Damit es die Leute warm haben: Anlagenmechaniker sind Experten für Klimatechnik Job & Karriere | 09.01.2023 | Katja Wallrafen (dpa)/BZ

Anlagenmechanikerin Madita Brauer bei der Arbeit Ihre erste Woche auf der Baustelle war hart. Inzwischen ist die Arbeit für SHK-Anlagenmechanikerin Madita Brauer Routine.

Die 24-jährige Madita Brauer ist Anlagenmechanikerin für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik. In Zeiten hoher Energiepreise ist ihr Know-how besonders gefragt. Im Job-Protokoll erzählt sie, warum sie sich für den Weg ins Handwerk entschieden hat.

„Zwar bin ich Tochter eines Elektro-, Heizungs- und Sanitärmeisters, aber alle anderen in der Familie haben eine Ausbildung bei der Bank absolviert. Ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Durchgezogen habe ich die Banklehre aber trotzdem. Ich dachte, das kaufmännische Wissen kann mir keiner mehr nehmen. In einem Kundengespräch hörte ich erstmals vom Trialen Studium. Das verbindet eine Ausbildung im Handwerk mit einer Meisterfortbildung und einem betriebswirtschaftlichen Bachelorstudium. Tagsüber Ausbildung, abends Studium, das klang nach jeder Menge Stress, also genau richtig für mich. Die erste Woche auf der Baustelle war Horror. Man muss lange stehen, man muss viel laufen. Es war Januar, bitterkalt, und ich pulte Außensteckdosen rein, während es schneite. Die zweite Woche lief besser, ich habe mich an die Abläufe gewöhnt und hatte fantastische Unterstützung von den Kollegen. Die haben sich Zeit genommen, mir viel erklärt und mich gleich machen lassen – das war mega-interessant.

Zuerst werden die Basics vermittelt. Wir arbeiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern, meist in Neubauten. Wir verlegen Rohre für die Wasserversorgung, bauen aber auch komplette Heizungsanlagen. Wir biegen Rohre, wir löten und sägen. Zu unserem Handwerkszeug zählen Zangen, Schraubenschlüssel sowie Schraubendreher und Wasserwaagen.

Natürlich kümmern wir uns in älteren Gebäuden auch um verstopfte Abflüsse oder Toiletten. Wir beraten aber auch zu Energietechniken – Wärmepumpen, Pelletheizungen, Solarenergie. Es ist ein herrliches Gefühl, in einem leeren Raum loszulegen und die Heizungsführung zu planen – das ist fast schon Kunst. Dafür braucht man ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen.

Je nachdem, wie groß der Anspruch an sich selbst ist, macht man jeden Tag etwas Neues, nimmt täglich eine Herausforderung an. Jeder wird nach seinen Fähigkeiten eingesetzt: Wer die Routinen mag, findet seine Aufgaben ebenso wie die Ambitionierten, die sich spezialisieren, etwa auf Lüftungs- und Klimatechnik.

Ich finde es super, dass man einerseits selbstständig und eigenverantwortlich arbeitet, aber immer auch im Team und teilweise auch mit anderen Gewerken. Meiner Einschätzung nach kann fast jeder diesen Beruf lernen, mit etwas gutem Willen und wenn man nicht zwei linke Hände hat. Egal, ob Junge oder Mädchen.

Gewöhnungsbedürftig ist es, bei Wind und Wetter zu arbeiten. In Eiseskälte ebenso wie Hochsommer bei 35 Grad im Schatten – dann ist man abends fix und foxi. Fies sind auch Staub und Dreck auf den Baustellen. Am Ende des Tages findet man den überall, wo man ihn nicht vermutet.

Es gab Baustellenphasen, da habe ich abends geduscht, eine Haarkur aufgetragen und dann gleich noch mal geduscht. Allerdings gilt in unserer Branche die Devise ,dreckige Hände, gutes Geld‘. Nie gewöhnen werde ich mich allerdings an Baustellentoiletten – die können der absolute Horror sein.

Natürlich möchte ich gern den Familienbetrieb weiterführen. Wir sind in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Allroundtalente. Wir sorgen nicht nur dafür, dass die Leute es schön warm haben, wir beraten sie auch in Nachhaltigkeits- und Energiesparfragen. Das ist eine effiziente Form von Klimaschutz.

Unser Beruf entwickelt sich auch technisch weiter. Ich werde im nächsten Halbjahr meine Bachelorarbeit schreiben und dann vermutlich noch den Masterstudiengang anhängen. Ganz nach dem Motto: „Besser haben als brauchen.“

Foto© Kristen Neumann (dpa)