Zwölf Freiburger Songs, die jeder kennen sollte STADTGEPLAUDER | 15.12.2017 | Till Neumann

Exportschlager hat die Freiburger Musikszene 2017 nicht produziert. Doch viele umtriebige Künstler haben in den vergangenen zwölf Monaten wunderschöne Stücke herausgebracht. chilli-Musikredakteur Till Neumann hat die besten zum Jahresabschluss zusammengesucht. Zwölf Lieder, die jeder Freiburger kennen sollte.  

Brothers of Santa Claus Figure It Out

Der Bandname klingt nach Rentierschlitten, roten Mützen und Last-Christmas-Coverband. Doch die fünf Jungs bieten handgemachten Indie-Synthie-Rock-Pop für alle vier Jahreszeiten. Auf „Figure It Out“ zeigt Maximilian Bischofsberger die Klasse seiner samtweichen Stimme. Entspannte Riffs und gediegene Drums umgarnen den verstrubbelten Sänger. Der stärkste Song ihres zweiten Albums „Not Ok“, das sie im April rausgebracht haben. Mit einem grandiosen Video.   

Otto Normal Auf Der Stelle

Der Major-Label-Deal ist geplatzt, doch die Ottos machen weiter – normal. Und scheuen wie gewohnt weder Kosten noch Mühen für das große Ding. Im März haben die Urban-Popper ihre zweite Akustiksession veröffentlicht. „Auf der Stelle“ heißt einer der exzellent instrumentierten Tracks. Reibeisen-Raps von Pete, feine Backgroundsängerinnen, pathetische Geigen, knackige Drums. Wuchtig ist das und gefühlvoll zugleich.   

Unduzo Superman

Die Freiburger Accapella-Crew Unduzo hat Superkräfte. Das beweist sie auf ihrer Scheibe „Schweigen Silber, Reden Gold“. Im retro-mäßigen Sahnestück „Superman“ geht’s zwar nicht ganz jugendfrei zu, aber die fünf Vokalartisten liefern Entertainment vom Feinsten. Sänger Cornelius Mack kommt „am schnellsten“ und hat einen Hitze-Röntgen-Superblick. „Geil“, ruft die entzückte Backgroundsängerin. Garniert mit US-Filmsamples. Großes Kino.   Hier auf Spotify: Unduzo – Superman  

Unojah Go Jalal

„Colour to the People“ heißt die Platte der Reggae-Weltmusiker Unojah. Der größte Wurf darauf ist „Go Jalal“. Zu einer lauschigen Akustikgitarre singt Chaldun Schrade von einem Jetsetter mit fünf Pässen, doch nur einer Identität. Einem Freund ist der Song gewidmet, er könnte aber auf die fünf Unojahs zutreffen. Spätestens, wenn die Flöte kommt, ist Fernweh garantiert.  

El Flecha Negra El Capitán Mantarraya

Loco, lässig, latino. Die Musiker aus Chile, Peru, Spanien und Deutschland feiern am 20. Januar Album-Release im Jazzhaus. Den Mix aus Cumbia, Reggae und Mestizo-Sound gibt’s im großartigen „El Capitán Mantarraya“ zu hören. Bei so viel Percussion, Bläsern und spanischem Gesang schmilzt der Schnee – egal wie dick.   https://www.youtube.com/watch?v=r2p7c2SNaWo  

Fatcat Wishing Well

Das Album „Champagne Rush“ von Freiburgs angesagtester Kapelle ist Ende 2016 erschienen. Anfang Dezember haben die Funk-Katzen jetzt nachgelegt. Vier Songs haben sie als Live-Session veröffentlicht. Darunter auch „Wishing Well“. Eine butterweiche Laidback-Nummer, auf der Frontmann Kenny Joyner zeigt, dass er der Krempe seines neuen Riesenhuts gewachsen ist. Vor Kurzem waren die Freiburger übrigens auch live im Morgenmagazin.  

Patty Moon Sound On Me

Voller Schmerz und Sehnsucht ist die Musik von Patty Moon. Schön klingt sie trotzdem. Zarte Streicher tragen die engelsgleiche Stimme durch neblige Flächen. Erst das Piano lässt ein paar Sonnenstrahlen durchschimmern. Feinfühligeres in Freiburg zu finden, wird schwierig. Lieder für ruhige Momente im Patty-Moon-Schein.   https://www.youtube.com/watch?v=mEyQMhImvdg  

Cosmic Mints And It Remains

Wer die sechs schrillen Typen beim Festival Freiburg Stimmt Ein gesehen hat, kann sie nur mögen. Ein Album haben die Cosmic Mints noch nicht. Doch die ersten Songs der Funk-Rocker machen Laune. „And It Remains“ klingt ausgefeilt und trotzdem ungeschliffen. Truckerfahrer ­Alexander Emmert singt zerbrechlich vom goldenen Licht im Schatten. Die E-Gitarre bittet zum Bouncen.  

Redensart Lass Gut Sein

Nur wenige Freiburger Stimmen haben so viel Wiedererkennungswert wie die von Danny Mc Clelland. Mit Redensart macht er Indie-Folk-Pop, der weit über Freiburg hinaus begeistert. Im verschneiten Schwarzwald haben die vier Musiker vergangenen Winter das Video zur Wohlfühl-Nummer „Lass gut sein“ gedreht. Da will nicht nur die besungene „Cecile“ mitträllern. 

Malaka Hostel Coyotes De l’Amor

Kaum eine Band hier reißt das Publikum so mit wie Malaka Hostel. Cumbia, Ska, Klezmer, Rock’n’Roll – alles, was in die Beine geht, ist gut. 2017 stand unter anderem das ZMF und das neu eröffnete Artik Kopf. Mit „Coyotes de l’amor“ haben die sechs Jungs das passende Video zum Sound geliefert. Verwegen, humorvoll, eskalativ. Nicht nur gut, um sein Spanisch aufzupolieren.  

The Rehats Nothing But The Truth

Mit „Nothing but the Truth“ haben The Rehats einen Indie-Pop-Ohrwurm-Song hingelegt. Tolle Stimme, Gute-Laune-­Gitarren und ein grausig-schönes Video vom preisgekrönten Freiburger Filmemacher Simon Schneckenburger. Die Nummer klingt kuschelig entspannt, damit ist aber spätestens dann Schluss, wenn im Video Blut über den Holzbalken rinnt.  

Restless Feet Empire Of Gold

Laut, jung, wild. Restless Feet machen Irish-Folk-Punk. Mit ihrem im März veröffentlichten Album „Homeward Bound“ kann man zu Hause schon mal für die Konzerte der sechs Jungs vortanzen. Zum Beispiel mit „Empire of Gold“. Das Kontrast-Programm zur Weihnachtsballade. Guinness statt Plätzchen. Grölen statt trällern. Klingt hochprozentig und pustet die Winterkälte ruckzuck weg.   

Collage: © Jana Schillinger