Licht und Schatten: Wanderung zur Hexenlochmühle Freizeit in der Regio | 03.07.2021 | Tanja Senn

Die Hexenlochmühle Die Hexenlochmühle ist die einzige Mühle im Schwarzwald mit zwei Wasserrädern: Im Untergeschoss sind sie durch eine Glasscheibe zu sehen.

Lieblich und schroff, blühend und karg, anstrengend und entspannend – die Rundwanderung von Neukirch bei Furtwangen ist von Gegensätzen geprägt. Gleich zwei besondere Etappenziele prägen die Tour: der Balzer Herrgott und die Hexenlochmühle.

Passionierte Fotografen sollten bei dieser Tour entweder die Kamera zu Hause lassen oder viel Zeit einplanen. Denn die eindrucksvolle Wanderung geizt nicht mit tollen Motiven. Los geht es an der Schwarzwaldhalle des Örtchens Neukirch. Wer mit dem Auto anreist, findet hier einen großen Parkplatz. Der gelben Raute des Schwarzwaldvereins folgt man zunächst Richtung „Vogtshansenhof“. Bereits auf den ersten Metern präsentiert sich die Tour malerisch: Vorbei an blühenden Bauerngärten, grasenden Kühen und an einem gurgelnden Bach entlang fällt der Weg sacht ab. Dann quert man den kleinen Wasserlauf und folgt dem mittleren der drei Wege in den Wald hinein – die Raute ist hier unter dem Dach einer Scheune nicht ganz einfach zu entdecken.

Der ständige Wechsel von schattigen Waldwegen und lichtgefluteten Höhenwegen sorgt selbst an heißen Sommertagen für ein angenehmes Wandererlebnis. Schon nach wenigen Minuten lichten sich die Bäume wieder und die asphaltierte Straße geht in einen Schotterweg über. Rechts und links blühen Glockenblumen, Frauenmantel, Butterblumen, Margeriten und Wiesenklee in verschwenderischer Pracht. Zu hören ist nichts weiter als das Zirpen der Grillen und Zwitschern der Vögel

Sagenumwoben

Am Vogtshansenhof folgt ein Anstieg Richtung „Kohlerwald“. Am Waldesrand werden die Wandernden mit der Aufforderung „Nimm dir Zeit“ empfangen, die jemand auf eine Holzscheibe geschrieben hat. Man möchte ergänzen: Nimm dir Zeit und bringe eine Tüte mit, denn zwischen den Nadelbäumen wuchern dicke Teppiche von Heidelbeersträuchern. Zusammen mit den saftig grünen Moospolstern und den üppigen Farnen verleihen sie dem düsteren Nadelwald eine verwunschene Atmosphäre. Man kann hier einem schmalen Pfad durch die Bäume hindurch folgen oder auf der – glücklicherweise wenig befahrenen – Straße bleiben, die leider immer in Blick- und Hörweite bleibt.

zahlreiche kleine Hingucker am Wegesrand

Die Tour begleiten zahlreiche kleine Hingucker am Wegesrand.

Erstes Etappenziel ist der Balzer Herrgott (Bild auf der nächsten Seite), der aus seiner Nische inmitten einer Weidbuche auf seine Gäste hinabblickt. Die spätgotische steinerne Christusfigur soll zwischen 1870 und 1880 an dem Baum befestigt worden sein. 1960 war der Torso dann bereits teilweise eingewachsen, 26 Jahre später war nur noch ein Teil des Gesichts zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde er teilweise freigeschnitten, sodass die Christusfigur nun ungehindert aus dem hölzernen Spalt hinausblicken kann. Wie sie dahin kam, darum ranken sich zahlreiche Geschichten und Legenden: Haben sie die Hugenotten bei ihrer Flucht aus Frankreich liegen gelassen? Haben die Bewohner eines Klosters den Heiland während eines Krieges im Wald versteckt? Hat ein Jäger einst Arme und Beine abgeschossen? Wie schön, dass sich diese Fragen wohl nie klären lassen und die Wandernden weiterhin rätseln und spekulieren dürfen.

Vom Balzer Herrgott aus geht es über einen schmalen Pfad bergab. Der Wald wandelt sich hier so schnell, dass man nur staunen kann. Nach dem verwunschenen Nadelwald dominieren jetzt die Laubbäume, am Wegesrand blühen Walderdbeeren und gelb leuchtender Ginster. Dann führt der Weg plötzlich steil nach unten und ist von entwurzelten und abgeknickten Bäumen gesäumt, die ein Bild der Zerstörung abgeben und viel über den aktuellen Zustand der Wälder aussagen. Dann plötzlich wieder mit weichem Moos bewachsene Findlinge, lindgrüne Fichtenschösslinge, ein gluckerndes Bächlein – Idylle pur.

 

Es klappert die Mühle 

Der anstrengende Abstieg nähert sich seinem Ende, wenn der Wegweiser zur Hexenlochmühle erreicht ist. Obwohl es von hier aus nur noch 800 Meter sind und der rauschende Heubach im Tal nicht zu überhören ist, zieht sich der enge Abenteuerpfad über Wurzeln, Steine und Baumstämme noch recht lange hin. Einen ersten Blick auf die Mühle erhascht man tatsächlich erst kurz vor dem Ziel. Es kommt nicht von ungefähr, dass die im Jahr 1825 erbaute Mühle so ein beliebtes Ausflugsziel ist: Fotografen lassen angesichts der hölzernen Wasserräder und mit Geranien geschmückten Fenster den Auslöser klicken, Wanderer und Radfahrer erfreuen sich an dem herzhaften Vesper, Touristen stöbern zwischen Kuckucksuhren und Schwarzwälder Schinken, und Gruppen von Motorradfahrern nutzen den Ort als Raststätte.

Balzer Herrgott

Vom Balzer Herrgott aus geht es über einen schmalen Pfad bergab durch ein abwechslungsreiches Waldstück.

Letztere brausen leider vor allem am Wochenende im Minutentakt vorbei, während man der Kreisstraße bis zum Behahof folgt. Glücklicherweise biegt die Tour recht bald nach links ab – und es folgt einer der schönsten Abschnitte der Wanderung. Im lieblichen Bregenbachtal führt der Weg am namensgebenden Bach entlang, der über rund geschliffene Felsen rauscht, kleine Wasserfälle bildet und unter schmalen Holzbrücken hindurchfließt. Infotafeln der Tour „Landschaft im Wandel“ erklären, woher Namen wie „Rappenfelsen“ oder „Brennertal“ stammen und wie sehr sich die Gegend im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat.

kleiner, schmaler Wegpfad durch ein Waldstück

Der Aufstieg ist zwar sacht, aber stetig und die schattenspendenden Waldabschnitte sind daher herzlich willkommen. Zum Ende hin brägelt die Sonne jedoch unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel hinab. Die geschnitzten Tierfiguren am Wegesrand dienen als gute Ausrede für kurze Fotostopps mit Verschnaufpause. Und als die ersten Häuser von Neukirch wieder in Sicht kommen, ist die Speicherkarte voll, die Füße sind müde – und die Wandernden sind glücklich.

Info:
Wegpunkte: Neukirch – Vogtshansenhof – Kohlerwald – Fallengrund – Balzer Herrgott – Hexenlochmühle – Bregenbachtal (hier dem Bach folgen) – Neukirch
Länge: 13,1 km
Dauer: ca. 4 Stunden
Auf- und Abstieg: 393 Höhenmeter

 

Hexenlochmühle

Auf etwa halbem Weg lädt die Hexenlochmühle zur Rast ein. Wer sich stärken möchte, kann sich in der Gaststätte oder auf deren Terrasse mit Schäufele, Bauernvesper, Flammkuchen & Co. verwöhnen lassen. Eine „Uf de Wäg“-Karte und ein kleiner Laden, in dem es verführerisch nach geräucherten Würsten und Speck riecht, bieten aber auch Speisen zum Mitnehmen, die man an einem der Picknicktische gegenüber der Mühle verspeisen kann. Auch wenn die Konfitüren, Beerenweine und Edelbrände zum ausgiebigen Einkauf einladen, sollte man nicht vergessen, dass nach der Rast der Anstieg folgt und ein voll beladener Wanderrucksack dabei nicht hilfreich ist. Die Lösung: Die meisten Produkte lassen sich auch im hauseigenen Online-Shop bestellen.

Hexenlochmühle

Info
Hexenloch 13 & 14
78120 Furtwangen
Tel.: 07723 / 7322
www.hexenlochmuehle.de

Fotos: © iStock.com/ Conny Pokorn, tas