Liebeslieder unter prasselndem Regen: Newcomer Mayberg begeistert beim ZMF STADTGEPLAUDER | 17.07.2023 | Till Neumann

Mayberg beim ZMF Freiburg Kam, sah und spielte während des Unwetters: Mayberg und seine Fans beim ZMF Freiburg

Dunkle Wolken hingen über dem ZMF. Doch die Unwetterfront entpuppte sich als Glücksbringer für den Musiker Mayberg. Im ausverkauften Spiegelzelt begeisterte der Mann mit Reibeisenstimme viele meist weibliche Fans. Und nutzte den prasselnden Regen als Soundtrack für seine traurigen Liebeslieder. Sein Lieblingswort nutzte der 23-jährige Durchstarter vor lauter Begeisterung in Endlosschleife.

„Hab mich neu verliebt“

Mayberg alias Luis Raue zählt zu den Pop-Newcomern der Stunde. Seit 2019 veröffentlicht er Songs. Und die gehen mittlerweile viral. Auf fast eine Million monatliche Hörer·innen kommt der Singer-Songwriter aus Hessen derzeit. Wie groß seine Fanbase ist, zeigt sich am Samstag im ausverauften Spiegelzelt des Freiburger Zeltmusikfestivals (ZMF). Die 1000 Fans, meist weiblich bis Mitte Zwanzig, sind textsicher und himmeln den hageren Kerl mit der bassigen Stimme an.

Schon im ersten Song „Wien“ unterstützen sie ihn lautstark. „Ich war in Wien, was soll ich sagen, hab mich neu verliebt“ singt er da. Und der Ton ist gesetzt. In den Texten geht es fast ausschließlich um Liebe, das Verlassenwerden und das Adrenalin der Gefühlsachterbahnen. Seine eingefleischte Fanbase liebt und fühlt das. Die jungen Frauen hängen an seinen Lippen und filmen mit den Handys so oft es geht.

Begeistert: Die Fans im Spiegelzelt singen textsicher mit.

Zurücklehnen bei den Refrains

Zum Start ist Mayberg mit seinen weißen Sneakern und einem organem Hemd noch einigermaßen trocken. Doch das tropische Klima im Spiegelzelt ändert das schnell. Schon nach wenigen Songs läuft nicht nur bei ihm der Schweiß, das Hemd klebt am Körper. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Mit Gitarre und einer eingespielten Drei-Mann-Band singt Mayberg von Schmerz und Glückshormonen, Romantik und Dramatik. Die Zuschauerinnen machen es ihm leicht: Refrains muss er oft nur anteasen und kann sich dann zurücklehnen, den Rest macht die Crowd. Manchmal führt das dazu, dass der Chorus so oft wiederholt wird, dass es kaum mehr Strophen braucht.

Mayberg, für den ausverkaufte Locations Normalität werden, zeigt sich authentisch gerüht. „Unfassbar“ ist sein Lieblingswort des Abends. Unfassbar schön findet er das Konzert. Unfassbar gut singt das Publikum mit. Unfassbar nett sei auch die ZMF-Crew. Seine gelebte Freude kommt an, wird mit lautem Applaus gekontert.

Soundbett für Schmusesongs

Das Wetter sah übel aus vor Showbeginn. 15 Minuten bevor es losgehen soll (Start 20.30 Uhr), gibt’s die Durchsage auf dem ZMF-Gelände, dass alle wegen einer ranrauschenden Gewitterfront in die Zelte gehen sollen. Das klappt bei Mayberg reibunglos. Alle kommen trocken rein – und dann prasselt der Regen fast surreal aufs Zeltdach. Als Mayberg das bemerkt, nutzt er es gekonnt als Soundbett für seine Schmusesongs. Wie im Video zu sehen ist, das er auf Instagram als „most special moment“ gepostet hat. Für seinen Hit „Spiegelbild“ läuft er in die Mitte des Zeltes und singt umringt von seinen Fans. Begleitet von Piano und dem Regen. Ein Gänsehautmoment.

Der bodenständige Sänger weiß mit seinem Publikum umzugehen. Im zweiten Teil der Show liefert er den elektronischeren Teil seiner Lieder. Dafür ziehen die vier Musiker schwarze Sonnenbrillen auf – und legen eine Schippe drauf. Mayberg erinnert mit der Brille unfreiwillig an die Bösewichte in Matrix. Deren Superkräfte sind wohl in seine Stimme geflossen, die hier klar den Unterschied macht. Doch Mayberg zählt definitiv zu den symphatischeren Typen im Showgeschäft. Seine Texte fassen Banales in Worte: „Und ich schau auf mein Handy, eine Nachricht von Emily und sie will was, aber ich nicht“, singt er. Und die jungen Damen begleiten ihn so inbrünstig, als hätten sie genau die Message gerade selbst auf den Screen bekommen. 

Nerv getroffen

Ein Mayberg-Song heißt „Der neue Stil meiner Generation“. Den fasst Mayberg in Liebesdingen in Text und Ton. Einen Nerv trifft er damit ganz ohne Frage. Nebenan spielen Revolverheld und haben mit 1200 verkauften Tickets nur knapp weniger Karten verkauft als er. Wohl nur eine Frage der Zeit bis Mayberg auch die größeren Säle füllt.

Fotos: © Till Neumann