Ausstellung „Tales & Identities“: Begegnung mit Kelten und Römern Kultur & Medien | 04.03.2019 | Lucile Gagnière

Von Jugendlichen für Jugendliche: Die Ausstellung „Tales and Identities“ ist bis zum 30. Juni im Archäologischen Museum Colombischlössle Freiburg zu sehen. Sie wurde von Schülern entwickelt und umgesetzt.

Mit einer App und interaktiven Angeboten entführt sie in die Zeit der römischen und keltischen Zivilisation. chilli-Autorin Lucile Gagnière hat sie sich näher angeschaut und eine der Macherinnen zum Interview getroffen.

Selten war ein Ausstellungsraum so gemütlich: Im ersten Stock des Colombischlössle betritt der Besucher ein keltisches und römisches Wohnzimmer. Dort kann er sich auf eine Ruheliege setzen oder sich als keltische Figur verkleiden. Im nächsten Raum sind mit Playmobil-Figuren Alltagszenen aus den beiden Zivilisationen dargestellt.

„Wir wollten etwas nicht zu Archäologisches, das die Leute aus unserem Alter anlockt“, erzählt Julie Lebrecht, 13 Jahre alt. Die Schülerin des St. Ursula Gymnasium ist Teil des Kulturlotsenteams des Museums, das die „Tales and Identities“-Ausstellung entwickelt hat. Jugendliche zwischen 11 bis 17 Jahre haben sich das Konzept überlegt und umgesetzt. Angelika Zinsmaier hat das Projekt geleitet: „Die Jugendlichen durften Themen bestimmen und entscheiden, wie die Ausstellung aussehen soll. Für uns war es wahnsinnig toll, weil sie viel selber gearbeitet haben.“

Im römischen Wohnzimmer: Julie Lebrecht hat die Ausstellung mit auf die Beine gestellt

Ein origineller Beitrag der Kulturlotsen ist die App, die extra für die Ausstellung entwickelt wurde. Sie ist gratis herunterzuladen und kann auch zu Hause genutzt werden. Getreu dem Motto der Ausstellung, „Deine Entscheidung – deine Geschichte“, wählt man eine Figur, etwa eine keltische Sklavin oder den Sohn eines römischen Handwerkers, und trifft Entscheidungen, die deren Leben bestimmen.

„Jede Entscheidung führt zu einem bestimmten Ausstellungsstück im Museum“, erklärt Julie. Die Sklavin zum Beispiel benutzt einen Bronzekamm, um die Haare ihrer Herrin zu frisieren. Der Handwerkersohn stellt Waffen her. „Als Charakter hat man eine Verbindung zu den Objekten“, kommentiert Angelika Zinsmaier. „So werden sie ins Leben reingebracht.“

Julie hat die Rolle eines zwiegespaltenen keltischen Mädchens entwickelt, das sich in einen Römer verliebt, was eigentlich verboten ist. Für die Geschichte musste die Schülerin intensiv in den Büchern des Museums recherchieren. „Man merkt, wie viel in einer Ausstellung steckt“, sagt Julie. Jetzt gibt sie dort regelmäßig Führungen. Aus der zurückhaltenden Schülerin ist eine selbstbewusstene Macherin geworden, die mit ihrem Namenschild ein fester Teil des Museumsteams geworden ist. „Den Mut zu haben, hier Führungen zu geben, stärkt total das Selbstbewusstsein“, erzählt sie. Durch die Führungen habe sie gemerkt, wie gerne sie Leuten etwas beibringt. „Es macht ihnen Freude und ich finde das sehr schön.“

Von den zwei Ausstellungsräumen mag sie das Wohnzimmer am meisten, weil dort echtes Wohnambiente herrscht. Die antiken Spielzeuge dort – etwa eine Puppe oder Würfelchen – findet sie süß: „Man merkt, dass sie so viel von uns heute hatten“.

Diese „Fluchtafel“ hat eine wütende Römerin geschrieben. Julie findet sie besonders spannend.

Der Höhepunkt der Ausstellung ist für Julie aber der nächste Raum. Dort findet man eine „Fluchtafel“, die von einer wütenden Römerin beschrieben wurde. Der Grund: Jemand hatte ihre Gewandspange gestohlen. Da fluchen verboten war, hat sie abwechselnd rück- und vorwärts geschrieben, was Julie sehr spannend findet.

„Sie hatte viele Möglichkeiten, zum Beispiel in den Tempel zu gehen, um die Götter um Hilfe zu bitten, aber sie hat die illegale Lösung gewählt“, erklärt sie lachend. In der Ausstellung erfährt der Besucher viel über die keltische und römische Zivilisationen, aber vor allem bekommt er den Eindruck, eine Zeitreise machen zu können in eine vergangene Epoche. Da haben die Kulturlotsen ganze Arbeit geleistet.

Infos

Ausstellung: Tales and Identities
Geöffnet: bis zum 30. Juni 2019
Ort: Archäologisches Museum Colombischlössle
Uhrzeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Eintritt: frei bis 18 Jahre, dann 7 Euro, ermäßigt 5 Euro
Im Netz: www.freiburg.de

Fotos: © Lucile Gagnière