Tinder fürs Zimmer: WG-Suche per App STADTGEPLAUDER | 13.04.2020 | Philip Thomas

Smartphone in einer Hand

Nachrichtenflut, Absagen, unangenehme Castings: Die Suche nach einem WG-Zimmer ist oft mühselig. Vier Freiburger wollen das ändern. Sie tüfteln an einer App, die Suchende mit der passenden Wohngemeinschaft zusammenbringen soll. Vorbild ist eine Dating-App. Auf ein „Match“ folgt allerdings kein One-Night-Stand, sondern bestenfalls ein Mietvertrag.

Im Juni 2017 hatte Annika Hübner ein WG-Zimmer in Freiburg gesucht. Fündig wurde die Lehramtsstudentin im August. „Ich habe insgesamt mehr als 30 Mails rausgeschickt und nur fünf Antworten bekommen“, erinnert sich die heute 26-Jährige. In dem Durcheinander habe sie kaum noch gewusst, welche Nachricht zu welcher Wohnung gehört. „Das war super anstrengend“, erzählt sie. Etwas Neues, Zeitgemäßes musste her: „Wir machen so viel To Go, da sollte es etwas für die Wohnungssuche geben.“ Die Idee für HelloWG war geboren.

Die App funktioniert nach dem Tinder-Prinzip: Statt Körbchengröße und Bankkonto geben Wohngemeinschaften und Suchende an, wie gesprächig oder musikalisch sie sind. Wer beispielswiese auf Fleisch verzichtet, wolle laut Hübner eher mit Gleichgesinnten unter einem Dach wohnen: „Gerade in Freiburg wird oft nach den Essgewohnheiten gefragt.“ 

Wird „gematcht“, können sich beide Parteien per Knopfdruck auf einen Kennenlern-Kaffee verabreden. Platz für lange Textpassagen gibt es in der App nicht, stattdessen sollen skalierbare Punkte Auskunft über die Vorlieben und Abneigungen geben. „Das ist viel kürzer, so funktioniert alles auf einen Blick und ohne Mails“, so Hübner. Sie ist sich sicher: Der Aushang am Schwarzen Brett der Uni hat ausgedient.

„Wir sehen uns als Visionäre, mit dem Ziel, Menschen zusammenzubringen, die miteinander wohnen wollen“, sagt sie. Dabei ist die Idee nicht neu. Schon mehrere Start-ups haben sich an der Idee, WG-Suche aufs Handy zu bringen, versucht. Bisher seien alle gescheitert: „Es gibt noch keine App, die funktioniert“, betont Hübner.

Die kritische Phase nach der Gründung sei mittlerweile überwunden, das vierköpfige Team habe sich eingespielt, stecke nun in der Konzeptionsphase. Noch arbeiten alle unentgeltlich, später sollen die Firmenanteile aufgeteilt werden. Im Herbst will das Start-up einen ersten Prototyp vorstellen, 2021 soll die App online gehen. Die Corona-Quarantäne spiele dem Quartett dabei in die Karten: „Die Ausgangssperre kann als Chance zum Umdenken genutzt werden. Viele Leute fragen sich gerade, ob sie mit ihren Mitbewohnern wirklich glücklich sind.“

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