Unmüssig vor Übernahme des Smart Green Tower? Architekt Frey verhandelt mit Projektentwickler Bauen & Wohnen | 04.02.2019 | Lars Bargmann

Der Freiburger Vorzeigearchitekt Wolfgang Frey wird die Arbeit an seinem Leuchtturm-Projekt Smart Green Tower wohl einstellen. Derzeit laufen hinter den Kulissen Übernahmegespräche, etwa mit der Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden. Entsprechende Informationen des Freiburger Stadtmagazins chilli bestätigt deren Chef Peter Unmüßig.

Auf der Baustelle an der Ecke Neunlinden- und Zollhallenstraße werkeln an diesem Donnerstag Ende Januar fünf, sechs Bauarbeiter, die Stahlteile in Körben vom Dach auf die Erde bugsieren. Bei dem auf 50 Millionen Euro taxierten Bauvorhaben müssten eigentlich mindestens 100 Bauarbeiter – Fensterbauer, Elektriker, Haustechniker, Abdichter – anpacken. Frey hat aber bisher nur den Rohbau geschafft – zuletzt im Schneckentempo.

Nach chilli-Recherchen hatten sich in den vergangenen Wochen finanzierende Banken eingeschaltet. Um zu retten, was zu retten ist. Andernfalls könnte der hochgelobte Smart Green Tower auch zum 51 Meter hohen grauen Beton-Skelett in der Green City mutieren. Direkt am Eingang zum neuen Vorzeigeviertel. „Es gibt keine wirtschaftliche Schieflage“, heißt es aus Freys Pressestelle. Allerdings realisiere die Frey-Gruppe in der chinesischen Stadt Qingdao auf einem 80 Hektar großen Areal ein eigenfinanziertes Passivhausprojekt mit 70.000 Quadratmetern Fläche, das große Kapazitäten binde.

„Wenn einer den Smart Green Tower retten kann, dann Unmüßig“, sagt einer, der beide, Frey und den Projektentwickler, seit Jahrzehnten kennt. „Wir sind immer mit einer Vielzahl von Kauf- und Projektpartnern im Gespräch, bis zu einem veröffentlichten Abschluss besteht aber Stillschweigen“, meldet die Pressestelle. Es werde demnächst einen Pressetermin geben, um die Öffentlichkeit zu informieren.

Keine Standardarchitekturästhetik: So soll oder sollte der Smart Green Tower aussehen es braucht ein bisschen Fantasie, um sich das heute vorzustellen.

Wie viel vom hochambitionierten Energiekonzept, an dem eine illustre Runde mit der Siemens AG, dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, der Badenova AG oder auch dem Batteriehersteller ads-tec mitarbeitet – und wohl auch mitverdient – am Ende realisiert wird, liegt wohl bald in Unmüßigs Händen. „Wir prüfen derzeit, unter welchen Bedingungen wir das Projekt übernehmen können“, sagt Unmüßig. Man sei zwar „relativ weit“, mehr könne er aber noch nicht sagen.

Wenn er übernimmt, steht auch die bisherige Planung auf dem Prüfstand. Ein vorübergehender Baustopp ist daher wahrscheinlich. Noch vor einem Jahr, die Firma Ed. Züblin hatte da bereits beherzt mit 60 Mann am Rohbau gearbeitet, hatte Frey die Fertigstellung fürs Frühjahr 2019 angekündigt.

Das Projekt auf dem 5600 Quadratmeter großen Grundstück umfasst den 51 Meter hohen und 16-stöckigen Smart Green Tower, zwei sieben- und fünfgeschossige Seitenflügel sowie eine 250 Autos fassende Tiefgarage. Auf insgesamt 15.000 Quadratmetern (brutto) sollen neben Büroflächen auch 70 Mietwohnungen Platz finden. Die sollten bislang von Pro Scholare, eine von Frey gegründete Gesellschaft, vermietet werden.

Der Power-Tower mit Solarfassaden sollte pro Jahr mehr als eine Viertelmillion Kilowattstunden Strom erzeugen. Was nicht gebraucht wird, fließt in einen Lithium-Ionen-Batteriespeicher der Megawattklasse. Erst wenn der voll ist, könnte die umweltfreundlichere Energie ins Netz eingespeist werden.

Viele von Frey und seinem Team ausgeheckte Ideen wie etwa die Grauwassernutzung für die Klospülung oder mit Moos bewachsene Nordfassaden, die Feinststäube filtern sollen, zählen eher nicht zu Unmüßigs Selbstverständlichkeiten beim Bauen. Dem Freiburger Wochenbericht hat Frey mal gesagt, der Smart Green Tower wäre wie eine Silvester-Wundertüte. Die könnte schon bald ordentlich knallen. 

Visualisierung: © Frey Architekten / Foto: © bar