Film-Tipp: Monsieur Claude und sein großes Fest 4Film | 19.07.2022 | Erika Weisser

Monsieur Claude und seine Frau in der Kirche

Monsieur Claude Verneuil fühlt sich nicht mehr richtig wohl in der Kleinstadt Chinon, wo er seit jeher lebt. Zwar schmeichelt es dem selbstgefälligen Rentner bei seinen Spaziergängen durch den Ort sehr, wenn ihn viele Menschen erkennen und grüßen. Doch seit alle seine vier Töchter mit ihren Familien wieder im Ort wohnen, lässt sich nur schwer vermeiden, dass er auf seinen Touren immer wieder einem seiner Schwiegersöhne begegnet. Und das passt ihm so ganz und gar nicht.

Die Wahl seiner Töchter, findet Claude, verlange ihm ohnehin die ganze Toleranz ab, über die er verfügt: Kaum hatte die erste einen Juden gewählt, kam die nächste mit einem Muslim an. Die dritte entschied sich für einen dem Buddhismus zugeneigten Chinesen; lediglich die jüngste brachte einen Katholiken ins Haus. Doch der ist schwarz. In seinen Tagträumen streift der stockkonservative, erzkatholische Gaullist denn auch hin und wieder die Möglichkeit von zumindest einer Scheidung, sinniert er selbstgesprächig über den erstaunlich langen Bestand der jeweiligen Ehen nach.

Den langen Bestand seiner eigenen Ehe, vor allem die Befindlichkeiten seiner Frau Marie, verliert Claude dabei ganz aus dem Blick. Nicht einmal das Hochzeitsdatum ist ihm gegenwärtig; als Marie ihn daran erinnert, dass es sich bald und zwar zum 40. Mal jährt, verspricht er ihr schlechten Gewissens ein ganz besonderes, romantisches Dinner zu zweit.

Eine von Monsieur Claudes Töchter mit ihrem Mann

Doch er hat die Rechnung ohne seine Töchter gemacht. Diese planen zur Rubinhochzeit ein Überraschungsfest mit der ganzen Familie. Was nicht weniger bedeutet, als dass sämtliche Gegenschwiegereltern des wackeren Franzosen anreisen – aus Algerien, Israel, China und, besonders konfliktträchtig, die dominanten und lauten Koffis aus Elfenbeinküste. Diese laden sich, ohne von den geplanten Feierlichkeiten zu wissen, gewissermaßen selbst ein: Ein paar Wochen vor dem Fest treffen sie in Frankreich ein, um „der Regenzeit zu entfliehen“ – und sich bei den einigermaßen verdutzten Verneuils einzuquartieren.

Als irgendwann das Geheimnis um das Fest gelüftet wird und die übrigen Gäste eintreffen, ist fast nichts mehr zu retten. Zumal ein liebestoller Deutscher zur ohnehin kaum zu bändigenden Verwirrung beiträgt: Er gibt sich als ein an den Eingeweide-Gemälden der Tochter Ségolène interessierter Kunstsammler aus, ist in Wahrheit aber hinter Marie her und bringt diese aus der gewohnten Façon.

Die gut gelaunt spielenden Akteure schaffen es, das turbulente Stück zu einem guten Ende zu bringen. Und es macht großen Spaß, ihnen dabei zuzusehen.

Der Film feiert seine Freiburger Premiere am Mittwoch, 20. Juli, 21.45 Uhr, im Sommernachtskino im Schwarzen Kloster. Am Freitag, 23. Juli, ist Regisseur Philippe de Chauveron anwesend.

Filmcover: Monsieur Claude und sein großes FestMonsieur Claude und sein großes Fest
Frankreich 2021
Regie: Philippe de Chauveron
Mit: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Frédéric Chau, Noom Diawara u. a.
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 98 Minuten
Start: 21. Juli 2022

 

 

Fotos: © Neue Visionen