Jedes Jahr werden in Freiburg Dutzende Waffen abgegeben Szene | 27.08.2021 | Philip Thomas

Waffen

Geerbt, gefunden oder gar aus zwielichtiger Quelle: Allein im vergangenen Jahr wurden beim Freiburger Amt für öffentliche Ordnung 290 Waffen abgegeben. Vom Gewehr bis zum Wurfstern war alles dabei. Wie viele illegale Waffen es in Freiburg insgesamt gibt, weiß weder das Amt noch die Polizei.

„Es ist die staatliche Zielsetzung, privaten Waffenbesitz auf das Allernotwendigste zu reduzieren“, sagt Markus Geugelin, Sachgebietsleiter der Waffenbehörde im Freiburger Ordnungsamt. Das deutsche Waffenrecht ist deswegen vergleichsweise strikt. „Das liegt an der Geschichte, aber auch daran, dass wir leidvoll erfahren haben, welche Folgen privater Waffenbesitz haben kann“, sagt Geugelin und erinnert an den Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009 und das Attentat in Hanau im vergangenen Februar.

Damit in Freiburg möglichst wenig Waffen in privater Hand liegen, gibt es die Möglichkeit, etwa gefundene oder geerbte Schießprügel bei der Behörde einzureichen. 44 erlaubnispflichtige Kurzwaffen wie Revolver oder Pistolen, 36 erlaubnispflichtige Langwaffen, zu denen Gewehre zählen, sowie 110 erlaubnisfreie Kurz- und Langwaffen, darunter Schreckschuss- oder Softairwaffen, waren es vergangenes Jahr.

Darauf kamen noch einmal 100 polizeilich beschlagnahmte Gegenstände wie Butterflymesser oder Elektroschocker. Auch Gadgets, die eigentlich Geheimagenten vorbehalten sind, verwahrt das Amt. „Über die Polizei wurde ein Schießkugelschreiber abgegeben. Der sieht aus wie ein normaler Kuli, schießt auf Knopfdruck aber ein kleines Kaliber“, erzählt Geugelin. Auch das vermeintliche Schreibgerät wurde vom Kampfmittelbeseitigungsdienst zerstört.

Zieht Waffen aus dem Verkehr: Markus Geugelin vom Amt für öffentliche Ordnung.

Nicht jede abgegebene Waffe ist illegal. Für Erwerb und Besitz von Schießeisen oder Munition ist in Deutschland allerdings eine Waffenbesitzkarte erforderlich. Rund 1200 solcher Lizenzen sind laut Geugelin in Freiburg registriert. Die meisten davon entfallen auf Jäger, Sportschützen, Erben und Sammler. „Der Bestand verändert sich kaum“, kommentiert der 46-Jährige. Anders sieht es beim sogenannten Kleinen Waffenschein aus. „Nach Ereignissen mit medialer Auswirkung bemerken wir hier jedes Mal gestiegene Nachfrage“, sagt Geugelin. Derzeit sind in Freiburg rund 1000 Bürger·innen zum Führen von Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen berechtigt.

Wie bewaffnet Freiburg tatsächlich ist, lässt sich nur vermuten. „Die Waffenbehörde hat weder Angaben zur ‚Waffendichte‘ noch zur Dunkelziffer von nicht registriertem Waffenbesitz“, so Rathaussprecherin Martina Schickle. Auch die Freiburger Polizei kennt keine genauen Zahlen. „Immer wieder tauchen alte Waffen auf Dachböden oder Kellern auf. Eine Erfassung der Dunkelziffer ist naturgemäß schwierig“, so Sprecher Michael Schorr.

Er empfiehlt, aufgetauchte Waffen nicht selbst zum Amt zu bringen, sondern diese von der Polizei abholen zu lassen: „Obwohl es gut gemeint ist – der Gang kann strafbar sein.“ Dass es sich dabei nicht nur um einen guten Rat handelt, musste unlängst ein Jugendlicher in Teningen erfahren. Der 16-Jährige war dort sichtbar mit einer schwarzen Spielzeugpistole unterwegs. Weil laut Waffengesetz aber selbst das Tragen einer sogenannten Anscheinwaffe verboten ist, erwartet den Jungen nun Strafanzeige.

Fotos: © Stadt Freiburg; iStock.com/dlewis33