Wie gemalt – Der Englische Garten in Hugstetten Erkunden & erleben | 05.04.2025 | Marianne Ambs

Bäume im englischen Garten

Der Landschaftspark hinter der Martin-Luther-Kirche in Hugstetten ist ein Naturdenkmal, das vor allem im Frühling und im Sommer ­seinen Reiz verströmt. Er gilt als einer der schönsten Englischen Gärten in Süddeutschland. Das war nicht immer so. Engagierte Menschen aus Hugstetten haben aus dem bewaldeten Hügel wieder einen Park nach dem Vorbild eines englischen Landschaftsgartens gemacht.

Zahnschmerzen während der Hochzeitsreise! Man kann sich vorstellen, dass die Stimmung nicht himmelhochjauchzend war, als sich Felix und Cécilie Mendelssohn-Bartholdy im Frühjahr 1837 zu einem Ausflug nach Hugstetten aufmachten. Dort, so hatte man den Jungvermählten versprochen, sei ein wunderbarer Garten zu bewundern. Nicht formal und streng mit Hecken und Rabatten, sondern nach neuer „englischer“ Mode mit viel Rasen, Bäumen und Sichtachsen, natürlich und ungezwungen. Noch immer ist die Backe geschwollen und tut weh, als Cécilie abends im gemeinsamen Tagebuch notiert, es sei „nicht besonders schön“ gewesen, der Besitzer „geschmacklos“ und der Turm im Garten „lächerlich“. Allein die „ausgedehnte Aussicht nach den Gebirgen“ konnte sie erfreuen: „Wir sahen den Feldberg, Belchen und den Kandel dicht vor uns.“ Felix’ Eindrücke waren wohl angenehmer: Er ergänzt ihren Eintrag mit einer Skizze des Turms, des Belvedere, und notiert noch am selben Abend ein kleines „Lied ohne Worte“, heute als „Freiburger ­Allegretto“ bekannt (Allegretto A-Dur op. 85 Nr. 5), eine beschwingt fröhliche Melodie.

Hugstetter Schloss

Begehbares Landschaftsgemälde

Das Türmchen auf dem Hugstetter Mühlberg ist nicht erhalten, doch die Aussicht vom höchsten Punkt der Gartenanlage ist auch heute noch grandios: Der Ausblick ist so erlebbar, wie ihn Konrad von Andlau einst geplant hatte. Der Adlige war vor den französischen Revolutionstruppen vom Familienstammsitz in Arlesheim nach Freiburg geflohen. Dort heiratete er die Freiherrin Sophie von Schackmin und kam 1798 in den Besitz des Hugstetter Schlosses. Den Schlosspark verwandelte von Andlau in einen Englischen Garten, in ein begehbares Landschaftsgemälde. Vorbild war der von seiner Mutter angelegte Park in Arlesheim. Bei seinem Tod im Jahre 1839 war der Landschaftspark wohl weitgehend fertiggestellt.

Doch die Pracht war nicht von langer Dauer. Wechselnde Besitzer, mangelnde Pflege – das Gartenparadies verwilderte. Bis der Hügel in den 1980er-Jahren durch einen Geländetausch mit der Stadt Freiburg in den Besitz der Gemeinde March gelangte. Dass der Englische Garten in Hugstetten wiederhergestellt und der Öffentlichkeit zugänglich wurde, ist vor allem der Leidenschaft und dem Durchhaltevermögen einiger Mitglieder des 1984 gegründeten Heimatvereins zu verdanken. Sie engagierten sich nicht nur für die Einrichtung des Heimatmuseums, sondern auch für die Wiederherstellung des im englischen Stil angelegten Landschaftsparks.

Parkkonzert

Symbiose von Natur und Musik

Unterstützt von der Gemeinde March konnte das Gartenparadies aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden. Bäume wurden gerodet und Wege freigelegt, historische Gebäude saniert und Fundamente konserviert. Auch die für englische Landschaftsparks typischen Sichtachsen wurden – soweit die Vegetation das zuließ – wiederhergestellt. Knapp fünf Hektar des Parks sind heute im Besitz der Gemeinde March und frei zugänglich. Das Schloss und Teile des angrenzenden Schlossparks sowie das Anwesen der Familie Teuffel von Birkensee sind in privatem Besitz.

Der Besuch des Englischen Gartens in Hugstetten ist zu jeder Jahreszeit möglich. Wer mehr über die Geschichte des Landschaftsparks erfahren will, dem sei eine Audio-Tour empfohlen, die von Mitgliedern des Heimatvereins entwickelt wurde.

Großen Anteil an der Pflege und Gestaltung des Parks hat Armin Keller, im Hauptberuf Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekt. Seit mehr als zehn Jahren ist er im Vorstand des Heimatvereins für den Park zuständig, koordiniert Projekte und Arbeitseinsätze. Armin Keller kennt im Englischen Garten jeden Baum und jeden Strauch; zur Geschichte des Schlosses und des Englischen Gartens, zu den Bauwerken und den Gestaltungselementen des Parks kann er viel erzählen. Deshalb bietet er über die VHS March und auf Anfrage Gruppen-Führungen im Garten an.

Armin Keller kümmert sich im Heimatverein March um den Hugstetter Landschaftspark. Er organisiert auch die Parkkonzerte, die ab Juni wieder stattfinden.

Armin Keller kümmert sich im Heimatverein March um den Hugstetter Landschaftspark. Er organisiert auch die Parkkonzerte, die ab Juni wieder stattfinden.

Ein Besuch des Parks lohnt sich auch während der Aktionstage des Heimatvereins March, die jeden ersten Sonntag von April bis Oktober beim Heimatmuseum stattfinden. Aus dem Backhäusle gibt es knusprigen Flammkuchen und es werden alte Handwerkstechniken vorgestellt. Parallel zu den Aktionstagen finden am 1. Juni, 6. Juli, 3. August und 5. Oktober Parkkonzerte im Englischen Garten statt. Sie werden organisiert von Armin Keller, der die musikalischen Stunden im Landschaftspark als Kulturerlebnis beschreibt, bei dem Natur und Musik eine Symbiose eingehen.

Englischer Garten Hugstetten

Audio-Tour mit neun Stationen
Länge: etwa 1 Kilometer
Dauer: etwa eine Stunde
englischer-garten-hugstetten.de

Führung mit Armin Keller über die VHS March am 10. Mai 2025, Anmeldung unter www.vhsmarch.de

Fotos: © Armin Keller, Marianne Ambs