Unmüßig wuppt aktuell 1,6 Milliarden Projektvolumen Bauen & Wohnen | 06.09.2021 | Lars Bargmann

Visualisierung der Wohnungen

Die Firmengruppe um den Freiburger Projektentwickler Peter Unmüßig hat derzeit 36 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro auf dem Tisch. Ein mächtiges Paket. Doch der Firmenchef wäre im 75. Jahr des Bestehens noch schlagkräftiger, wenn die Auswirkungen der Corona-Krise nicht vielfach ihre Spuren hinterlassen würden.

Die tatsächlichen Auswirkungen der Krise könne man heute noch gar nicht absehen, sagt Unmüßig. Es gebe „lange Bremsspuren“, es gab und gibt „enorme Ineffizienzen“, alle Termine in den kommunalen Behörden sind ein Jahr lang nicht möglich gewesen. „Da läuft dann so gut wie nichts mehr. Normalerweise dauern unsere Projekte fünf Jahre, jetzt sind es bei einigen sieben.“

Effizienz ist ein Leitthema im Denken von Unmüßig. Private Unternehmen hätten andere Ansprüche an die Effizienz als öffentliche Behörden. „In der Pandemie ist der Staat weit nach vorne geprescht. Das muss nun wieder zurückgehen.“ Als Anhänger einer ordoliberalen Politik fordert Unmüßig so viel Privatwirtschaft wie möglich und so wenig Staat wie nötig: „Die Privaten sind effizienter, es ist ökonomisch sinnvoller, sie machen zu lassen.“

Machen würde er gerne. Etwa ein Eis-Stadion in Freiburg bauen (wir berichteten). „Wir könnten ein Eishockeystadion privat finanzieren, ohne dass der kommunale Haushalt belastet würde. Wenn wir eine großflächige Einzelhandelsnutzung mit 8000 Quadratmetern und anderen Drittnutzungen genehmigt bekommen.“ Dagegen aber steht das städtische Märkte- und Zentrenkonzept. So etwas wie die Heilige Kuh von Verwaltung und Gemeinderat. 

„Es müssten ideologische Hemmnisse und Verkrampftheiten im politischen Umfeld überwunden werden. Diese Hürde wird der Gemeinderat wohl nicht überspringen“, bedauert Unmüßig. Wenn aber eine neue Eishalle nicht über den Haushalt finanziert werden kann, brauche man eben einen Investor. Und der brauche Finanzierungsmöglichkeiten. 

Der 70-Jährige ist fest davon überzeugt, dass die Privatwirtschaft künftig mehr und mehr dazu kommen wird, auch öffentliche Gebäude wie Theater, Museen oder eben auch Stadien zu bauen. „Man muss dafür nur intelligente Mischnutzungen finden.“ Wenn es in dem gleichen Gebäude auch noch kommerzielle Nutzungen gibt, funktioniere das – wie sein Beispiel Eis-Stadion zeige. Die gängige Formel „der Kommerz ist böse und die Kultur ist gut“ sei allenfalls albern.

Um eine gemischt genutzte Immobilie geht es aktuell auch in St. Georgen auf dem Gelände des ehemaligen Obi-Marktes. Unmüßig wollte dort – getreu dem Bebauungsplan – bis zu „20.000 Quadratmeter“ gewerbliche Nutzungen bringen. Doch das Baudezernat plädierte im Prozess für Wohnungen. Mit der Folge, dass das umgeplante Projekt, das auf einer Geschossfläche von rund 13.000 Quadratmetern nun neben einem Fitness-Studio, einer Apotheke, einem „Tante-Emma-Laden“, einer Bäckerei, einem Café und betreutem Wohnen auch 250 kleine Wohnungen fasst, nun schon zwei Mal im Gestaltungsbeirat war – und das Gremium nun noch eine dritte Vorstellung mit erneuter Planänderung wünscht. Es fällt Unmüßig schwer, hier nicht wieder die Vokabel „Ineffizienz“ in den Mund zu nehmen. Es wird also noch eine Weile dauern, bis sich der Private und die Öffentliche Hand auf eine Bebauung – und die wirtschaftlichen Eckdaten – einigen.

80 Prozent der Unternehmensleistung der Gruppe spielt mittlerweile auf auswärtigen Schauplätzen. Das aktuell größte Spielfeld liegt in Stuttgart. Dort bauen die Freiburger bis 2024 für 360 Millionen Euro das Degerloch Office Center – und werden es schon bald an einen institutionellen Anleger veräußern. 

Visualisierung: © WWA Architekten