Salut – Blick aus dem Elsass STADTGEPLAUDER | 04.11.2024 | Astrid Lehmann

Grau und trist, so zeigt sich der November oft. Regenschwere Wolken und tiefhängende Nebelschwaden ziehen über die Rheinebene und hocken sich in den Tälern der Vogesen und des Schwarzwalds fest. Zwei Hände und mentale Gedankenkraft reichen mitunter nicht aus, um sie zu verscheuchen. Dafür benötigt es schon ganz andere Waffen, und die hält das Elsass für unsere Gemütsverfassung parat: Bereits am 22. November öffnen die ersten Weihnachtsmärkte ihre Pforten und legen sich wie der Zauber von schneegezuckertem Puder über die Region. Himmlischer Waffelduft und der Geruch von gebrannten Mandeln durchziehen dann die Altstädte, glitzernde Lichter funkeln mit dekorierten Weihnachtsbäumen um die Wette, und der erste Glühwein wärmt uns von ganz innen. Auf einmal freuen wir uns, dass es wieder dunkel, nass und kalt ist, denn die Magie der Adventsmärkte ist im Elsass zauberhaft schön.
Wir unternehmen einen kleinen Rundgang zu den „frühen Vögeln“ unter den Märkten. Im Süden zieht die historische Altstadt von Mulhouse für den festlichen Anlass ihr schönstes Gewand an. Ein eigens für die Feierlichkeiten hergestellter Stoff schmückt die Fassaden der historischen Gebäude. In Thann geht es gemütlicher zu, doch nicht weniger festlich: Eine 2000 Meter lange Girlande schlängelt sich um den Tannenbaum und lässt ihn hell erstrahlen. Im Norden punktet Hagenau als Geburtsstätte der Krippen im Elsass, während in Sélestat der Briefkasten des Weihnachtsmannes auf die Kleinen wartet. Eine Woche später sprießen viele andere Märkte wie Pilze aus dem Boden. Die Adventszeit reicht nicht aus, um sie alle zu besuchen.
Für diejenigen, die es bis zum 22. November gar nicht aushalten, denen empfehle ich eine süße Auszeit in Gertwiller. In der kleinen Ortschaft gibt es gleich zwei Lebkuchenhersteller. Meine persönliche Empfehlung: Schafft es der Kuchen ungeknabbert bis nach Hause, bitte eine große Scheibe abschneiden, dick buttern und in einen heißen Kakao tunken. Einfach délicieux! Es kann gerne noch ein wenig trist bleiben.
Fotos: © iStock / phbcz, Astrid Lehmann