Einsames Winterwandern: Roßbergrunde bei Breitnau Freizeit in der Regio | 30.01.2021 | Tanja Senn

Schneelandschaft

Wer hätte einst gedacht, dass das wichtigste Kriterium für einen Wanderweg mal sein würde, ob er schön einsam ist? Doch genau damit punktet die Tour rund um Fahren- und Roßberg bei Breitnau. Hier kann man ganz allein das Schwarzwaldpanorama genießen.

Dort, wo die Straße von der B31 nach Hinterzarten abbiegt, ist noch gut was los. Doch weil die meisten Fahrer hier nach rechts schwenken, ist die Straße nach Breitnau deutlich weniger befahren. Das kleine Schwarz-
walddorf liegt – trotz seiner Nähe
zu Freiburg – bei vielen Wintersportlern nicht auf dem Radar. Und die, die den Weg hierher finden, tummeln sich vor allem auf dem Schlittenhang und der Loipe am Wirbstein. Trotzdem gilt gerade am Wochenende: Der frühe Wanderer entgeht dem Trubel.

Für die Tour zum Roßberg lässt man das Dorf erst einmal hinter sich und parkt beim Ortsteil Fahrenberg (siehe Info). Startpunkt ist direkt an der B500, wo man dem Wegweiser Richtung „Wanderhütte am Fahrenberg“ folgt. Auf einem geräumten Winterwanderweg geht es sacht bergauf, vorbei an einer Handvoll Bauernhäusern wie dem Kennen- und dem Bläsibauernhof. An diesem Samstagmorgen sind die Landwirte schon längst bei der Arbeit, sitzen auf ihren mit Schneeketten ausgerüsteten Traktoren oder sägen Holz.

Schneelandschaft Baumstämme

Eine meterhohe Schneeschicht bedeckt den Roßberg. Wer nicht mit Schneeschuhen unterwegs ist, muss sich an die geräumten Wege halten. Doch auch von hier aus hat man Weitblicke – wie links die Sicht vom Bläsihof.

Je weiter man die Höfe hinter sich lässt, umso ruhiger wird es, bis nur noch das Knarren des Schnees unter den Sohlen zu hören ist. Bis zum ersten Höhepunkt der Tour ist es nicht weit: Hinter dem Bläsibauernhof erhebt sich die Kuppe des Fahrenbergs, und plötzlich tut sich der Blick Richtung Spirzenkopf auf. Eine verschneite Bank lädt dazu ein, eine erste Rast einzulegen und das Schwarzwaldpanorama zu genießen.

Das sollte genutzt werden, denn mit dem Weitblick ist es dann erst einmal vorbei. Der Weg führt in den verschneiten Winterwald, wo sich die Nadelbäume unter den schweren Schneelasten biegen. So wandert man bis zum Naturfreundehaus, das man links liegen lässt und dem unteren Weg folgt. Weiter geht es durch den stillen Wald bis zum Zimmerackerhof. Mit seiner dicken Schneehaube auf dem Dach wirkt der einsam gelegene alte Bauernhof – über der Tür prangt die Jahreszahl 1880 – mit seiner aus tausenden kleinen Holzschindeln gefertigten Fassade besonders malerisch.

Hier bietet sich ein kurioser Anblick: ein Mann, der auf seinem Vordach Schnee schippt. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Tag sein, dass Menschen zu sehen sind, die mit Schneeschaufeln bewaffnet auf ihren Hausdächern stehen. In waghalsigen Manövern versuchen die Bewohner, die Ziegel von den schweren Lasten zu befreien, bevor das glitzernde Weiß zu nass und schwer wird.

Schneelandschaft Blick auf Feldberg

Hinter einer hohen Schneewand tut sich der Blick zum Feldberg auf.

Aus den Fenstern des Zimmerackerhofs begrüßen vorbeigehende Wanderer derweil traurig dreinblickende Fasnachtsmasken. Ob sie wohl den Ausfall der fünften Jahreszeit betrauern? Für Trauer hat der Wanderer gerade keine Muße – den dunklen Winterwald hinter sich lassend, scheint die Sonne gleißend auf die weißen, unberührten Flächen rechts und links des Weges und lässt den Schnee glitzern und funkeln. Was für ein Anblick!

Unberührtes Weiß

Der wird wenige Minuten später noch getoppt. Hinter einer aufgetürmten Schneewand fällt der Roßberg ins Tal ab, und der Blick schweift über die Senke bis zum markanten Turm des Feldbergs, der sich vor einem hellblauen Himmel erhebt. Hier wird die Einsamkeit tatsächlich unterbrochen: Zwei Schneeschuhwanderer haben den Aussichtspunkt schon vorher erreicht und genießen die Sicht bei einem wärmenden Schluck aus der Thermoskanne.

Sie können nun weiter über die unberührten Schneeflächen oder die schmalen Trampelpfade des Roßbergs stapfen, während der Wanderer dem geräumten Weg nach „Breitnau (über Straße)“ folgt, den der Wegweiser anzeigt. Im Ort ist tatsächlich schon etwas mehr los – die ersten Langläufer parken hier ihre Autos und machen sich auf den Weg zur Loipe.

Schneelandschaft Kreuz

Wer seine kalte Nasenspitze wieder aufwärmen möchte, kann bereits bei der Kirche den Bus Richtung Kirchzarten nehmen und zurück nach Fahrenberg gondeln.Das öffentliche Verkehrsmittel fährt alle zwei Stunden den Ort an. Es lohnt sich jedoch, den Weg noch ein Stück weit fortzusetzen.

Beim Hotel „Kreuz“ biegt man auf den Hochschwarzwald-Pfad ab. Nach den letzten Häusern des Ortes weisen Schilder Richtung „Wirbsteinsattel“, um den Hügel herum bis zum Alamannenhof. Gegenüber dem Hof befindet sich eine wunderschöne winzige Kapelle. Ist der Zugang nicht zu verschneit, lässt sich die Tür aufstoßen und gibt den Blick frei auf eine blau bemalte Holzdecke, einen in Lindgrün und Rosa gehaltenen Altar und eine einzelne Holzbank, die zum Niederknien einlädt.

Schwarzwaldhaus Schnee

Alte Bauernhöfe – wie dieser am Ortsausgang von Breitnau – säumen den Weg.

Direkt hinter dem Hof geht es dann links ab, und das Ziel der Wanderung kommt in Sicht: das Gasthaus Löwen. Wer den Weg zurück zum Fahrenberg nicht an der Straße entlang oder durch den Tiefschnee nehmen will, steigt hier in den Bus, der jede Stunde fährt. Und nun kommt sie an diesem Tag das erste Mal zum Einsatz: die Alltagsmaske, die nach der eisigen Tour wunderbar die Nasenspitze wärmt.

Info
Länge: 6,4 Kilometer
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Auf- und Abstieg:
128 bzw. 148 Höhenmeter

Start: Fahrenberg*
Ende: Gasthaus Löwen

* Wer keinen Stellplatz in Fahrenberg findet, fährt weiter zur Ramshalde, wo es einen kleinen Parkplatz gibt. Zum Startpunkt geht es von hier aus ein paar Meter an der B500 entlang, dann links von der Straße durch den Tiefschnee, bevor der Weg bei den Höfen von Fahrenberg endlich geräumt ist. Die bessere Alternative: mit dem Bus anreisen. Da die Tour kein kompletter Rundweg ist, muss in jedem Fall ein Stück mit dem Bus zurückgelegt werden.

Fotos: © Tanja Senn