Baumärkte boomen in der Krise Bauen & Wohnen | 19.04.2021 | Philip Thomas

Baumarkt Drive In Offen dank Click & Collect: Hornbach konnte seinen Umsatz um fast 16 Prozent steigern.

Bau- und Gartenmärkte zählen zu den Profiteuren der Corona-Krise. In zahlreichen Bundesländern dürfen die DIY-Tempel unabhängig von Inzidenzwerten Click & Collect anbieten und verbuchen gestiegene Umsätze. Als „Krisengewinner“ möchten die Ketten trotzdem nicht gelten.

Die drittgrößte deutsche Baumarktkette spricht von einem „denkwürdigen Geschäftsjahr“. Vom März 2020 bis März 2021 verzeichnete Hornbach ein Umsatzplus von 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt setzte die Gruppe mit deutschlandweit 96 Märkten 5,1 Milliarden Euro um. „Die Corona-Pandemie hat den seit gut zehn Jahren in Europa anhaltenden Homing- und Cocooning-Trend nochmals verstärkt“, erklärt Sprecher Florian Preuß. Viele Menschen seien darum bemüht, die Zeit in den eigenen vier Wänden so angenehm wie möglich zu gestalten.

In der Pandemie schwangen auch viele DIY-Muffel den Hammer. „Wer zu Hause werkelt, dem fällt die Decke eher nicht auf den Kopf“, so Preuß. Hornbach zählte zahlreiche Neukunden, die erstmals Projekte in Haus, Wohnung oder Garten umgesetzt hätten: „Ein Indiz dafür sind die drastisch gestiegenen Zugriffszahlen auf unsere Anleitungen und Tutorials.“ Der Kundenservice habe in diese Richtung umgebaut werden müssen.

Auch Trends ließen sich erkennen: Zu Beginn des vergangenen Frühjahrs habe Hornbach eine auffällig hohe Nachfrage nach Material für Innenprojekte wie Farben, Bodenbeläge oder Tapeten registriert. „Das kam dann wieder zurück, als es im November erneut kühler wurde und sich ein weiterer Lockdown abzeichnete. Das war schon ungewöhnlich“, erläutert Preuß.

In den ersten Lockdown-Monaten hätten viele Menschen zielgerichtet und schnell eingekauft. „Beratungsgespräche wurden gemieden“, sagt er.

Das Frühjahr sei erwartungsgemäß der Höhepunkt gewesen, „aber auch in den Folgemonaten konnten wir deutlich gestiegene Umsätze verzeichnen“, so Preuß. Als Krisengewinner will die Kette trotzdem nicht gelten.  Erich Harsch, Vorstandsvorsitzender der Hornbach Baumarkt AG, im Dezember dazu: „Im Branchenvergleich ist Hornbach im laufenden Jahr überdurchschnittlich stark gewachsen.“

Andere Ketten halten sich mit Zahlen bislang noch zurück. Hornbach dürfte aber nicht der einzige Bewerber mit Umsatzplus sein. Laut dem Handelsverband BHB setzten die 480.000 Angestellten in Deutschlands Bau- und Gartenfachmärkten von Januar bis September 2020 insgesamt 17,32 Milliarden Euro um. Das entspricht einer Steigerung von 15 Prozent. Und auch die Handarbeitsbranche konnte ihren Umsatz 2020 um 17,4 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro nach oben schrauben.

Bauhaus, mit einer Filiale in Freiburg, spricht bisher nur von einem „Kundenzustrom“. „Dabei wurde und wird alles Relevante aus dem kompletten Spektrum von Werkstatt, Haus und Garten gekauft“, erklärt das Unternehmen. Bei der Umsetzung der Schutzmaßnahmen in den mehr als 150 Bauhaus-Filialen kommt den Märkten ihre Größe zugute: Mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von fast 12.000 Quadratmetern sowie großzügiger Raumhöhe könnten Kunden auch bei höherer Frequenz in den saisonal starken Frühjahrsmonaten mit dem nötigen Abstand einkaufen. Als Gewinner der Krise möchte auch Bauhaus nicht gelten: „Das Wort finden wir in diesem Kontext unpassend.“

Und auch der deutsche Gartenmarkt sprießt: Laut dem Industrieverband Garten (IVG) haben die Betriebe 2020 mit einem Umsatzplus von mehr als neun Prozent „einen vermutlich auf lange Sicht nicht zu schlagenden Rekordumsatz“ von rund 20,7 Milliarden Euro erzielt. 

Foto: © HORNBACH