Nicht nur schön, auch schön teuer: Freiburgs neuer Mietspiegel legt 3,7 Prozent zu Bauen & Wohnen | 04.03.2019 | Bernd Peters

Mit dem Jahreswechsel ist, wie vom Gemeinderat im vergangenen November beschlossen, der neue Freiburger Mietspiegel in Kraft getreten. Dieser, erstellt von einer Expertengruppe unter anderem mit Vertretern aus Mieter- und Vermieterverbänden und dem Gewos-Fachinstitut aus Hamburg, gilt nun zwei Jahre lang.

Demnach kletterte die durchschnittliche Quadratmetermiete um 3,7 Prozent oder 31 Cent auf 8,56 Euro. Freiburg bestätigt damit, was eh jeder weiß: Hier wohnt man nicht nur schön, sondern auch schön teuer.

Einer aktuellen Empirica-Studie zufolge, die das ARD-Magazin Panorama Ende Januar veröffentlicht hat, müssen Wohnungssuchende in Freiburg für eine neu gebaute Mietwohnung ziemlich genau ein Drittel ihres Brutto-Monatslohns hinblättern. Diese 33,1 Prozent liegen weit über dem kritischen Wert von 27 Prozent, ab dem Experten die Balance zwischen der Miete und den sonstigen Lebenshaltungskosten nicht mehr in einem gesunden Maß gegeben sehen.

Ändern kann der Mietspiegel das freilich nicht. Aber helfen kann er trotzdem: Mit Hilfe eines Online-Rechners gibt er Mietern und Wohnungssuchenden schnell Auskunft über die Frage, ob eine Wohnung zu teuer oder eine Mieterhöhung zu saftig ausfällt. Aber Obacht: Geförderte und preisgebundene Wohnungen, Ein- und Zweifamilienhäuser, Wohnheimplätze, möblierte Appartements und WG-Zimmer sind nicht im Mietspiegel vertreten. Zudem bleiben Zu- und Abschläge, basierend auf Ausstattung, Alter, Lage, Größe und Zustand einer Wohnung, dabei unberücksichtigt.

Fraktionen fordern neue Grundlage

Vermietern bietet der Spiegel dagegen Vergleichswerte über den Mietzins, den sie für ihre Immobilie verlangen können. Allerdings wird die Durchschnittsmiete lediglich auf der Basis von Mietverträgen berechnet, die in den vergangenen zwei Jahren neu abgeschlossen oder in den jüngsten vier Jahren verändert worden sind. Eine Tatsache, die in der aktuellen Debatte um den geplanten Stadtteil Dietenbach von den Gegnern als Argument dafür herangezogen wird, dass er mit seinen vielen Neubauwohnungen am Ende die Mieten in Freiburg eher befeuern als eindämmen könnte.

Kritiker monieren ohnehin, dass die aktuelle statistische Herangehensweise an den Mietspiegel eine allzu vermieterfreundliche Rechenweise ist, da die Durchschnittsmieten niedriger ausfallen würden, wenn man sie beispielsweise über den Zeitraum eines Jahrzehnts zugrunde legen würde. Die Immobilienwirtschaft hält dagegen, dass dies auf die erwartete Rendite der Vermieter drücken und somit diesen gegenüber ungerecht wäre.

Ende November hatten aus dem Freiburger Rathaus SPD, Grüne, CDU, Unabhängige Listen, JPG, Freie Wähler und Freiburg Lebenswert/Für Freiburg deswegen in einem offenen Brief an Bundesjustizministerin ­Katarina Barley gefordert, die Beschränkung des Erhebungszeitraums „ersatzlos“ zu streichen. Der Bund hat das Thema Mietspiegelreform im schwarz-roten Koalitionsvertrag festgehalten – aber noch keine gesetzliche Neuregelung auf den Weg gebracht, die der einen oder der anderen Seite weiterhelfen würde.

Info

Freiburgs Mietspiegel (freiburg.de/mietspiegel) ist ein sogenannter „qualifizierter Mietspiegel“ nach § 558d BGB. Das bedeutet, dass er auf der Basis wissenschaftlicher Methoden alle zwei Jahre neu erstellt werden muss. Alle vier Jahre muss dafür eine Befragung durchgeführt werden. Dazwischen kann der Mietspiegel aber auch deutlich kostengünstiger auf der Basis des Lebenshaltungskostenindexes für ganz Deutschland ermittelt werden. Beim aktuellen Freiburger Mietspiegel ist dies der Fall, weshalb er im Grunde nicht wirklich die Freiburger Situation abbildet und vermutlich in zwei Jahren bei der nächsten Fortschreibung und Datenerhebung vor Ort größere prozentuale Sprünge bei den Mietsteigerungen nach sich ziehen wird.

Foto: © Neithard Schleier