»Leider Gewinne machen«: Unmüssig-Gruppe beim Tauziehen mit dem Rathaus Bauen & Wohnen | 01.03.2023 | Lars Bargmann

Visualisierung von neuen Wohnungen im Landwasser Freiburg Aufwertung für Landwasser: So ähnlich wird die neue Mitte aussehen.

Der Bau des neuen EKZ Landwasser soll noch in diesem Jahr fertig werden. „Wir sind zeitlich und auch auf der Kostenseite im Plan“, sagt Peter Unmüßig. Seine Firmengruppe ist aktuell auch in vielen anderen Städten mit großen Projekten aktiv. Nur im Freiburger Stadtteil St. Georgen hakt es.

Zu 90 Prozent ist Quartier City West, auf diesen Namen hört der Neubau des EKZ Landwasser, vermietet. Rund 150 Millionen Euro wird es am Ende gekostet haben, erzählt Unmüßig. 28.000 Quadratmeter Mietfläche sind im Gebäudekomplex. Es gibt 211 Wohnungen, davon 61 für Senioren, 259 Tiefgaragenplätze, im Erdgeschoss werden Rewe, Lidl und ein dm-Markt einziehen, zudem gibt es ein Fitnessstudio.

Anders als üblich wird die Gruppe die Immobilie vorerst nicht an einen institutionellen Anleger verkaufen. „Wir haben generell einen Verkaufsstopp bis Anfang 2024.“ Grund seien die großen Umwälzungen am Markt, nicht zuletzt die stark gestiegenen Zinsen.

Noch immer in der Pipeline ist das Bauvorhaben auf dem Grundstück des OBI-Markts in St. Georgen. Das Projekt war zwei Mal im Gestaltungsbeirat, der empfahl weitere Verbesserungen. Der Grund für die Verzögerung, teilt das Rathaus auf Anfrage mit, liege aber nicht darin, dass Freiraumgestaltung, Fassadenentwicklung und Materialität optimiert werden müssten, sondern sei durch den Wechsel der Konzeption mit Pflegeangeboten bedingt. Die Stadtverwaltung favorisiere das Konzept mit Wohnungen für Studierende, Familien sowie seniorengerechte kleine Apartments.

Das Pflegekonzept und die damit geänderten Grundrisse entsprächen noch nicht den Landesvorgaben. Zudem laute die Devise: „Nachverdichtung ja, aber nur in Verbindung mit gut nutzbaren, qualitativ hochwertigen Freiräumen“. Das Projekt müsse in einem Bebauungsplan nebst städtebaulichem Vertrag geregelt werden. Die Forderung nach 50 Prozent gefördertem Mietwohnungsbau sei dort aber nicht angemessen. So werden Unmüßig und Rathaus noch etwas weiter am Tau ziehen, bis der Spaten gestochen wird.

Das für gemeinwohlorientierte Akteure reservierte Neubaugebiet ist für Unmüßig kein Thema. „Wir sollen da ja nicht bauen. Wir müssen leider Gottes Gewinne machen. Wenn wir keine Gewinne machen, dann finanzieren uns die Banken nicht.“ In Emmendingen hat Unmüßig unlängst den Baustart für die Sanierung des 13 Jahre lang leerstehenden Kaufhauses Krauss gefeiert. Auf rund 6700 Quadratmetern sind neue Laden- und Gastroflächen, aber auch Wohnungen geplant. So werden die beiden oberen Etagen abgerissen und auf dem Dach 38 zweistöckige Apartments erstellt.

In Heidelberg hat die Gruppe nun auch das Gebäudeensemble Carré mit heute 14.000 Quadratmetern Nutzfläche gekauft. Und dem einzigen Hochhaus im Stadtzentrum. „Das haben wir in unser langfristiges Investmentportfolio übernommen“, sagt Unmüßig. Die exponierte Lage „schreie“ danach, sich mittelfristig auch mit einer Projektentwicklung auseinanderzusetzen.

In Mainz hat die Gruppe am Münsterplatz den denkmalgeschützten Teil des „Telekom-Hauses“ erworben –auch hier, um es zu revitalisieren. In Karlsruhe auf dem Gelände des Postgiroamts werden 280 Millionen Euro für 70.000 neue Quadratmeter investiert, in Ludwigshafen sind 25.000 Quadratmeter Bürofläche im Plan. Und für die Expansion der Boarding-Marke BlackF sind in Mainz, in Stuttgart und in Karlsruhe weitere Bauvorhaben in der Vorbereitung.

Visualisierung: © Unmüssig-Gruppe