Peter Unmüßig über gemischt genutzte Gebäude und falsche Sozialquoten Bauen & Wohnen | 22.08.2018 | Lars Bargmann

Die Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden zählt zu den Schwergewichten in der südwestdeutschen Immobilienbranche. Firmenchef und Vordenker Peter Unmüßig managt derzeit ein Milliardenvolumen. Vieles macht Freude, manches nicht, wie er im Redaktionsgespräch berichtet.

Spielort Heidelberg: Nach Freiburger Vorbild („Städtchen in der Stadt“) entwickelt und baut Unmüßig auch dort die Westarkaden – übrigens als Teil der weltweit größten Passivhaus-Siedlung. Fast 12.000 Quadratmeter Einzelhandels- und Gastronomieflächen unter 300 Wohnungen steuern die Freiburger bei. Wieder einer der gemischt genutzten Immobilien, für die Unmüßig schon bekannt ist. So auch am Spielort Karlsruhe, wo die Gruppe bald ein Hotel mit 300 Zimmern, aber auch Wohnungen, Geschäfte und Gastronomie bauen wird.

Oder am Spielort Freiburg: Auch die Freiburger Westarkaden haben einen Mix aus Einzelhandel, gewerblich genutzten Flächen und Wohnungen. So wird es bald auch in Landwasser sein, wo Unmüßig über dem neuen Einkaufszentrum mit REWE, Drogeriemarkt, Discounter, Gastronomie und Arztpraxen auch 220 Wohnungen erstellen wird – wieder so ein Städtle in der Stadt. Auf fast 30.000 Quadratmetern.

Auch das gut 27.000 Quadratmeter große Bauvorhaben Medicus auf dem Güterbahnhof ist eine gemischt genutzte Immobilie, in der es ein Hotel (Centro mit 4 Sternen und 130 Zimmern), ein Black-Forest-Boardinghaus mit 128 Apartments und einen International Campus mit Schulungs- und Konferenzräumen geben wird. „Man kann durchaus von einer Renaissance gemischt genutzter Immobilien sprechen“, sagt Peter Unmüßig, „früher waren das die jüdischen Zinshäuser mit kleinen Geschäften unten, Büroetagen und Wohnungen in den oberen Stockwerken.“

Dann verschwanden diese Häuser ein bisschen von der Oberfläche, es wurden mehr „reinrassige“, monothematische Immobilien gebaut, heute aber sind sie wieder im Kommen. Furchtbar trivial sind sie nicht, gibt es doch für wohnwirtschaftliche und gewerbliche Neubauten unterschiedliche Anforderungen, etwa an den Brandschutz oder an die Energiestandards. „Wir sind prädestiniert für solch komplexe Aufgaben, weil wir aus unserer Historie ja auch für die Produktion von Gebäuden bekannt sind. Wir denken wie Bauunternehmer und deswegen finden wir – technisch wie wirtschaftlich – die optimalen Lösungen“, sagt der Firmenchef, der unlängst 175 Wohnungen und 450 Quadratmeter Einzelhandelsfläche im Umfeld der Freiburger Westarkaden an die HanseMerkur Grundvermögen verkauft hat.

Kaum einen Schritt vorwärts geht es derweil beim Neubaugebiet Zinklern in Lehen. Das Freiburger Rathaus und die Grundstückeigentümer (ein Viertel der Fläche gehört der Stadt, eins Unmüssig, eins einem anderen Bauträger, das letzte Viertel verantworten die Bauträger treuhänderisch für Private) kommen beim notwenigen städtebaulichen Vertrag einfach nicht zusammen. „Wenn die Stadt mehr als zwei Drittel des Planungsgewinns will, werden die Eigentümer nicht unterzeichnen können“, sagt Unmüßig.

Anfänglich habe man sieben Millionen Euro auseinander gelegen, aktuell seien es noch drei. Baubürgermeister Martin Haag hatte der Redaktion im Februar gesagt, dass die Verwaltung aufgrund der vielfältigen gesetzlichen und politischen Anforderungen bei den Verträgen „den Sack nicht mehr zu kriegt“. Zinklern zeige die „Quadratur des Kreises“. Er hatte gehofft, bis Ende Juni eine Einigung zu schaffen. Die gibt es bis heute nicht. Es geht um 550 Wohnungen.

Wer Unmüßig auf die Forderung einer Gemeinderatsmehrheit nach 50 Prozent sozialem Mietwohnungsbau im Stadtteil Dietenbach anspricht, erntet Kopfschütteln. „Das ist wirtschaftlich absolut unmöglich. Und auch soziologisch unverhältnismäßig.“ Bis zu 25 Prozent für zu fördernde Haushalte bereitzustellen, sei auch nach führenden Soziologen die Oberkante. Private Bauträger hätten beim geförderten Mietwohnungsbau einen Verlust von rund 400 Euro pro Quadratmeter. Und dass allein die Freiburger Stadtbau oder die Genossenschaften mehr als 400.000 Quadratmeter bauen könnten, sei mehr als nur unwahrscheinlich.

Visualisierung: © Unmüssig