Wanderschön: Hornberg im Porträt Erkunden & erleben | 06.07.2023 | Dorothea Wenninger

Die Bahn, die das Reichenbachtal überquert Während die Bahn, vom Schlossberg aus beobachtet, das Reichenbachtal überquert, schießen die Hornberger um die Wette (u.).

Ein Bach, eine Bahnlinie und eine Straße schlängeln sich durchs Gutachtal. Wo es besonders schmal ist, mündet der Reichenbach in die Gutach. Genau hier – mitten im Schwarzwald – liegt das kleine Städtchen Hornberg, bekannt durch die Redensart vom Hornberger Schießen.

Der Ort ist fast so schmal wie das Tal, ein paar Häuser ziehen sich hinter dem Bahnhof den Hang hinauf, gegenüber ragt der Schlossberg beinahe senkrecht in die Höhe. Um 1200 errichteten die Herren von Hornberg auf ihm eine Burg und gründeten im Tal eine Siedlung. Sie wurde zu einem bedeutenden Durchgangsort, der Einkünfte von Händlern bezog, die ihre Pferde hier verpflegen lassen und wechseln konnten und Wegezoll bezahlten.

Von der Ortsmitte führt ein steiler Serpentinenweg hinauf zum Schloss. Bequemer geht es auf dem anderthalb Kilometer langen Hornberger-Schießen-Weg, der familienfreundlich konzipiert ist. Hinweistafeln informieren an den 14 Stationen unterhaltsam über den Ort und spekulieren nicht ganz ernst gemeint über die Herkunft der Redensart „Es geht aus wie das Hornberger Schießen“. Verraten sei hier, dass sie auf ein historisches Ereignis aus der Zeit zurückgeht, als das seit 1810 badische Hornberg zu Württemberg gehörte. Die Hornberger wollten dem Herzog, der seinen Besuch angekündigt hatte, mit Salutschüssen einen besonders fulminanten Empfang bieten, lösten aber wegen Fehlalarms den Kanonendonner zu früh aus, sodass bei Eintreffen des Herzogs das ganze Pulver schon verschossen war.

Die wichtigsten historischen Ereignisse hält der Geschichtsbrunnen hinter der evangelischen Kirche plastisch fest. Von dem kleinen Kirchlein aus dem Jahr 1300 ist der Chor mit Fresken und Deckenornamenten erhalten. Auf der anderen Seite der Gutach liegt der alte Ortskern mit dem Rathaus am Bärenplatz, der 2006 eine Neugestaltung erfuhr, nachdem die B 33 unter Hornberg im Tunnel verschwand – ein Segen für den Ort.

Das Hornberger Schießen

Ein Abstecher zum südlichen Ortsausgang auf das Betriebsgelände der Firma Duravit führt zum angeblich größten WC der Welt. Ein Showroom mit einer Aussichtsplattform in Form einer Toilettenschüssel ist im 1817 gegründeten Industriebetrieb werktäglich bis 16.30 Uhr geöffnet.

Einer der Höhepunkte Hornbergs ist die Freilichtbühne, auf halber Höhe direkt am Waldrand gelegen. Jedes Jahr im Sommer werden hier drei verschiedene Stücke aufgeführt. Immer dabei ist „Das Hornberger Schießen“ – und das seit 60 Jahren in unveränderter Fassung. Außer an Spieltagen ist das Gelände frei zugänglich.

Mehlschwalben auf Augenhöhe

Hinter der Freilichtbühne zweigen in der Höhe des Schlossweihers etliche Wanderwege in den Wald ab: nach Schonach, Triberg oder sogar Königsfeld auf dem Querweg Lahr–Rottweil. Hornberg ist ein ideales Wandergebiet mit vielen Wegen, die herrliche Aussichtspunkte beinhalten wie den Teufelstritt, die Markgrafenschanze oder den Windeckfelsen.

Ein wunderbares Panorama bietet aber auch der Schlossberg. Im Biergarten des Hotels Schloss Hornberg sitzt man unter alten Kastanienbäumen und genießt den grandiosen Blick auf das Gutachtal. Dahinter laden Picknickbänke zum Verweilen ein, mit Logenplatz zum Beobachten des Viadukts über dem Reichenbachtal. Über die Gewölbebrücke, eines der Hornberger Wahrzeichen, findet die Eisenbahn den Weg von Offenburg durchs Kinzigtal bis an den Bodensee. Diese Verbindung mitten durch den Schwarzwald brachte in den 1860er und 1870er Jahren den Fortschritt in die zuvor abgelegenen Orte des Mittelgebirges.

Auf den alles überragenden Bergfried führen Treppen hinauf. Die Mühe des Turmaufstiegs wird mit einer fantastischen Rundumsicht belohnt, mit tanzenden Mehlschwalben auf Augenhöhe und einer erfrischenden Brise an einem warmen Sommertag.

Info

Veranstaltungen auf der Freilichtbühne:
24.6.–29.7.: „Tarzan – das Musical“ 23.7.–27.8.: „Das Hornberger Schießen“
freilichtbuehne-hornberg.de

Fotos: © Dorothea Wenninger, Historischer Verein Hornberg e.V.