The Hate U Give: Aufrüttler ohne Effekthascherei 4Film | 07.04.2021 | Silas Julian Pfeifer

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus zeigte ProSieben das Drama „The hate u give“. Dabei wurden Gedanken wach an den durch Polizeigewalt verursachten Tod des US-Amerikaners George Floyd. Der Film liefert Zündstoff für die Black Lives Matter-Bewegung und den weltweiten Kampf gegen Diskriminierung.

„Es ist unmöglich unbewaffnet zu sein, wenn sie unsere schwarze Haut als Waffe ansehen.“ Im fiktiven Garden Heights hallen die Worte der 16-jährigen Starr Carter durch eine prall gefüllte Kirche des sozialen Brennpunkts. Starrs Augen ruhen dabei auf der aufgebahrten Leiche ihres Freundes Khalil Harris. Der Tod erinnert an das Schicksal von George Floyd: Ein Afroamerikaner findet bei einer polizeilichen Routinekontrolle gewaltsam den Tod. Unweigerlich kommt beim Zuschauer die Frage auf: Wäre die Kontrolle bei anderer Hautfarbe ebenso verlaufen?

Für die Protagonistin ist der Fall klar: Die beim „schwarzen Mann“ vermutete Bedrohung dient der Rechtfertigung zur Gewalt und in den Reihen der US-amerikanischen Polizei herrschen Vorurteile. Starrs Onkel ist als afroamerikanischer Ordnungshüter als guter Geist auf Starrs Seite. Er gesteht, die Kontrollen von Schwarzen anders zu handhaben.

Doch nicht allein Polizeigewalt oder Rassismus werden ungeschönt auf die Leinwand gebracht, „The hate u give“ geht tiefer. Leben im sozialen Brennpunkt wird zu einer hautfarbenübergreifenden Botschaft: Gewalt, Armut und Drogen existieren überall und bilden einen schwer zu entkommenden Teufelskreis. Die Betroffenen werden folglich geächtet. Gut deutlich gemacht wird das von Regisseur George Tillmann, Jr. im Spiegel einer vorurteilsfreien High- School am anderen Ende der fiktiven Stadt.

Der Filmemacher beschrieb institutionellen Rassismus bereits im Militärdrama „Men of honor“ (2000), in „The hate u give“ setzt der US-Amerikaner in 132 Minuten erneut auf gut gewählte Portraitaufnahmen, aussagekräftige Bilder und einprägsame Dialoge. Das gezeigte Gangleben in Garden Heigths wirkt nur an wenigen Stellen konstruiert, am Ende kann der Film die Spannung allerdings nicht ganz halten.

Tilmann Jr. greift dabei auf eine bekannte Vorlage zurück: Angie Thomas‘ preisgekrönter, gleichnamiger Roman, auf dem der sein Film beruht, schaffte es im Genre „Young-Adult“ als meistverkauftes Buch an die Spitze der New York Times-Bestsellerliste.

Sowohl Buch als auch Film machen deutlich, dass es für Politik und Gesellschaft kurzfristig bequemer ist, wegzusehen und Brennpunkte abzugrenzen. „The hate u give“ sensibilisiert für dieses systematische Missverhältnis mit berührenden Schicksalen, eindeutigen Motiven und ungeschönten Wahrheiten.

Bild: © 20th Century Fox