Dem Himmel so nah: Radtour vom Schauinsland zum Feldberg Freizeit in der Regio | 30.07.2022 | Stella Schewe

Weitblick auf Berge und Bäume im Hochschwarzwald

Hitzerekorde bereits im Juni – dieser Sommer hat es in sich. Wandern oder Radfahren in der Ebene sind da eher eine Qual, also heißt die Devise: „Aufi muass i!“ Auf den Bergen im Hochschwarzwald ist es meist zehn Grad kühler und damit ideal für Aktivitäten wie diese Radtour vom Schauinsland zum Feldberg.

„36 Grad, und es wird noch heißer …“ Das Lied des Berliner Duos „2raumwohnung“ mag für die Talstation der Schauinslandbahn vielleicht noch zutreffen, nicht jedoch für die Bergstation. Wer bis zum Horbener Ortsteil Bohrer radelt und von dort aus mit seinem Fahrrad in der Kabine nach oben schwebt – Kostenpunkt: elf Euro zusätzlich fürs Rad –, kann sich beim Aussteigen auf ein deutlich kühleres Lüftchen freuen. Und auf die grandiose Sicht über Freiburg und die Rheinebene bis zu den Vogesen.

Hier, in 1220 Metern Höhe, ist Startpunkt der Tour. Wer nicht die Seilbahn nehmen möchte, kann auch mit dem Auto auf Freiburgs Höchsten fahren und die Räder hinten aufladen – in diesem Fall wird aus der Tour eine Rundtour. Doch der Reihe nach. Von der Talstation aus geht es erst mal rüber zur Halde, und zwar nicht auf der Straße, sondern auf dem parallel laufenden kleinen Weg. Hier lässt es sich gut radeln und dabei einen ersten Blick auf den Feldberg werfen, der weit oberhalb von Hofsgrund majestätisch über den Tannenwäldern thront.

Über sieben Hügel

Nach ein paar Minuten gilt es, die Straße nach Hofsgrund zu queren und am Hotel Halde vorbei zum Haldenköpfle mit seinen im Sommer verwaisten Skiliften zu radeln. Dort zweigt, am Ende des Parkplatzes, der Siebenhügelweg in den Wald ab. Der von großen Farnen gesäumte Weg hält, was er verspricht: führt auf und ab über sieben kleine Hügel mitten durch erfrischendes Grün bis zum Notschrei.

Schauinslandbahn

Der erste Weitblick (g.o.) empfängt die Radler, nachdem sie von der Bergstation der Schauinslandbahn gestartet sind.

Dort angekommen überquert man die Straße Richtung Muggenbrunn und fährt hinter dem Waldhotel auf dem Höhenweg bis zum Nordic-Center Notschrei. Hier trainieren im Winter die Biathleten, jetzt liegt die Arena still und verlassen in der Sonne. Danach folgt man den Schildern zum Stübenwasen, der mit 1270 Metern höchsten Erhebung des Rückens zwischen Schauinsland und Feldberg. Hinter dem Nordic Center geht es rechts ab und dann ziemlich steil nach oben: Kräftig in die Pedale treten ist angesagt. Wer kein E-Bike hat – was sich für diese Tour durchaus empfiehlt –, spürt die Steigung in den Waden.

Die längste Baumliege der Welt

Die zweite Abzweigung nach rechts Richtung Stübenwasen führt aufwärts auf einen Schotterweg – kurz absteigen und das Rad schieben macht die Sache leichter – und dann nach links, auf dem unteren der beiden Waldwege bis zum Berggasthof Stübenwasen. Hier öffnet sich der Blick, doch Weiterfahren lohnt sich unbedingt: also kurz vor dem Gasthof noch einmal rechts abbiegen Richtung Feldberggipfel und „lange Bank“, hinein ins Naturschutzgebiet, und sich tapfer nach oben kämpfen bis zu einer traumhaften Wiese oberhalb von Todtnauberg. Hier erwartet müde Wanderer und Radler die angeblich längste Bankliege der Welt: 44 Meter lang reiht sich Baumliege an Baumliege, ideal zum Verschnaufen und Ausruhen, Alpensicht-Genießen oder einfach zum Hinlegen und In-den-Himmel-Schauen.

Riesenbaumstamm mit seinen ergonomischen Liegen

Als bequeme Bank zum Ausruhen bietet sich der Riesenbaumstamm mit seinen ergonomischen Liegen an.

Wer Picknick dabei hat, kann hier rasten, wer nicht, legt noch das letzte Stück bis zum Feldberg zurück. In Wellen geht es auf und ab durch den Wald, Heidelbeerbüsche säumen den Weg, und schon bald kommen der Feldberg und die an seinem Fuß gelegene St. Wilhelmer Hütte in Sicht. Für alle Hungrigen lohnt hier, nach einem letzten Anstieg, die Einkehr: Die auf 1423 Metern höchst gelegene Almhütte Baden-Württembergs hat seit Mai neue Pächter und macht ihre Besucher mit Schwarzwälder Kirschtorte, Wurstsalat, Flammenkuchen und anderen regionalen Spezialitäten glücklich.

Der schönste Teil

Apropos glücklich: Für alle, die nicht mit dem Auto auf den Schauinsland gefahren sind und deshalb wieder dorthin zurückradeln, kommt jetzt der schönste Teil. Nach der Stärkung in der Hütte geht es nämlich nur noch bergab. Zunächst auf nicht immer ganz leicht befahrbaren Wegen zur Zastler Hütte und dann auf der Rinkenstraße hinunter ins Zastlertal. Auf Asphalt abwärts durch den grünen Wald sausen, während rechts und links wie im Film die Bäume vorbeigleiten, löst Glücksgefühle pur aus. Das breite Grinsen, das sich unwillkürlich einstellt, knipse ich nur aus, wenn mir schwer atmend und mit angestrengtem Blick Radler entgegenkommen.

Die St. Wilhelmer Hütte auf dem Feldberg

Auf der letzten Etappe zum Feldberg, vorbei an der St. Wilhelmer Hütte, steigt der Weg kräftig an.

Doch obwohl das Sausen so Spaß macht, lohnt es sich noch einmal anzuhalten. In einer scharfen Biegung, auf 775 Metern Höhe, liegen nämlich die Zastler Eislöcher: kleine Hohlräume, die sich vor Urzeiten durch den Einsturz von Felsen gebildet haben und in denen oft noch bis in den Frühsommer hinein Schneereste zu finden sind. Und selbst wenn nicht: Ein kalter Hauch ist an den kleinen Höhlen zwischen den Felsblöcken allemal zu spüren.

Eine letzte Erfrischung, bevor es endgültig zurück ins Tal geht: über Oberried und von dort aus am Wald entlang nach Dietenbach, danach links halten zum Engenberg und durch Kappel bis nach Freiburg. Hier fühlt sich der Wind an, als ob er aus einem heißen Fön geblasen würde. Selbst die sonst so munteren und neugierigen Alpakas am Eingang zum Zastlertal liegen heute schlapp auf der Wiese im Schatten. Ja: 36 Grad und es wurde tatsächlich noch heißer. Wie schön war es, dem Himmel und der Kühle so nah zu sein.

INFO:
Länge: 13 Kilometer bis zur St. Wilhelmer Hütte, weitere 30 Kilometer bis nach Freiburg
Dauer: rund zwei Stunden bis zur St. Wilhelmer Hütte, von dort aus anderthalb Stunden bis Freiburg
Aufwärts: 510 Höhenmeter
Abwärts: 1450 Höhenmeter
Start: Bergstation der Schauinslandbahn
Ziel: Freiburg oder Bergstation

Fotos: © Stella Schewe