„Musst das Trüffelschwein sein“ – Wie Käptn Hässler das Freiburger Nachtleben prägt Musik | 25.04.2025 | Till Neumann

Die meisten kennen ihn als Käptn Hässler. Sie tanzen, wenn der vollbärtige Hüne auf Elektropartys auflegt. Dabei ist Alexander Hässler vor allem Veranstalter. 2024 hat der 45-Jährige den Sprung in die hauptberufliche Selbstständigkeit gewagt – und gilt bei manchen als Rave-Manager der Stadt.
Markantes Gesicht, breites Grinsen, entspannte Art. Käptn Hässler ist kaum zu übersehen. Nachtmenschen dürften den umtriebigen Mann häufiger entdecken. Seit Jahren bringt er Partys, Acts und Ideen in die Stadt. Und geht neuerdings verstärkt seinen eigenen Weg. Mit der Käptn Hässler Agency hat er sich 2024 hauptberuflich selbstständig gemacht. Ein Schritt für mehr Gestaltungsfreiheit, aber nicht ohne Risiko in Zeiten von Kulturkrise, steigenden Preisen und raren Locations.
Geboren und aufgewachsen ist Hässler in Villingen. Schon mit 15 legte er dort auf. „Auch während der Schule habe ich immer irgendwie unsere Stufenpartys organisiert“, erinnert sich Hässler. Das Schicksal wollte es so: „Ich hatte das Glück, dass es in Villingen ein Jugendhaus gab, wo viele einfach wahnsinnig musikaffin waren.“ Er half an der Bar, begann mit einem Kumpel aufzulegen, wurde Musik-Nerd.
Zum Studium der Sozialen Arbeit zog es ihn zur Jahrtausendwende nach Freiburg. An der Katholischen Hochschule veranstaltete er ab 2001 Partys. DJs legten mit Röhrenbildschirmen und dem Programm Winamp auf. „Hässler erzählt von vor dem Krieg“, sagt er und lacht.
Was als Jugendlicher funktionierte, klappt auch im Breisgau. Über Thekenjobs im Waldsee und dem Klub Kamikaze lernte er viele Nachtaktive kennen. „Ich bin da mit allen möglichen Leuten zusammengekommen, die in den Nuller- bis Anfang Zehnerjahren in Freiburg das Partygeschehen hochgehalten haben“, erzählt Hässler. „Da wurde ich infiziert – im positiven Sinne.“
Bald war klar: Hässler will seine Leidenschaft zum Beruf machen. „Weil ich keinen Bock habe, irgendeinen 0815-Job zu machen, da wäre ich der absolute Low Performer“, erzählt er und grinst. Sein Herz schlägt für Live-Musik, Elektro und verstärkt auch für Flinta-Reihen. Mit „Wir Raven Im Viereck“ holt er diverse Acts ins Räng Teng Teng. Mit „Ritter Butzke“ veranstaltet er Techno in der Theaterbar. Beim „Elternabend“ tanzen Mamas und Papas in der Frederics Cocktail Bar.
Zur Marke geworden ist Hässler jedoch mit seiner Reihe „Ahoii Club“. „Das Baby von allem“, sagt er selbst. 2012 veranstaltete er erstmals das „Ahoii Festival“ im Waldsee. Und ernannte sich zum Käptn. Inspiriert hatte ihn die Berliner Bar „Captain A. Möller“. Mit Kapitänsmütze legte er fortan bei Ahoii-Events auf, lud andere Turntablelists ein und brachte viele zum Tanzen.
Sein Geld verdiente er über Jahre als Booker für Agenturen wie Karoevents oder Vaddi. Er brachte noch recht unbekannte Namen wie Marteria oder Faber in die Stadt. Die Kunst sei, aufstrebende Acts zu entdecken, die einschlagen – wie Meute. Dort gelang das, „weil mir die auf irgendeinem Festival über den Weg gelaufen sind, ich gesagt hab: geil“. Er verfolgte ihren Weg, irgendwann passte es und sie kamen aufs ZMF. „Du musst das Trüffelschwein sein“, betont Hässler.
Für die Freiburger DJane Ella Stracciatella gelingt ihm das ausgezeichnet: „Wirklich beeindruckend, wie viel neue Veranstaltungskonzepte und Bookingideen er in die Freiburger Kulturlandschaft einbringt.“ Seine Partys seien eine sichere Bank. Ella schätzt an ihm eine starke und klare Meinung. In Business-Angelegenheiten habe sie ihn immer als äußerst fair wahrgenommen.
Sein Booking-Business macht er mittlerweile vor allem solo. „Im Agenturleben habe ich gefühlt irgendwie alles erlebt und gemerkt: Es ist einfach Zeit, was Eigenes zu machen.“ Die Tage als Solo-Agentur sind dennoch wenig spektakulär: Der Großteil bestehe aus Bürozeiten, der Organisation und Planung von Events. Das erledigt er in einem Büro in Gundelfingen, angedockt an eine Firma.
Das Herz schlägt für Elektro, doch auch mainstreamigere Reihen sind Teil des Programms: „Das brauche ich zum Überleben.“ Finanziell klappt das ganz ordentlich. „Ich komme rum, alles ist entspannt“, betont Hässler. Nur fürs Cabrio reiche es noch nicht.
Sein Antrieb bleibt weiterhin, Neues nach Freiburg zu bringen. Dafür wünscht er sich eine Location, größentechnisch zwischen E-Werk und Sick-Arena. Wie die Laiterie in Strasbourg oder das Tollhaus in Karlsruhe. „Ich finde, dass die Stadt Freiburg viel mehr für die Kultur machen müsste, um einfach auch spannend zu bleiben.“ Seinen Beitrag dazu leistet er seit mehr als 20 Jahren. Es ist fest davon auszugehen, dass der Käptn auch weiter Welle machen wird.
Foto: © Felix Groteloh