Kleine Welt, großer Erfolg: Der Second-Hand-Laden Little Tibet STADTGEPLAUDER | 08.10.2020 | Julian Meinke 

Gebetsfahne in Tibet

Schon auf den ersten Blick wirkt es geschäftig hinter dem bunten Schaufenster nahe der Johanneskirche. Ende 2019 hat Betreiber Phu den Vintage-Laden „Little Tibet“ eröffnet. chilli-Autor Julian Meinke hat in dem etwas anderen Second-Hand-Geschäft vorbeigeschaut.

Der gebürtige Tibeter Phu heißt eigentlich Dorjee. Bei seinen Freunden und Kunden hat sich „Phu“ aber als Spitzname etabliert. Auf nur 50 Quadratmetern hat er an der Basler Straße 18 in Freiburg einen Laden eingerichtet, der mehr sein soll als ein Geschäft. „Es ist ein Treffpunkt“, sagt der 21-Jährige. Viele Kunden seien Schüler, die nach dem Unterricht kämen.

Phu plaudert gerne. In seinem „kleinen Tibet“ kommt man schon aus Platzgründen schnell ins Gespräch. „Ich glaube, ich kenne jeden einzelnen Kunden“, sagt Phu. Für den regen Andrang ist er dankbar: „Ohne die Studenten und die Schüler könnte ich den ganzen Laden hier nicht führen.“ In den Regalen liegen Pullover, Hosen, Hemden oder Tücher. Tibetische Kleidung findet man dort nicht.

Phu berichtet von Kunden aus ganz Deutschland und aus der Schweiz. Während des Gesprächs sind auch zwei Berliner da: „Ich wohn in Berlin und du suchst dich dumm und dämlich, bevor du mal so ne gute Auswahl findest wie hier“, schwärmt der junge Mann. Die Ware aus exotischen Ländern wie Amerika, Neuseeland oder Spanien bekommt Phu von Großhändlern für Second-Hand-Klamotten.

Phu in seinem Second-Hand-Laden Little Tibet

Trifft einen Nerv:„Phu“ in seinem kleinen Laden.

Pullis kosten um die 25 Euro, T-Shirts meist 10 bis 15 Euro. An Nachschub mangelt’s nicht: „Ich hab jeden Tag 70, 80 neue Kleidungsstücke, damit den Kunden nicht langweilig wird“, sagt Phu. Manche kämen zwei- bis dreimal in der Woche, um sein Sortiment zu durchstöbern. Zu jedem Einkauf verschenkt er, je nach Bedarf, seine selbst produzierten Taschen mit dem aufgedruckten Potala-Palast aus Tibet.

In Zukunft möchte Phu einen Online-Shop eröffnen. Bisher verkauft er seine Klamotten digital nur über www.kleiderkreisel.de oder per Instagram. Zusätzlich zu den Soforthilfen des Staates habe er sich damit während der Corona-Krise über Wasser gehalten. „Die Corona-Zeit war schon hart.“ Dafür läuft es jetzt besser denn je: „Nach der Krise gab es eine Schlange von 18 Leuten draußen vor meinem Laden“, erzählt Phu. Inzwischen träumt er von „einem größeren Laden mit einem kleinen Cafe“.

Der Second-Hand-Laden ist Phus Ersatz für ein Modedesign-Studium. Wegen fehlender Deutschkenntnisse und des Kostenaufwands fiel das ins Wasser. „Ich liebe Kleidung“, sie mache ihn glücklich. Wobei ihn nicht die Marken reizen, es geht ihm um einen „schönen Schnitt und schöne Farben“.

Mit seinem Laden trifft er bei jungen Menschen einen Nerv. Vielleicht auch, weil er mit 21 Jahren selbst Teil der Community ist. Die lockere und persönliche Atmosphäre spricht seine Kunden an. „Family Members“, nennt er sie. Es gibt sie auch im Netz: 4000 Follower hat sein Instagram-Account little_tibet_vintage.

Fotos: © freepik.com, Julian Meinke