Auf Socken in die Herzen getanzt: Il Civetto auf dem ZMF in Freiburg Musik | 31.07.2025 | David Pister

Il Civetto spielten am Mittwochabend beim Zelt-Musik-Festival

Il Civetto bringen Fusion-Pop, Toskana-Vibes und, mit besockten Zehen, barfüßigen Charme aufs ZMF. Trotz Mittwoch und Tiefdruck tanzt Freiburg – und verliebt sich wieder ein bisschen in diese Band aus Berlin.

Vom Most ins Zelt

„Gestern standen wir noch im Most“, sagt Frontmann Leon Keiditsch nach den ersten Liedern. Ein paar Tage Weingut im Freiburger Umland, Leben genießen, Wein probieren. Die Berliner Band Il Civetto liebt Freiburg, Konzerte hier seien immer etwas Besonderes. Toskanafeeling, good Vibes, Vino – Freiburg passt eben zum Lebensgefühl, das die Fusion-Pop-Band in ihrer Musik besingt und verbreitet.

Vor zwei Jahren waren Il Civetto das letzte Mal beim ZMF. Im Badische-Zeitung-Zelt. Damals – kurz nach ihrem ersten Charterfolg mit dem Album Späti del Sol – war es proppenvoll, die Tickets ausverkauft. Am Mittwochabend im Jetzt sind die Podeste des deutlich größeren Zirkuszelts eher luftig besetzt. Und auch mittig vor der Bühne hat man – positiv gesagt – viel Platz zum Tanzen. Es ist aber auch Mittwoch, ein Tiefdruckgebiet hängt über Freiburg und das Zelt ist deutlich größer.

Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Im geschlechtlich ziemlich gut ausgeglichenen Publikum wird getanzt und gestrahlt.

Vom Instrument zum Hüftschwung

Auch auf der Bühne herrscht kein Stillstand: Besonders Lars Löffler-Oppermann verbrennt ordentlich Kalorien bei seinen Tanzeinlagen. Eigentlich ist der schon genug ausgelastet, weil er zwischen einem Saxophon aufs andere, von der Klarinette zum Keyboard und dann wieder zu den Backingvocals wechselt. Aber Löffler-Oppermann bounct, stampft, kniewippt unaufhörlich im monochromen Hemd-Hose-Look.

Il Civetto lassen sich schwer in ein Genre pressen. Die Berliner Band besteht aus Freunden mit ganz unterschiedlichen musikalischen Wurzeln – von Jazz bis Straßenmusik. Auf Reisen sammeln sie Eindrücke, Klänge und Geschichten, die sich in ihren Songs wiederfinden. So entsteht ein Sound, der mal nach Folk klingt, mal nach Reggae, dann wieder nach Rap.

Immer fröhlich, manchmal nachdenklich

Leicht federnd klingen die meisten Songs, wie ihr Hit „Rio-Reiser-Platz“ oder „Späti del Sol“. Bei „Baba Che“ kommt dann eher Balkan, Folk und Weltmusik raus – aber immer fröhlich, immer tanzbar. Das „Hey, hey, hey“ denkt sich der Kopf und die Füße machen mit.

Aber sie können auch anders. Bei „Fragen“ steht Frontmann Keiditsch allein auf der Bühne. Spotlight. Vor fünf Jahren ist sein Vater gestorben, es tue gut, solche Erfahrungen zu teilen. „Und ich frag‘ mich, würden wir uns heut‘ verstehen? Du fehlst“, singt Keiditsch. Gänsehaut.

Für „Alles was ich hab“ kommt dann der phänomenale Voract Ami Warning nochmal auf die Bühne. Als Zugabe gibt’s „Regen in Rom und Paris“, aber zum Glück nicht in Freiburg. Und nochmal „Rio-Reiser-Platz“ diesmal nicht als abgespeckte Akustikversion, sondern mit der ganzen Band.

Die letzte Zugabe verklingt, das Zelt tobt – und ganz vorn steht einer in Socken.

Chilli-Bildergalerie

Fotos: © David Pister