Wie Deena Herr, einst Studentin in Freiburg, in Uganda zum Popstar wurde STADTGEPLAUDER | 19.01.2016

Vor zwei Jahren studierte Deena Herr noch in Freiburg und musizierte auf der Kajo. Jetzt wird die 22-Jährige in Uganda als Popstar gefeiert. Ein Manager entdeckte sie in einer Bar. Ihr Song „Mumulete“ in der Landessprache Luganda war der Durchbruch. Ab April will sie in Deutschland Welle machen.

Deena Herr spielte einst in der Kajo. Jetzt wird sie in Ostafrika gefeiert.

Deenas Geschichte ist filmreif. Nach dem Abitur zog es die Baden-Badenerin für ein Jahr nach Ruanda, um mit Straßenkindern zu arbeiten. Anfang 2013 machte sie dabei einen Abstecher ins Nachbarland Uganda. In einer Bar jammte sie spontan mit ein paar Leuten. Der Musik-Manager Bashir sprach sie an, sie tauschten Nummern.

Nach dem Auslandsjahr zog Deena im Herbst 2013 nach Freiburg. Sie schrieb sich an der Uni ein – Bio und Mathe auf Lehramt. Die Sängerin lebte in einer Musiker-WG, im Haus gab’s zwei Studios. „Da war immer was los“, erinnert sich Deena beim chilli-Skype-Interview live aus Kampala. Drei- oder viermal die Woche habe sie damals in Freiburgs Gassen musiziert, außerdem sang sie in einem Gospelchor.

Schon nach einem Semester wechselte Deena nach Berlin und schrieb sich für Soziale Arbeit ein. Ende 2014 flog sie in die ugandische Hauptstadt Kampala, um Freunde zu besuchen. Dann rief Bashir sie an, fragte, ob sie in der Landessprache Luganda singen könne. Deena sprach kaum ein Wort, willigte aber dennoch ein. Bashir schrieb ihren ersten Song. „Mumulete“, übersetzt: Bringt ihn zu mir. Das verträumte Lied schlug ein wie eine Bombe – und machte Deena zum Star.

Ihr Praxissemester absolviert Deena seit September in Kampala, sie arbeitet wieder mit Straßenkindern. Doch der Fokus liegt auf der Musik. Songs schreiben, Videos drehen, Interviews geben. Auch die deutschen Medien entdeckten Deena. „Der Oktober war wahnsinnig krass, ich hatte nicht einen freien Tag“, erzählt sie. Nicht mal zum Essen sei sie gekommen und habe einige Kilo verloren. „Ich war im Arbeitswahn “, erinnert sich die Sängerin. Jetzt achtet sie wieder mehr auf sich.

Doch die Konzertanfragen häufen sich, die Heiratsanträge auch. „So leicht bin ich aber nicht zu haben“, sagt Deena und lacht. Auf öffentlichen Plätzen muss sie achtgeben. Wenn sie Downtown auf dem Markt erkannt werde, sei die Hölle los. Dann werde sie auch betatscht, die meisten Fans sind Männer. Vor Kurzem hat Deena vor 20.000 Leuten gesungen. „Nach zwei Zeilen sind alle ausgerastet“, sagt sie und kann es selbst kaum fassen.

Deena ist sich bewusst, dass ihre Hautfarbe Teil des Erfolgs ist, will sich darauf aber nicht reduzieren lassen. Wichtig ist ihr, zwischen Deutschen und Afrikanern zu vermitteln, Klischees abzubauen. Davon gebe es viel zu viele – auf beiden Seiten. In vier afrikanischen Sprachen singt sie mittlerweile, es könnten noch mehr werden. Ihr Manager Bashir hat Großes vor. Bis Ende März soll eine EP fertig sein.

Im April geht’s zurück nach Berlin. Dann will sich Deena auch in Deutschland musikalisch einen Namen machen. Konzertanfragen liegen schon vor, berichtet sie. Ihr Manager will sie einfliegen lassen, falls größere Konzerte in Uganda anstehen. Ihr Studium in Berlin möchte sie auf jeden Fall abschließen. Zwei Semester sind es noch. Wahrscheinlich geht’s danach zurück nach Kampala.

Die Sängerin kann sich aber auch gut vorstellen, irgendwann wieder in Freiburg zu leben. „Ich kann Großstädte nicht ab. Ich brauche Ruhe, Felder, Natur“, sagt sie durch die rauschende Skype-Leitung. Im Vergleich mit der 1,3- Millionen-Stadt Kampala ist Freiburg für sie ein Dorf.

Deenas Manager Faizel über die Sängerin:
„Deena is the most talented songbird I have ever met. She ist very cool. calm and collected. I have never seen a patient girl in my life as she is very patient with music and people. She is hard working and special in singing African languages. It was very surprising when I discovered her and she was singing all these African songs. I thought to myself: The world should know about this lady about her talent.“

Text: Till Neumann / Fotos: Promo