Machbarkeitsstudie fertig: Kommt das Eisstadion zur Messe? STADTGEPLAUDER | 29.08.2020 | Lars Bargmann

Messe Gelände Freiburg von oben Messe-Erweiterung, letztes Kapitel? Auf dem rot umrandeten Bereich könnte eine neue Heimat für die Wölfe entstehen - als Multifunktions-Arena.

Der favorisierte Standort für das geplante neue Eisstadion in Freiburg ist direkt an der Sick-Arena an der Messe. Die präferierte Bauherrin ist die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM). Eine Machbarkeitsstudie ist von Sacker Architekten fertiggestellt worden. Auch wenn diese chilli-Informationen weder Finanzbürgermeister Stefan Breiter noch Baubürgermeister Martin Haag oder Messechef Daniel Strowitzki bestätigen wollen.

„Die Entscheidungen sind noch nicht gefallen“, sagt Breiter nur. Der 53-Jährige charakterisiert immerhin ein ideales Grundstück: Es müsste der Stadt gehören, gut an den ÖPNV angebunden sein, über viele Parkplätze und wenig Anwohner verfügen, dürfe keine grüne Wiese sein, die dann versiegelt werden müsste, und im besten Fall seien Strom, Gas, Wasser und Wärme in der Nähe. All das träfe für das Grundstück zwischen Sick-Arena, Madisonallee und Hermann-Mitsch-Straße jedenfalls zu. Derzeit ist dort das Flüchtlingsheim St. Christoph beheimatet. Das müsste verlegt werden. Oder die Bewohner in andere Einrichtungen umgesiedelt.

Ein ideales Grundstück

Die Finanzierung, die Rede ist von 40 bis 50 Millionen Euro, wird indes sicher nicht im Kernhaushalt des Rathauses abgebildet. Zur Diskussion stehen drei Modelle: Eine bestehende städtische Gesellschaft wuppt die Investitionen oder eine noch zu gründende, an der die Stadt maßgeblich beteiligt ist. Oder ein Investor baut und refinanziert über die Pacht. Dann aber hätte die Stadtspitze die Hand nicht mehr drauf. Der EHC Freiburg wäre im schlimmsten Fall den Launen des Kapitalanlegers ausgeliefert.

Echte-Helden-Arena

Alter und neuer Standort: In der Echte-Helden-Arena darf nur noch bis 2024 gespielt werden. Wenn die Freiburger Politik die Eissporttradition in Freiburg fortführen will, wird die neue Heimstatt ab 2024 vermutlich vor der Sick-Arena (Bild oben) sein.

Für die beiden ersten Varianten – wie für den Haushalt insgesamt auch – braucht das Rathaus den Segen des Freiburger Regierungspräsidiums (RP) als Aufsichtsbehörde. In Zeiten, in denen das Land selbst zehn Milliarden Euro an neuen Schulden aufnimmt, wäre es schwer vermittelbar, dass das RP den Kommunen Investitionen in Infrastruktur mit erhobenem Zeigefinger untersagt. Dem Vernehmen nach soll die Landesregierung ihren Regierungspräsidien in diesen Corona-Krisenzeiten etwas lockerere Zügel erlaubt haben. Eine reine Eishalle birgt dabei das größte finanzielle Risiko. Beim Liga-Rivalen Bietigheim wäre es in den vergangenen Wochen fast zum Super-GAU gekommen: Die Steelers hatten, nachdem Hauptsponsor Porsche vom Eis gegangen war, so viele Schulden angehäuft, dass sie zunächst keine Lizenz für die kommende Spielzeit erhalten hatten – aber vor acht Jahren für 18 Millionen Euro die neue Ege-Trans-Arena hingestellt bekommen.

Nur weil die Bietigheim Wohnbau, eine Tochter der Stadt, dem Eishockey-Zweitligisten kurz vor knapp weitere 200.000 Euro überweisen hatte, hat der Club die Lizenz – unter harten Auflagen – erhalten. Sonst wäre der ganze Club „wohl durchs dünne Eis gebrochen“, wie die Stuttgarter Nachrichten geschrieben hatten.

„Nur interne Diskussionen“

Auch die Wölfe stehen wirtschaftlich eher auf dünnem denn auf arktischem Eis. Auf sie allein als Pachtzahler kann ein finanziell verantwortlich Handelnder nicht bauen. Der EHC mag so sympathisch sein wie der SC Freiburg: Wirtschaftlich liegen die Vereine Welten auseinander. Deswegen spricht vieles für eine Multifunktionsarena. In der auch Konzerte stattfinden können, in der ein Restaurant oder eine Kneipe Pacht bezahlt. Und in der auch weitere Flächen an Dritte vermietet werden könnten. Und die am Ende auch das Flächenangebot der Messegesellschaft verbreitern könnte.

Genau dies wird auch in der Machbarkeitsstudie – Sacker Architekten hatten auch die Messe geplant – untersucht. Sie sieht einen direkten Anbau an die Sick-Arena vor, eine große Glasfront in Richtung Haltestelle Messe, zwei Tiefgaragengeschosse. „Wir haben uns auf interne Diskussionen geeinigt“, gibt sich Breiter zugeknöpft. Die Studie soll dem Gemeinderat „im zweiten Halbjahr“ vorgestellt werden. Wann, werde auf einer der nächsten Dezernentenkonferenzen beschlossen. Der Beschluss für oder gegen den Bau einer Eishalle müsse aber noch in diesem Jahr gefällt werden. Und dann müsste auch relativ zügig ein Bauantrag gestellt werden, denn die Betriebsgenehmigung der DEL für die betagte Franz-Siegel-Halle (seit 2019: „Echte-Helden-Arena“) an der Ensisheimer Straße läuft 2024 aus. Dann müsste ein neues Stadion gebaut und bespielbar sein.

Die BZ hatte unlängst berichtet, dass die Corona-Krise ein neues Eisstadion verhindern könnte. Hintergrund waren Äußerungen von FDP-Stadtrat Sascha Fiek, wonach die Arena sich angesichts der deutlich angespannten Kassenlage auf einer internen Streichliste befände. Die SPD-Kulturliste-Fraktion hatte sodann eine Anfrage an Oberbürgermeister Martin Horn geschickt und betonte neben vielen gestellten Fragen unter anderem „die dringende Notwendigkeit einer transparenten Diskussion über den Verbleib des Eissportes in Freiburg“.

Die EHC-Chefetage um Präsident Michael Müller und Vorstand Werner Karlin hatte sich in einer Pressemitteilung „verwundert“ gezeigt. „Mit uns hat niemand aus der Stadtverwaltung gesprochen“, ließ sich Karlin zitieren. Womöglich, weil es dazu gar keinen Anlass gab. Die Bürgermeisterriege hat sich vielleicht nur nicht aufs Glatteis führen lassen.

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