Vor der Wahl: 3 Fragen an Filmemacher Marco Keller 4Film | 26.10.2022 | Erika Weisser

Regisseur Marco Keller

Vor der Stichwahl zum brasilianischen Präsidentenamt liegt Lula vor Bolsonaro. Vor der Wahl von 2018 drehte der Freiburger Filmemacher Marco Keller in Pernambuco mit widerständigen Menschen seine Dokumen­tation „Rhythm & Resistance“, die er am 24. Oktober im Kommunalen Kino präsentiert.

Brasilien ist oft Thema Ihrer Filme. Wieso?
Meine erste Fernreise führte mich in ein Projekt in Mato Grosso do Sul, das mit der Menschenrechtssituation der indigenen Bevölkerung befasst war. Das Leid dieser Menschen hat mich so betroffen, dass ich die Hintergründe ihres prekären Lebens publik machen wollte. So bin ich letztlich beim Film gelandet.

Ist die Stimmungimmer noch so kämpferisch wie direkt nach Bolsonaros Wahl?
Das ist aus der Ferne kaum zu sagen. Durch die gegen sie gerichtete Politik haben die sozialen Bewegungen aber stark gelitten, zumal auch Begegnung und kultureller Austausch coronabedingt kaum mehr stattfand. Das führte zu einer depressiven Stimmung. Der Ausgang der ersten Wahlrunde lässt jedoch auf neue Aktivierung hoffen. Und in Pernambuco wird Bolsonaro sowieso nie gewinnen.

Wie sieht denn seine Bilanz aus?
Verheerend: Die Lebenssituation der Minderheiten und anderer gefährdeter Bevölkerungsgruppen hat sich drastisch verschlechtert. Nicht nur im Amazonas, wo mit den größten Abholzungen seit Ewigkeiten den dortigen Menschen der Lebensraum genommen wird – zugunsten der nimmersatten Agrarlobby.

Foto: © coreoperation