Abschläge auf bisherige Vorstellungen in Kauf nehmen. Die energetische Modernisierung des Bestandes ist wohl die wichtigste Aufgabe der Branche. Weniger als fünf Prozent der Gebäude in Deutschland haben heute einen Energieausweis, auf dem „A“ oder „A+“ steht, berichtete Wölfle.
Während das Neubau-Angebot im Umland durchaus zugelegt hat, lebt Freiburg fast ausnahmslos vom Gebrauchtmarkt. Insgesamt hat die S-Immo aktuell knapp 90 Angebote im Portfolio – allerdings mehr als 10.000 Kaufgesuche. Darunter mögen zwar auch welche sein, die nicht mehr aktuell sind, aber da das System erst drei Jahre jung ist, werden es nicht mehrere Hundert sein. Mehr als 10.000 Kaufwillige haben mithin allein seit 2021 bei der S-Immo ihre Wunschimmobilie hinterlegt.
Ob die geplanten Neubaugebiete in Freiburg (Zinklern in Lehen, Höhe in Zähringen, Kleineschholz im Stühlinger) die Preise von einer Seitwärtsbewegung nach unten drücken, könne man, so Kamenisch, noch nicht sagen. Wenn aber die ersten 1600 Wohnungen im neuen Stadtteil Dietenbach in die Vermarktung kommen, werde sich das „in den Preisen sicherlich bemerkbar machen“.
Foto: © Sparkasse Freiburg