Ringen um eine Lösung: Fraktionen wollen sich für Eissport starkmachen STADTGEPLAUDER | 17.03.2022 | Till Neumann

Nahaufnahme eines Hockey-Spieler mit Schläger und Puck

Do oder Die. Etwas tun oder sterben. Mit so dramatischen Worten ruft der Verein „Pro Eissport Südbaden“ am 5. April zu einer Kundgebung in Freiburg auf. Da an diesem Tag der Gemeinderat zur Zukunft des Eisstadions tagen soll, möchten die Eissport-Aktivisten Flagge zeigen.

Hinter den Kulissen wird an einer Lösung zum Kufensport in Freiburg gearbeitet. Anfang April soll der Gemeinderat über eine Beschlussvorlage der Stadtverwaltung entscheiden – diese lag bis zum Redaktionsschluss noch nicht vor.

Sicher ist: Der Zweitliga-Club mit „über 200.000 Eissport Anhänger·innen“ (Pro Eissport Südbaden) wandelt auf dünnem Eis: Die in die Jahre gekommene „Echte Helden“-Arena an der Ensisheimer Straße hat nur eine DEL-Genehmigung bis 2024. Wenn der Verein ein neues Zuhause bekommen soll, müssten schnell Tatsachen geschaffen werden. Nur wo? Und zu welchem Preis?

Die Freiburger Fraktionen sprechen sich mehrheitlich für ein Ringen um die EHC-Zukunft aus. „Richtig ist, im Umfeld der Messe nach Standorten zu schauen, weil es Synergien gibt, etwa Straßenbahnanbindung und Parkplätze“, sagt Grünen-Stadtrat Jan Otto. Den Standort unterstützen auch weitere Fraktionen.

Die größte Hürde für die Realisierung ist für Otto ein Finanzierungskonzept – „und hier stehen auch Verein und Eissportszene in der Verantwortung, aktiv beizutragen“. Prioritär sieht er den Posten nicht: „Aufgabe der Stadt ist es zunächst, gute Bildungseinrichtungen, guten ÖPNV und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und nicht, Profisport zu subventionieren.“ Die unabgesprochene einseitige Kündigung des Mietvertrags von Seiten des EHC sei da sicher keine vertrauensbildende Maßnahme gewesen.

Auch die Fraktion Eine Stadt für Alle hält einen messenahen Standort wegen der Verkehrsinfrastruktur für sinnvoll. „Wir hoffen auf eine Betriebsverlängerung der alten Halle, einen fortlaufenden Zuschuss durch die Stadt für den Betrieb und eine Lösung für eine neue Halle, die jetzt angegangen und über mehrere Haushalte finanziert werden muss“, so Stadtrat Gregor Mohlberg. Finanzielle Unterstützung vom Bund, Land und aus der gesamten Region für den Eissport in Südbaden seien hilfreich und wünschenswert.

Die SPD, sagt Fraktionsgeschäftsführer Sebastian Coch, werde sich weiter für eine neue Eishalle einsetzen: „Wir erwarten in der Vorlage für den Gemeinderat eine glaubwürdige Perspektive und einen Beschluss, der die Eissportfans und vielen Vereine nicht weiter hinhält, sondern Klarheit schafft.“

Auch Carolin Jenkner, Fraktionschefin der CDU, macht sich für den EHC stark: „Wir haben uns mehrfach öffentlich für den Bau eines Eisstadions ausgesprochen und setzen alles daran, dass es am Ende eine gemeinsame und tragfähige Lösung gibt.“

Illustration: Hockey-Schläger und Puck, darüber ein Frageziechen

Die JUPI-Fraktion, so Geschäftsführer Hannes Hein, erwartet von der Verwaltung „eine vollumfängliche Beschlussvorlage, die es uns ermöglicht, eine klare Entscheidung zu treffen. Dazu gehört eine seriöse Kostenschätzung zu unterschiedlichen Modellen wie ein Bau in Eigenregie oder als Investor·innenprojekt.“

Die FDP ist pro Eissport: „Wir können und werden Eissportlerinnen und Eissportler aus Freiburg nicht nach Basel, Straßburg oder Villingen-Schwenningen schicken“, so Sprecher Adrian Nantscheff. Ließe sich ein Bau auf städtische Kosten nicht realisieren, müssten Verwaltung und Gemeinderat über den eigenen Schatten springen und eine Beteiligung von Investor·innen auch entgegen der eigenen ideologischen Bedenken nicht kategorisch ausschließen.

Kai Veser von den Freien Wählern, selbst Eishockey-Schiedsrichter und EHC-Fan, sagt: „Der Termin 2024 für eine neue Halle ist Illusion.“ Er höre, dass die alte Halle bis zirka 2029 verlängert werden solle: „Das kostet aber nur viel unnötiges Geld.“ Seine Kritik: Wenn die Verwaltung etwas nicht wolle, werde es teuer gerechnet, wenn sie etwas durchsetzen wolle, würde es runtergerechnet: „Später werden dann die Preisnachschläge nachgeschoben.“

Veser rechne mit der Ankündigung, „dass auf dem Messegelände eine direkt angebundene, große Halle kommt, die auch anderweitig genutzt werden kann. Daneben auch noch eine zweite Eisfläche.“ Und dass den Bau eine Sondergesellschaft oder die FWTM stemmen soll. Für eine Mehrheit im Gemeinderat werde es knapp.

„Die Stadt spielt in dieser Angelegenheit seit Jahren auf Zeit“, kritisiert AfD-Stadtrat Detlev Huber. Er vermutet, „die Verzögerung ist gewollt, um medienwirksam Krokodils-Tränen zu vergießen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.“

Beim Verein ProEissport Südbaden läuten derweil die Alarmglocken. Ihr Slogan für die Demo: Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns den Eissport klaut!

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