Der Erfinder von Tiger, Bär und ­Tigerente wird 90 Medien | 15.03.2021 | Erika Weisser

Janosch (Verlagsgruppe-Beltz) Vollständig weiß ist der buschige Bart des Jubilars inzwischen, der aber nach eigener Auskunft die Kinderwelt nie verlassen hat.

Vermutlich gibt es kaum ein Kind, das den kleinen Tiger und den kleinen Bären nicht kennt, die beiden Freunde, die in einem Häuschen in der Nähe eines Flusses wohnen und dort nicht nur Fische und Pilze, sondern alles im Leben miteinander teilen. Millionenfach haben sich die Bücher über die beiden liebenswerten Helden verkauft, die zwar gerne auf dem Sofa liegen, aber dennoch hin und wieder mit ihrer treuen Begleiterin Tigerente unterwegs sind, um sich ihre Träume und Wünsche zu erfüllen, dabei allerhand Abenteuer erleben und hinterher genauso glücklich sind wie vorher.

Und nicht nur hierzulande sind Generationen von Kindern mit Tiger, Bär und Tigerente ­aufgewachsen: Die Bücher mit den rührend erzählten und gezeich­neten Geschichten um Freundschaft und Zusammen­halt wurden in 30 Sprachen übersetzt, darunter Chinesisch und Japanisch, Türkisch und Finnisch. Von „Oh wie schön ist Panama“ gibt es sogar eine lateinische und eine aramäische Version. 2016 hat die Freiburger Schriftstellerin Carola Horstmann dieses erste am 15. März 1978 erschienene Buch über die beiden freundlichen und hilfsbereiten Gesellen zudem sehr schön ins Alemannische übersetzt.

Ziemlich genau 43 Jahre nach dem Erscheinen des im Jahr darauf mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichneten Klassikers hat der Erfinder dieser bezaubernden Charaktere nun einen runden Geburtstag: Am 11. März wird der Autor und Zeichner Janosch 90 Jahre alt. Und vermutlich feiert der fantasiebegabte Jubilar in seinem Häuschen in den Bergen Teneriffas, das vielleicht auch in der Nähe eines Flusses steht und wo er nach eigener Auskunft am liebsten in der Hängematte liegt und über das Leben nachdenkt. Auf diese hat er sich schon vor geraumer Zeit zurückgezogen: 2010 kündigte er an, keine weiteren Bücher mehr schreiben zu wollen. Und im November 2019 erschien sein letzter Beitrag über sein Alter Ego Wondrak im Zeit-Magazin, mit dem Titel: „Herr Janosch, wie sagt man Tschüss?“.

Ausschnitt von dem Buchcover: Riesenparty für den Tiger

Das hat Janosch schon oft gesagt in seinem langen Leben, nicht erst, als er mit Mitte 50 nach Teneriffa auswanderte – in sein persönliches Panama-Paradies. Der 1931 als Horst Eckert im damals schlesischen Zabrze als Sohn einer Bergarbeiterfamilie geborene Künstler hat einige Abschiede hinter sich – von Heimat, Familie, Berufen, Namen, Illusionen. Nach einer sehr schwierigen Kindheit, die er größtenteils bei seinen Großeltern verbrachte, und einer 1944 begonnenen Lehre als Schmied in ­einer Schlosserei, kam er als 15-Jähriger mit seinen Eltern nach Norddeutschland. Dort arbeitete er einige Jahre in verschiedenen Textilfabriken – und kam bei einem Lehrgang für Musterzeichnen in der Textilfachschule Krefeld zum ersten Mal mit seinem später als Beruf betriebenen künstlerischen Schaffen in Berührung. Ein Kunststudium in München brach er ab – mangels Begabung, wie er bis heute findet.

Dennoch arbeitete er als freischaffender Künstler und begann, erste Texte zu verfassen. Ab seinem 29. Lebensjahr nannte er sich Janosch. 1960 veröffentlichte er sein erstes, von ihm selbst illustriertes Kinderbuch: „Die Geschichte von Valek, dem Pferd“. Seither sind mehr als 150 Bücher von ihm erschienen – nicht nur für Kinder. Geschichten, die immer von schrägen, skurrilen Gestalten bevölkert sind, die oft genauso schwierig und unfreundlich sind wie er selbst, die aber bei aller äußeren Schroffheit doch einen ausgesprochen menschenfreundlichen Kern haben. Und danach handeln. Herzlichen Glückwunsch!

Fotos: © Janosch/Verlagsgruppe Beltz