Plüschtiger und Pseudo-Band: Grenzenlos-Festival geht in die 19. Runde STADTGEPLAUDER | 03.01.2018 | Tanja Senn

Mehr als 20 Veranstaltungen, 14 Festivaltage, 5 Bühnen: Das Grenzenlos Festival bringt vom 12. Januar bis 3. Februar die volle Ladung Kleinkunst nach Freiburg. Da gibt es Rock von der Blockflöte, Krieg im Kinderzimmer oder einen singenden Psychiater. Zwischen 4500 und 5000 Besucher wollen die Veranstalter – Vorderhaus, SWR und Vaddi Concerts – erreichen. Los geht’s am 21. Januar mit einem gemeinsamen Eröffnungsabend der Internationalen Kulturbörse Freiburg und des Grenzenlos Festivals. Hier eine cultur.zeit-Auswahl der lustigsten und skurrilsten Acts.

Carl-Einar Häckner

Carl-Einar Häckner 24. Januar um 20 Uhr, Vorderhaus Glatt läuft bei dem Schweden mit Zylinder und Hipsterbart eigentlich nichts. Doch egal, ob er sich den Daumen abschneidet, sich ein Messer in den Arm rammt oder plötzlich eine Mundharmonika quer im Mund stecken hat – der durchgeknallte Comedy-Zauberer begeistert mit brachialem Humor und schrägen Gags.

Liese-Lotte Lübke 25. Januar um 20 Uhr, SWR-Studio „Wer mal ausschlafen will, wird Künstler“, sagt Liese-Lotte Lübke. Die 28-Jährige will. Daher steht die Hundefriseurin seit 2009 auf der Bühne und kombiniert lebensnahe Lieder am Klavier mit tiefsinnigen Texten. Klassisches Politkabarett gibt’s nicht, dafür Geschichten aus dem Alltag – von Depressionen über Berater beim Arbeitsamt bis hin zu überflüssigen Frauenquoten.

Die bekannte Band Zärtlichkeiten mit Freunden 25. Januar um 20 Uhr, Vorderhaus Hier ist nichts so, wie es scheint: Weder steht bei dieser Band die Musik im Vordergrund, noch sind Ines Fleiwa und Cordula Zwischenfisch so weiblich, wie es die Namen vermuten lassen. Stattdessen betreten zwei selbsternannte Musik-Kasparettisten die Bühne, die mit skurriler Probenraumcomedy überzeugen. So sehr, dass sie mittlerweile mehr als 20 Kleinkunst- und Comedypreise auf sich versammeln – vom Prix Pantheon bis zum Deutschen Kabarettpreis.

Ariel Doron

Ariel Doron 26. Januar um 20 Uhr, Theater Freiburg Einfache Lacher gibt es bei Ariel Doron nicht. Wenn der Krieg das Kinderzimmer erreicht, ist das auch nicht zu erwarten. Der israelische Puppenspieler lässt Spielzeugsoldaten sowie einen Plüschtiger lebendig werden und versetzt sie in die brutale Realität des Krieges zwischen Gewalt, Sex, Hass und Angst. Überraschend, lustig, verstörend.

Sarah Bosetti 30. Januar um 20 Uhr, Vorderhaus Sarah Bosetti ist in der deutschen Medienlandschaft keine Unbekannte mehr. Sie tritt in Fernsehsendungen wie „Die Anstalt“ oder „Nuhr im Ersten“ auf, ist Kolumnistin bei radioeins und hat dieses Jahr ihr drittes Buch herausgebracht. Außerdem tourt sie mit ihrer Show „Ich will doch nur mein Bestes!“ durch die Republik. Wunderbar ironisch huldigt sie dem Sexismus, offenbart ihre Angst vor Kühlschränken und erzählt Geschichten vom schönen Scheitern.

Wildes Holz

Wildes Holz 1. Februar um 20 Uhr, Vorderhaus „Highway to Hell“ auf der Blockflöte – schwer vorzustellen. Doch die drei Musiker von „Wildes Holz“ zeigen: Das funktioniert tatsächlich. Und hört sich auch noch richtig gut an. Ihre Holzmusik reicht von Mozart – deutlich rockiger als im Original – über Michael Jackson bis hin zu Kraftwerk. Die Blockflöte wird dabei stets von Gitarre und Kontrabass unterstützt. Wem die Ohren noch vom Ständchen unterm Christbaum schmerzen, sollte sich hier unbedingt von den Qualitäten der Blockflöte überzeugen lassen!

C. Heiland 2. Februar um 20 Uhr, Vorderhaus „Der Mann mit dem Schatten“ – dem Titel von C. Heilands Show muss man eigentlich nichts mehr hinzufügen. Laut Veranstalter-Info arbeitete der Comedian zehn Jahre als Psychiater, bis herauskam, dass er die meisten Pillen, die er verschrieb, selber genommen hat. Nach einem Abend mit Heiland zweifelt da sicherlich niemand mehr dran. Ob Kiffen in der Kita oder Zigaretten rauchende Pferde im Stall – seine schrägen Erzählungen und Lieder lassen nichts aus.

Infos & Tickets

Tickets sind über die Homepage, www.reservix.de, bei den bekannten Vorverkaufsstellen und an den Abendkassen erhältlich. Der Vorverkauf läuft.

Das komplette Programm: www.freiburg-grenzenlos-festival.de

Kulturnotiz

Grammy-Nominierung Was haben Lady Gaga, Ed Sheeran und das Freiburger Barockorchester gemeinsam? Sie sind alle für den Grammy 2018 nominiert. Die CD „Sacred Cantatas“ mit Kantaten von Bach und Telemann, gesungen von Philippe Jaroussky, hat es in die Kategorie „Bestes klassisches Solo-Gesangsalbum“ geschafft. Es ist nicht die erste Nominierung der Freiburger: Bereits 2007 und 2010 stand das Barockorchester auf der Liste für den wichtigsten internationalen Preis der Musikbranche. Am 28. Januar heißt es nun abermals: Daumen drücken. An diesem Tag werden die Auszeichnungen in New York verliehen.

Freier Blick auf Orgel 88.000 Euro. Diesen Betrag hat das Kuratorium Augustinermuseum in diesem Jahr gesammelt. Der Betrag fließt in die Umgestaltung des Museums und soll ein architektonisches Highlight ermöglichen: den Raum mit dem Orgelblick. Gemeint ist damit der ovale Raum im Haus der Graphischen Sammlung. Hinter einer seiner Wände verbirgt sich die Welte-Orgel, die dank der Spenden sichtbar gemacht werden soll.

Kulturamt fördert neue Projekte Das Freiburger Kulturamt fördert auch im kommenden Jahr Projekte für Kulturelle Bildung. Eine Jury hat nun sieben neue Projekte ausgewählt, die eine Förderung von 29.500 Euro erhalten. Darunter eine Tanzchallenge von Bewegungs-Art mit Freiburger Jugendlichen, das Projekt „Mapping Freiburg“ von ILLU Freiburg oder das Projekt „Traumflug und Libellenschlag“ des Vereins P.A.K.T in Kooperation mit dem Flüchtlingswohnheim an der Höllentalstraße.

Preise und Auszeichnungen Die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann verliehene Staufermedaille fand Mitte Dezember den Weg nach Freiburg. Regisseur und Schauspieler Martin Schley erhielt die Auszeichnung für seine ehrenamtliche Theaterarbeit in der Freiburger Justizvollzugsanstalt. Über den deutschen Nachwuchsfilmpreis durfte sich jüngst der Freiburger Simon Schneckenburger freuen. In dessen Trophäenschrank dürfte es langsam eng werden: Der 27-Jährige hat bereits Preise wie den North Carolina Film Award oder den Deutschen Jugendfilmpreis erhalten. Auch der Preis für den „Bücherfreund 2017“ fand den Weg in die Bächlestadt. Genauer gesagt ins Schwarzwaldstadion. Wer hätte es gedacht: Deutschlands größter Bücherfreund ist niemand anders als SC-Trainer Christian Streich.

Fotos: © Carsten Schick, Edgar Schröter, Anael Resnick, Anja Rattchen